Kulturgeschichte - Klassik - Schiller - Biographie 1782 - 1789


Schiller - Anfang

Biographie

1759 Kindheit

1772 Akademie

1782 Aufstieg

1790 Olymp

1800 Abschied


Friedrich Schiller
Aufstieg als Dichter 1782 - 1789

erstellt von Martin Schlu Juli/August 2010 unter Verwendung der Vorarbeit von Ann-Marie Nickel 2001
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- 1782 - 1783 - 1784 - 1785 - 1786 - 1787 - 1788 - 1789
1782
Am 13. Januar 1782 werden "Die Räuber" vom Mannheimer Theater unter der Leitung Dalbergs erfolgreich uraufgeführt, obwohl Carl Eugen die Aufführung verboten hat. Gerade das junge Publikum ist vom Inhalt des Stücks begeistert und als der Herzog erfährt, daß Schiller ohne den nötigen Sonderurlaub über die Landesgrenzen nach Mannheim gegangen ist, wirft er ihn vierzehn Tage lang ins Gefängnis und untersagt ihm bis auf Weiteres, Komödien „und dergleichen Zeugs“ zu schreiben. Daß freiheitsbegeisterte Jugendliche kurz darauf aus Sympathie für Schiller „Räuberbanden“ gründen und teilweise auch die Wälder unsicher machen, hat der Herzog allerdings nicht vorausgesehen und um die Situation zu entschärfen, läßt er Schiller wieder frei - er will den Vater als Militärarzt ja nicht vor den Kopf stoßen.

Weil Schiller in Stuttgart aber immer noch Schreibverbot hat, flüchtet er mit seinem Freund, dem Musiker Andreas Streicher in der Nacht vom 22. auf den 23. September aus Stuttgart und reist zum dritten Mal nach Mannheim, wo er Dalberg sein neues Drama "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" vorlegt. Kurze Zeit später wird die Flucht über Frankfurt nach Oggersheim fortgesetzt (pfälzischer Heimatort des Altbundeskanzlers Kohl), wo Schiller sich später unter den Namen 'Schmidt' ausgibt. Er und sein Freund tauchen zwei Monate lang in einem Gasthaus unter - immer in der ständigen Angst, noch entdeckt zu werden, obwohl sie längst auf kurpfälzischem Gebiet sind. Weitere Reisen führen Schiller und Streicher bis nach Thüringen, wo er im Dezember 1782 durch die Vermittlung seines Studienfreundes Wilhelm von Wolzogen Asyl in Bauerbach bei dessen Mutter Henriette bekommt.  In der nicht weit gelegenen Residenzstadt Meiningen lernt er bei mehreren Besuchen in der Hofbibliothek des Herzoghauses den Bibliothekar Reinwald kennen, der ihn mit Arbeitsmaterial versorgt und später Schillers Schwester Christophine heiraten wird. Das Stück, das in dieser Zeit entsteht, nennt Schiller während des Schreibens "Luise Millerin", später wird es bekannt als "Kabale und Liebe", ein Stück, in dem Schiller mit der unmenschlichen Strenge Carl Eugens abrechnet. Außerdem entstehen erste Skizzen zum "Don Carlos" . - nach oben
(ursprünglich "Dom Karlos", dann "Don Karlos" - ich verwende die geläufige Schreibweise "Don Carlos"-  MS).

1783
Dalberg bietet Schiller im Juli einen festen Anstellungsvertrag als "Theaterdichter" an (mit einem Jahreseinkommen von 300 Gulden), was diesen verpflichtet,  jedes Jahr drei Werke zu schreiben. Dieser Vertrag ist jedoch nach einem Jahr nicht erfüllt, weil Schiller im September an „kaltem Fieber" erkrankt (vermutlich Malaria, die im damals noch sumpfigen Rheintal durchaus vorkam). Die Folgen dieser Krankheit machen ihm für den Rest seines Lebens weiter zu schaffen. - nach oben


1784
Am 11. Januar wird Schillers Drama "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" in Mannheim uraufgeführt, im April 1784 die "Luise Millerin", die von August Wilhelm Iffland in "Kabale und Liebe" umbenannt worden ist. Beide Stücke werden erfolgreich, "Kabale und Liebe" erregt sogar regelrechte Begeisterung.

