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Kulturgeschichte - Klassik


Schiller - Anfang

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Don Carlos

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Friedrich Schiller - Don Carlos
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Der König, Graf Lerma
 
Lerma
(mit Bestürzung, da er den König gewahr wird)
Befinden
Sich Ihre Majestät nicht wohl?
 
König  
Im linken
Pavillon war Feuer. Hörtet Ihr
Den Lärmen nicht?
 
Lerma
Nein, Ihre Majestät.
 
König
Nein? Wie? Und also hätt' ich nur geträumt?
Das kann von ungefähr nicht kommen. Schläft
Auf jenem Flügel nicht die Königin?
 
Lerma
Ja, Ihre Majestät.
 
König
Der Traum erschreckt mich.
Man soll die Wachen künftig dort verdoppeln,
Hört Ihr? sobald es Abend wird - doch ganz,
Ganz insgeheim. - Ich will nicht haben, daß -
Ihr prüft mich mit den Augen?
 
Lerma
Ich entdecke
Ein brennend Auge, das um Schlummer bittet.
Darf ich es wagen, Ihre Majestät,
An ein kostbares Leben zu erinnern,
An Völker zu erinnern, die die Spur
Durchwachter Nacht mit fürchtender Befremdung
In solchen Mienen lesen würden - Nur
Zwei kurze Morgenstunden Schlafes -
 
König
(mit zerstörten Blicken)    
Schlaf,
Schlaf find' ich in Escurial. - So lange
Der König schläft, ist er um seine Krone,
Der Mann um seines Weibes Herz - Nein, nein!
Es ist Verleumdung - War es nicht ein Weib,
Ein Weib, das mir es flüsterte? Der Name
Des Weibes heißt Verleumdung. Das Verbrechen
Ist nicht gewiß, bis mir's ein Mann bekräftigt.
       
(Zu den Pagen, die sich unterdessen ermuntert haben.
Ruft Herzog Alba!
 
(Pagen gehen)
 
Tretet näher, Graf!
Ist's wahr?
(Er bleibt forschend vor dem Grafen stehen)
 
 O, eines Pulses Dauer nur
Allwissenheit! - Schwört mir, ist's wahr? Ich bin
Betrogen? Bin ich's? Ist es wahr?
 
Lerma
Mein großer,
Mein bester König -
 
König
(zurückfahrend)   
König! König nur,
Und wieder König! - Keine beßre Antwort,
Als leeren hohlen Wiederhall? Ich schlage
An diesen Felsen und will Wasser, Wasser
Für meinen heißen Fieberdurst - er gibt
Mir glühend Gold.
 
Lerma
Was wäre wahr, mein König?
 
König
Nichts. Nichts. Verlaß mich. Geht.
(Der Graf will sich entfernen, er ruft ihn noch einmal zurück)
               
Ihr seid vermählt?
Seid Vater? Ja?
 
Lerma
Ja, Ihre Majestät.
 
König
Vermählt und könnt es wagen, eine Nacht
Bei Eurem Herrn zu wachen? Euer Haar
Ist silbergrau, und Ihr erröthet nicht,
An Eures Weibes Redlichkeit zu glauben?
O, geht nach Hause. Eben trefft Ihr sie
In Eures Sohns blutschändrischer Umarmung.
Glaubt Eurem König, geht - Ihr steht bestürzt?
Ihr seht mich mit Bedeutung an? - weil ich,
Ich selber etwa graue Haare trage?
Unglücklicher, besinnt Euch. Königinnen
Beflecken ihre Tugen nicht. Ihr seid
Des Todes, wenn Ihr zweifelt -
 
Lerma
(mit Hitze) 
Wer kann das?
In allen Staaten meines Königs wer
Ist frech genug, mit giftigem Verdacht
Die engelreine Tugend anzuhauchen?
Die beste Königin so tief -
 
König  
Die beste?
Und Eure beste also auch? Sie hat
Sehr warme Freunde um mich her, find' ich.
Das muß ihr viel gekostet haben - mehr,
Als mir bekannt ist, daß sie geben kann.
Ihr seid entlassen. Laßt den Herzog kommen.
 
Lerma
Schon hör' ich ihn im Vorsaal -
(Im Begriff zu gehen)
 
König
(mit gemildertem Tone)
Graf! Was Ihr
Vorhin bemerkt, ist doch wohl wahr gewesen.
Mein Kopf glüht von durchwachter Nacht. - Vergeßt,
Was ich im wachen Traum gesprochen. Hört Ihr?
Vergeßt es. Ich bin Euer gnäd'ger König.
 
(Er reicht ihm die Hand zum Kusse. Lerma geht und öffnet dem Herzog von Alba die Thüre.)
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