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Mecklenburg-Vorpommern - Einführung
Text und Fotos: © Martin Schlu 2008-2018 / Stand 11. August 2019

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Den Begriff Mecklenburg hörte ich (gebürtiger Wessi aus Bochum) das erste Mal im Zusammenhang mit dem berühmten General Wallenstein, weil der einmal Herzog über diesen Teil der Welt gewesen war, doch ich konnte mir nichts darunter vorstellen. Meine Oma (Jg. 1888) hatte zwar schon in den 1960er Jahren über Rostock und Wismar erzählt, aber das war so lange her, daß ich nichts mehr damit anfangen konnte, denn beim Mauerbau 1961 war ich knapp drei Jahre alt gewesen. Werner Herzogs Neuverfilmung des „Nosferatu“ von 1978 spielte in Wismar und den Ort aus dem Film kannte ich zwar, doch man hatte diesen Film  in Delft gedreht und nur in der Verfilmung Friedrich Murnaus von 1922 sieht man den unzerstörten Wismarer Hafen mit der Marienkirche und dem Wassertor.

Die DDR, die ehemaligen deutschen Ostgebiete, Polen oder Teile der Sowjetunion kamen in meinem Schulunterricht nicht vor, außer bei einem Lehrer, der gebürtiger Ostpreuße war, mit Vornamen „Eitel“ hieß und bei dem wir innerlich stöhnten, wenn er im prrreußisch rrrollenden „Rrrr“ von der Vorrrrkrrrriegszeit erzählte. Schulbücher der späten 1970er Jahre zeigten zum Therma Polen immerhin farbige Fotos, aber in der Art, daß zum Untertitel „Ländliche Straße in Polen“ ein unbefestigter Feldweg zu sehen war, auf dem zwei Männer einen Trabi reparierten - entsprechend konnten die Länder des Ostblocks ja wohl nichts sein und unsere Lehrer bestätigten das auch immer wieder.

Schüler im Westen lernten zu BRD/DDR-Zeiten in der Schule die hinterste und vorletzte Provinz der Bundesrepublik und der USA kennen und fuhren als Ausnahme auch ab und zu in das damals vom Staat subventionierte Berlin. Von dort konnte man Tagesausflüge nach Ostberlin unternehmen, Vopos und Wachablösungen live erleben und sich über den realen Sozialismus ein bißchen gruseln. Man hatte am Ende des Tages allerdings das Problem, die übrig gebliebene Ostmark wieder loszuwerden, denn es war fast unmöglich, die Summe des Pflichtumtausch' von 25 Mk (Ost) auf den Kopf zu hauen. Gut essen gehen kostete Mk 4,21.- , einen Kaffee gab es für Mk 0,13.-  und man konnte das Geld einfach nicht verfressen. Aus dieser Zeit habe ich deswegen noch etliche Klavierauszüge verschiedener Bach-Werke, die man, in grünes Leinen gebunden, für drei Ostmark in der Buchhandlung am Alexanderplatz erstehen konnte - von Mao-Bibeln, Schriften von Marx und Engels mal ganz abgesehen, die es oft geschenkt gab. Um Mitternacht mußte man allerdings wieder drüben sein und Udo Lindenbergs „Mädchen aus Ostberlin“ beschreibt ganz gut die damalige Zeit der 1970er Jahre.

Bis zum Mauerfall 1989 war Mecklenburg verbotenes Land, hinter Lübeck war Schluß und wer aus der BRD hätte auch mehr sehen wollen außer Ostberlin und Dresden? Als die Mauer dann fiel, war ich mit dem Berufseinstieg, der persönlicher Standortbestimmung und alledem, was zum Erwachsenwerden nötig ist, so beschäftigt, daß ich mich eben nicht ins Auto setzte und nach Osten losfuhr, sondern es interessierte mich einfach nicht und ich hatte mich ja auch längst anders orientiert.