Im Juni hält Schiller vor der Kurpfälzischen deutschen Gesellschaft in Mannheim die Vorlesung "Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?". Den Vortrag hält er nicht uneigennützig: Er erhofft sich durch diesen Vortrag die Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft  und dadurch die Möglichkeit, seine Theaterstücke öfter aufführen zu können, denn Dalberg hat ihm gerade zu verstehen gegeben, daß er seinen Vertrag nicht mehr verlängern wird und Schiller ist daher knapp bei Kasse.
Durch eine Art Fanpost des 18. Jahrhundert, einen Briefwechsel zwischen Christian Gottfried Körner, Ludwig Huber und den Schwestern Minna und Dora Stock wird im Juni der Kontakt zwischen Schiller und Christian Gottfried Körner hergestellt, denn die beiden Stock-Schwestern sind mit Körner und seinem Freund Huber liiert - eine Verbindung, die von ihrem Vater nicht gern gesehen wird. In "Kabale und Liebe" finden die zwei Paare ihre persönliche Situatution wieder, schreiben überschwengliche Briefe an Schiller und drücken ihm ihre Verehrung aus. - nach oben

1785
Christian Gottfried Körner lädt Schiller nach Leipzig ein und im April 1785 bricht Schiller von Mannheim aus nach Leipzig auf, weil er hofft, dort mehr Ideen zu bekommen, weil er wieder mal Schulden hat und auf finanzielle Hilfe von Körner hofft.

Leipzig ist seit dem 17. Jahrhundert die führende Großstadt, das Kulturzentrum für Musik und Literatur schlechthin mit zwei Buchmessen in jedem Jahr. Dort wird ihm Christian Gottfried Körner für ihn den Rest seines Lebens ein guter Freund, Schiller knüpft Kontakte zu dem Verleger Georg Joachim Göschen (der bald einer der wichtigsten Verleger der klassichen Literatur wird), doch mit Körner kann er sich erst im Juli treffen.

Im August heiratet Körner die jüngere der beiden Schwestern, Minna, und Schiller zieht kurz danach in Körners Haus auf dessen Weinberg in Dresden-Loschwitz und wohnt bis 1787 bei dem jungen Ehepaar. Dort vollendet er das Drama "Don Carlos" und beschäftigt  sich mit der Freimaurerei (wie Mozart), tritt - im Gegensatz zur Körner - aber nicht der Loge bei, auch wenn er in dieser Zeit die "Ode an die Freude" für die Freimaurer verfaßt.  Während der Dresdner Zeit wird Schiller erstmals eine Lehrstelle an der Universität Jena für das Fachgebiet Geschichte angeboten, die er später auch annimmt.

Außerdem macht Schiller im Sommer, die Bekanntschaft mit Charlotte von Kalb, einer unglücklich verheirateten Adeligen, die in ihrer Ehe intellektuell unterfordert ist und in Schiller ihr Idol sieht. Sie setzt sich später sehr für ihn ein und verhilft ihm zu hilfreichen Kontakten - ob sich zwischen Schiller und Charlotte von Kalb mehr abgespielt hat, mag offen bleiben. Immerhin sorgt sie für die Bekanntschaft Schillers mit Herzog Carl August von Sachsen-Weimar, der bei einer Lesung Schillers des Ersten Aufzuges aus Don Carlos anwesend ist und ihm im Dezember den Titel eines "Weimarischen Rates" verleiht, ein Titel der schön klingt, ein paar Türen öffnet, aber eigentlich nichts wert ist. - nach oben


1786
Im Januar erscheint die "Thalia", Schillers Zeitschrift, die er an Subskribenten (feste Abnehmer) verkauft und mit der er etwas Geld verdient. Nun ist er Journalist und Herausgeber. - nach oben

1787
Am 21. Juli 1787 reist Schiller nach Weimar. Dort lernt er Herder und Wieland kennen und beschäftigt sich mit den Schriften des Philosophen Immanuel Kant.

Bei einem Aufenthaltes in Rudolstadt im Dezember lernt Schiller die einundwanzigjährige Charlotte von Lengefeld kennen und ihre Schwester Caroline. Von beiden ist er sehr angetan, beide junge Frauen auch von ihm, und so entwickelt sich zunächst eine Art Dreiecksbeziehung in Briefen - Schiller schreibt immer getrennte Briefe für beide Schwestern, die wiederum antworten immer getrennt und diese Doppelbriefe gehen eine Zeitlang hin und her.

