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Kulturgeschichte - Klassik


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Don Carlos

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Kabale und Liebe

 

Gedichte

 

 


Friedrich von Schiller
Don Carlos, 2.12.

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Zweiter Akt, Zwölfter Auftritt
 
Die Prinzessin, Herzog Alba, Domingo.
 
Domingo
(der den Herzog hereinführt).    
Unsre Nachricht, Herzog Alba,
Kommt hier zu spät. Die Fürstin Eboli
Entdeckt uns ein Geheimniß, das sie eben
Von uns erfahren sollte.
 
Alba
Mein Besuch
Wird dann um so viel minder sie befremden.
Ich traue meinen Augen nicht. Dergleichen
Entdeckungen verlangen Weiberblicke.
 
Prinzessin
Sie sprechen von Entdeckungen?
 
Domingo
Wir wünschten
Zu wissen, gnäd'ge Fürstin, welchen Ort
Und welche beßre Stunde Sie -
 
Prinzessin
Auch das!
So will ich morgen Mittag Sie erwarten.
Ich habe Gründe, dieses strafbare
Geheimniß länger nicht zu bergen - es
Nicht länger mehr dem König zu entziehn.
 
Alba
Das war es, was mich hergeführt. Sogleich
Muß der Monarch es wissen. Und durch Sie,
Durch Sie, Prinzessin, muß er das. Wem sonst,
Wem sollt' er lieber glauben, als der strengen,
Der wachsamen Gespielin seines Weibes?
 
Domingo
Wem mehr, als Ihnen, die, sobald sie will,
Ihn unumschränkt beherrschen kann?
 
Alba
Ich bin
Erklärter Feind des Prinzen.
 
Domingo    
Eben das
Ist man gewohnt von mir vorauszusetzen.
Die Fürstin Eboli ist frei. Wo wir
Verstummen müssen, zwingen Pflichten Sie,
Zu reden, Pflichten Ihres Amts. Der König
Entflieht uns nicht, wenn Ihre Winke wirken,
Und dann vollenden wir das Werk.
 
Alba
Doch bald,
Gleich jetzt muß das geschehn. Die Augenblicke
Sind kostbar. Jede nächste Stunde kann
Mir den Befehl zum Abmarsch bringen. -
 
Domingo
(sich nach einigem Ueberlegen zur Fürstin wendend) 
Ob
Sich Briefe finden ließen? Briefe freilich,
Von dem Infanten aufgefangen, müßten
Hier Wirkung thun. - Laß sehen. - Nicht wahr? - Ja.
Sie schlafen doch - so däucht mir - in demselben
Gemache mir der Königin.
 
Prinzessin
Zunächst
An diesem. - Doch was soll mir das?
 
Domingo
Wer sich
Auf Schlösser gut verstände! Haben Sie
Bemerkt, wo sie den Schlüssel zur Schatulle
Gewöhnlich zu bewahren pflegt?
 
Prinzessin
(nachdenkend).        
Das könnte
Zu etwas führen. - Ja - der Schlüssel wäre
Zu finden, denk' ich. -
 
Domingo    
Briefe wollen Boten - -
Der Königin Gefolg' ist groß. - - Wer hier
Auf eine Spur gerathen könnte! - - Gold
Vermag zwar viel -
 
Alba
Hat Niemand wahrgenommen,
Ob er Infant Vertraute hat?
 
Domingo   
Nicht einen,
In ganz Madrid nicht einen.
 
Alba
Das ist seltsam.
 
Domingo
Das dürfen Sie mir glauben. Er verachtet
Den ganzen Hof; ich habe meine Proben.
 
Alba
Doch wie? Hier eben fällt mir ein, als ich
Von dem Gemach der Königin heraus kam,
Stand der Infant bei einem ihrer Pagen;
Sie sprachen heimlich -
 
Prinzessin
(rasch einfallend)
Nicht doch, nein! Das war -
Das war von etwas Anderm.
 
Domingo
Können wir
Das wissen? - Nein, der Umstand ist verdächtig. -
(Zum Herzog.)
Und kannten Sie den Pagen?
 
Prinzessin      
Kinderpossen!
Was wird's auch sonst gewesen sein? Genug,
Ich kenne das. - Wir sehn uns also wieder,
Eh' ich den König spreche. - Unterdessen
Entdeckt sich viel.
 
Domingo
(sie auf die Seite führend)
Und der Monarch darf hoffen?
Ich darf es ihm verkündigen? Gewiß?
Und welche schöne Stunde seinen Wünschen
Erfüllung endlich bringen wird? Auch dies?
 
Prinzessin
In ein'gen Tagen werd' ich krank; man trennt mich
Von der Person der Königin - das ist
An unserm Hofe Sitte, wie Sie wissen.
Ich bleibe dann auf meinem Zimmer.
 
Domingo    
Glücklich!
Gewonnen ist das große Spiel. Trotz sei
Geboten allen Königinnen -
 
Prinzessin     
Horch!
Man fragt nach mir - die Königin verlangt mich.
Auf Wiedersehen.
(Sie eilt ab)

 

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