Weit nach 1989 bekam ich mit, daß ich als Urahnen einen Schriftsteller hatte, Jochim Schlu, der 1624 in Rostock gestorben war. Ich begann mich für dieses neue Land zu interessieren und die ersten Gehversuche in dieses Land dauern bis heute an. Vorsichtige Urlaube und Exkursionen an die Ostsee (später bis kurz vor Kaliningrad) zeigten eine wunderschöne Gegend, Landschaften, die im Westen nicht vorstellbar waren und nebenbei lernte ich, daß im Osten die Uhren anders gehen, die Menschen anders ticken und manchmal die Zeit stehengeblieben ist - auch heute noch, denn immer noch kann man jedes Jahr im Mai in der Ostsee-Zeitung die Glückwünsche zur Jugendweihe lesen und ca. 30% der Vierzehnjährigen gehen auch heute noch dorthin.

Weites Land, wenn man die Städte hinter sich lässt, wie hier z.B. auf Rügen.
Weites Land, wenn man die Städte hinter sich lässt, wie hier z.B. auf Rügen.

Es ist ganz hilfreich, sich geographisch und mentalitätsmäßig ab Lübeck zu nähern, die Ostsee entlang zu fahren und den einen oder anderen Abstecher zu machen. Wir (meine Familie und ich) haben in den letzten zwanzig Jahren mehrere Alternativen ausprobiert: als Standort funktioniert Lübeck für den westlichen Teil ganz gut. Für Pommern und den Osten denkbar ist auch der Standort Rostock oder Greifswald. Rügen alleine ist schon einen Urlaub wert und wenn man Richtung Pommern will, empfiehlt sich der Standort Darß. Wer im Sommer nicht zwei Stunden bei Wolgast für den Besuch Usedoms anstehen will, fährt auch nicht dorthin. Für Usedom muss man nicht nach Heringsdorf gehen, eine Ferienwohnung in Anklam oder einem kleineren Dorf auf der Insel tut es auch. In allen Fällen sollte man sich aber Zeit nehmen.

Meistens ist die langsame Verbindung über die Bundesstraßen B 96, B105, 109 oder B111 die schönere und über die Ostseeautobahn A 20 kommt man wieder sehr schnell zurück (wenn sie nicht gerade repariert wird). Aus diesem Grund werden hier Teilbereiche beschrieben, die man alle in einer Woche so weit bereisen kann, daß  man auch etwas davon hat. Man kommt danach sowieso immer wieder.

Übrigens wird man immer als Wessi erkannt, wenn man „Mecklenburg“ so ausspricht, wie man es schreibt. Insider wissen, daß es „Meeklenburg“ ausgesprochen werden muß und die Sender Radio Ostseewelle oder Antenne MV sind beim Mentalitätsverständnis sehr hilfreich.

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Literatur zur Einstimmung

Gisa Klönne: Das Lied der Stare nach dem Frost.  Pendo/Piper Verlag, München 2013,
ISBN: 978-3-86612-324-3
(Grandiose Nachkriegs- und Nachwende-Geschichte einer deutsch-deutschen Familie im Raum Mecklenburg. Nach Lektüre des Romans fährt man bewußter durch das Land und wenn man sich ein bißchen auskennt, hat man mehr von dem Roman )
http://www.gisa-kloenne.de/familien_roman1.html - Link vom 2. August 2014 


Judith Kern: Das Leuchten des Sanddorns. Roman. Knaur Taschenbuch 63987, München 2009,
ISBN: 978-3-426-63987-0
Die Verfasserin schildert die wilhelminische Epoche, die erste Weltkriegszeit, Inflation und aufkommende Nazizeit, sie beschreibt die Nachkriegszeit, den darauf folgenden Stalinismus und die beginnende DDR-Zeit. Am Ende des Romans springt die Verfasserin im Epilog auf die Nach-Wende-Zeit nach dem Mauerfall. Besonders gelungen sind die Passagen, die in Binz und Sassnitz spielen, weitere Orte auf Rügen werden kurz abgehandelt. 
https://www.droemer-knaur.de/buch/Das+Leuchten+des+Sanddorns.191714.html - Link vom 2. August 2014 - nach oben

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