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Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert


   
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© von Martin Schlu 2003

20. Jahrhundert

20. Jahrhundert Die Achtziger Jahre: Vom Kalten Krieg zum Mauerfall
Krzystof Penderecki: Requiem polskie / Ein polnisches Requiem

Das „polnische Requiem" entstand in der ersten Form zwischen 1980 und 1984. Es wurde schon vor 1984 in einzelnen Abschnitten aufgeführt, bis am 28. September das gesamte Werk unter der Leitung von Mtislaw Rostropowich zur Uraufführung kam und u.a. 1987 in der neuerbauten Kölner Philharmonie aufgeführt wurde. 1993 erweiterte Penderecki das Werk noch um das „Sanctus" und dirigierte es am 11.11. des Jahres erstmals in Stockholm mit dem Royal Stockholm Philharmonic Chorus and Orchestra (Referenzeinspielung 1995 Chandos Records CHAN 9459/60 erschienen 1996)

Die Besetzung ist sehr umfangreich: vier Solisten, großer Chor, großes Orchester mit vier- bis sechsfacher Bläserbesetzung. Die Keimzelle des Requiem geht auf das „Lacrimosa" zurück, das Penderecki für seinen Freund Lech Walésa und die „Solidarnosc" im Andenken an den unter Jaruzelski 1970 niedergeschlagenen Aufstand der Danziger Werftarbeiter

komponierte. Danach schrieb Penderecki weitere Teile: das „Agnus Dei", für den befreundeten Kardinal Wyszysnski in der Nacht nach dessen Tod 1981, das „Recordare, Jesu pie" anläßlich der Heiligsprechung Maximilian Kolbes 1982 und das „Dies irae", das Penderecki für die Gedenkfeiern zum 40. Jahrestag des Aufstand im Warschauer Ghetto (1. August 1944) schrieb.

Das „Polnische Requiem" ist in der Summe seiner Teile also ein sehr persönliches Werk Pendereckis, einerseits eine Erinnerung an Freunde und Vorbilder, andererseits die musikalische Überzeugung von Pendereckis katholischem Glauben, der ib. in den Jahren der Jaruzelski-Diktatur einen beträchtlichen Mut verlangte. Durch die persönlichen Elemente Pendereckis geht das „Requieme" über eine normale Totenmesse heraus und steht in einer Tradition mit Verdi oder Brahms „Deutschem Requiem".

Der wichtigste Bestandteil des Requiems ist das polnische Kirchenlied „Swiety Boze", das in Polen eine ähnliche Funktion für die Gläubigen hat wie es das protestantische „Eine feste Burg ist unser Gott" für die evangelischen Christen hatte: ein Bekenntnis zum Glauben, auch in schwieriger Zeit.

Penderecki sagte nach der Uraufführung 1984:

„Ohne Hoffnung kann man nicht leben. Ich glaube, daß auch für Polen eines Tages der Tag des neuen Lebens kommen wird !"

Dies passierte 1989, als durch den Mauerfall der Ostblock zerbrach und Polen europäische Demokratie wurde.