Das Drama "Don Carlos" wird in diesem Jahr gedruckt und im Hamburger Nationaltheater zum ersten Mal aufgeführt. Schiller ist nicht bei den Proben und der Aufführung anwesend, obwohl ihn die Theaterleitung mehrmals gebeten hat - er möchte die Liebe zu den beiden Lengfeld-Schwestern nicht aufs Spiel setzen, weil er denkt diese Beziehung könnte während des Hamburger Aufenthaltes einschlafen. So kommt er nie in diese Stadt. - nach oben

Hamburg hat Schiller nie gesehen
Hamburg von einem der vielen Fleete (Kanäle) gesehen - aber nie von Schiller.
Foto: Martin Schlu © 2008



1788
Im Mai kommt Schiller wieder nach Rudolstadt, wo ihm die beiden Schwestern eine Wohnung im Dorf besorgt haben. Für Schiller ist es eine produktive Zeit. tagsüber arbeitet er und schließt die "Geschichte  des Abfalls der Vereinigten Niederlande" ab, schreibt die "Briefe über Don Carlos" und verschiedene Gedichte wie den "Geisterseher", abends kommt er oft zu Charlotte und Caroline und liest ihnen die Ergebnisse der letzten Tage vor. Ab August schreibt er Charlotte regelrechte Liebesbriefe, Caroline wünscht sich eine gemeinsame Wohnung zu dritt und der Zustand einer allmählich erstarkenden Dreiecksbeziehung geht noch bis in den Sommer 1789.

Zwischendurch kommt es im Garten von Charlottes Familie von Lengefeld zu einem Treffen zwischen Schiller und Goethe, nachdem dieser von seiner Italienreise zurückgekehrt ist. Jedoch haben sich die beiden Geistesgrößen in Rudolstadt noch nichts Besonderes zu sagen.

Am 15. 12. beruft die Universität Jena Schiller als Professor für Geschichte, weil er sich mit der "Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande" als Historiker ausgewiesen hat - dabei ist er, wenn überhaupt - Philosoph. Schiller nimmt an, weil er sich festes Geld erhofft - erst viel später merkt er, daß die Professur nur Ehre einbringt, aber kein Geld. - nach oben


1789
Im Mai zieht Schiller nach Jena, nachdem er die Stelle als Professor für Geschichte an der Universität Jena angenommen hat. Bei seiner Antrittsvorlesung "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" wird der Hörsaal mit knapp 200 Plätzen zu klein, weil den Studenten Schiller vor allem als Verfasser der "Räuber" bekannt ist und so wechseln die zahllosen Hörer in den größten Saal, den die Universität hat. Das spricht sich in der Stadt schnell herum und Schiller ist auf einmal der Star der Universität. Später kommt es zur Freundschaft mit Wilhelm von Humboldt und sein Roman "Der Geisterseher" erscheint. Auch, wenn er durch die Professur kein Geld verdient, geht es Schiller ganz passabel, denn seine Zeitung „Die Horen" verkauft sich recht gut.  - nach oben
Jugendbild Schillers
Portrait Schillers von A. Graff (um 1790)
Original im Schiller-Museum, Marbach


Privat löst sich die Dreiecksbeziehung auf, als Caroline Schiller unmißverständlich klarmacht, daß er sich Charlotte gegenber erklären müsse und so kommt es zur Verlobung zwischen Schiller und Charlotte von Lengfeld. An die Hochzeit ist jedoch erst zu denken, wenn Schillers finanzielle Verhältnisse besser sind, denn auch als Professor hat er kein festes Gehalt, sondern bezieht nur die Hörgelder seiner Studenten. Alleine könnte man davon leben, für eine Familie reicht es aber nicht.

Charlotte von Kalb greift daher wieder in Schillers Leben ein. Sie schildert Herzog Carl August von Sachsen-Weimar dessen finanzielle und private Situation und der Herzog verpflichtet sich Schiller ein festes Gehalt von 800 Talern im Jahr zu zahlen, die Schwiegermutter legt ebenfalls 150 Taler im Jahr drauf - da reicht es für einen Haushalt, der einem Pofessor angemessen ist. (Vergleichsrechnung: ein Taler sind etwa anderthalb Goldgulden, zu etwa 30g Gold, als etwa Euro 100.-). Daß Charlotte nach dessen Hochzeit zu Schiller ein etwas angespanntes Verhältnis hat, seine von ihr empfangenen Briefe zurückfordert und verbrennt, steht auf einem anderen Blatt.

Damit Schiller nach seiner Hochzeit auch gesellschaftlich etabliert dasteht, verleiht ihm der Meininger Herzog Georg I. auf Anweisung Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar den Titel "Hofrat" - das kostet nichts und damit ist aus dem jungen Wilden ein Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft geworden. - nach oben

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