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19. Jahrhundert - Frühromantik - Eichendorff - Marienburg


5. 1. Personen und Orte


5. 2. Nach Tannenberg:
(Szenen
1.2, 2.1)

5. 3. Der Komtur und Rominta (Szenen 3.1 und 3.2 )

5. 4. Frieden von Thorn und Reparation
(Szenen
3.1 und 3.2 )


5. 5. Das Wirsberg-Attentat
(Szenen
2.2 , 2.3 , 2.4 , 3.3 , 4.1 , 4.2 , 4.3 , 4.4 , 4.5 und 5.3 )

5. 6. Von Plauen und Schwarzburg (Szenen
5.1 und 5.2 )

5. 7. Besinnung, Sterbeszene und Epilog
(Szene
5.4 )

5. 8. Zusammenfassung

5.9. Nachwort, fast zwanzig Jahre später

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857)
Der letzte Held von Marienburg
erstellt von Martin Schlu 2003/06

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5. Abweichungen Eichendorffs von der historischen Vorlage nach Vogt
 
5. 1. Personen und Orte 
Johannes Vogt war Bibliotheksdirektor am historischen Institut Königsberg und konnte Eichendorff in dessen Eigenschaft als Kulturbeauftragter des preußischen Staates alle Informationen zur Geschichte des Deutschen Ordens, ib. zur Geschichte der Marienburg geben, die Eichendorff benötigte.
 
Geschichtlich belegbar sind zwei Grafen Heinrich von Plauen. Der eine war zu Beginn der Schlacht bei Tannenberg (1410) Komtur, der andere - sein Bruder - einige Ränge darunter. Ebenfalls nachweisbar sind Michael Küchmeister als Marschall und späterer Hochmeister, Hermann Gans als Spitler, Johann Graf von Sayn, Rudolf bzw. Conrad Graf von Kyburg, Johann von Schönfeld, Heinrich von Schäven und Georg von Wirsberg als Großgebietiger bzw. Komture des Ordens. Einzelne Ritter (z.B. Tetting) sind zwar noch belegbar, werden jedoch nicht aufgeführt.
 
Die Handlung bei Eichendorff beginnt in der Szene, in der Heinrich von Rode Ulrich Zenger und Michael Küchmeister von der soeben verlorengegangenen Schlacht bei Tannenberg berichtet. Demnach ist diese Nacht auf den 15. zum 16. Juli 1410 zu datieren, da nach Vogt die Schlacht bei Tannenberg gegen Mittag des 15. Juli begann (S. 82f). Ulrich Zenger war im Gebiet von Tilsit, Ragnit und Löbau eingesetzt, "um etwaige Einfälle der Samaiten und Litthauier abzuwehren" (S. 73), Michael Küchmeister dagegen hatte die Neumark zu halten. Zenger und Küchmeister konnten sich also gar nicht in dieser Zeit treffen (1.1).
 
Vor der Tannenbergschlacht war es am 8. Juli bei Soldau und Gilgenburg zu Einfällen durch die Samaiten unter ihrem Führer Witold gekommen - viel weiter östlich als erwartet, denn die Hauptheere waren im Kulmerland stationiert. Weit westlich bei Schwetz stand der Komtur Heinrich von Plauen, in der Engelsburg war der Hochmeister Ulrich von Jungingen und in der Neumark, wie erwähnt, Michael Küchmeister als Marschall und damit militärischer Oberbefehlshaber. Am 13. Juli brach der Hochmeister Richtung Löbau auf, am 14. Juli brach der polnische König von Gilgenburg in Richtung Norden auf und nahm zwischen Logdau und Faulen eine feste Stellung ein. Bei Tannenberg sollte nach den damaligen Vereinbarungen die Schlacht stattfinden. nach Vogt war die Nacht zum 15. Juli sehr stürmisch und es herrschte ein starkes Gewitter. Trotzdem, so heißt es, hatte das Ordensheer ausreichend Zeit, die Schlachtordnung festzulegen und in Stellung zu gehen. Tumler schreibt dagegen, daß der Aufbruch nicht am 13. Juli, sondern erst am 14. war, daß das Heer bei erwähnten Umständen die ganze Nacht durchmarschierte und am darauffolgenden Tage entsprechend erschöpft in die Schlacht ging.
 
Das Gewitter ist bei Eichendorff in der Szenenbeschreibung vor der ersten Szene erwähnt, es hat hier allerdings nur einen dramaturgischen Effekt, weil es einen Tag zu spät kommt. Auch ein strategisches Detail, die Schlachtaufstellung zwischen Gilgenburg und Löbau, ist nicht historisch korrekt, weil dieses Detail nur die Soldaten bei Tannenberg wissen konnten, nicht jedoch Truppen, die etliche Kilometer entfernt waren. Die drei "Fähnlein", die Walther von Rode unter Küchmeisters Befehl in die Neumark führen soll, sind wahrscheinlich die Truppen des Bruders von Plauen, die zur Schlacht zu spät kamen. Zwei - auch wenn historisch belegte -Figuren Heinrich von Plauen hätten die Dramaturgie wesentlich erschwert.
 
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