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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


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Biographie

 

Märchen-Almanach
auf das Jahr 1826

Märchen-Almanach
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Märchen-Almanach
auf das Jahr 1828

Wilhelm Hauff (1802 - 1827)
Biographie
Zusammenstellung: Martin Schlu, 2007

zurück - weiter - 1808 - 1817 - 1820 - 1825 - 1826 - 1827
 
1802
Wilhelm Hauff wird am 29. November in Stuttgart geboren. Er stammt aus einer angesehenen Familie, die in Österreich bereits im 17. Jahrhundert protestantisch geworden ist, daher verfolgt wurde und nach Württemberg auswanderte. Dort etablieren sie sich relativ schnell in der gesellschaftlichen Oberschicht. Wilhelms Vater heiratet 1799 als Regierungssekretär Wilhelmine Elsäßer, die Tochter einer Erlanger Juraprofessors. Wilhelm ist das zweite Kind von zwei Jungen und zwei Mädchen aus dieser Ehe.
 
1805
Um 1805 gerät der Vater in den Verdacht als Liberaler in den Verdacht der Württemberger Regierung, wird verhaftet und neun Monate lang auf der Festung Asperg inhaftiert. Nach seinem Freispruch erhält er 1806 die Stelle eines "Oberappellationstribunal" (eine Art Landesrichter) in Tübingen und zieht mit seiner Familie dorthin.
 
1808 - Seitenanfang
Vater Hauff kommt mit Frau und Kindern wieder nach Stuttgart zurück, weil er Geheimer Ministerialsekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten geworden ist - Stuttgart ist ja Regierungssitz. Als er nur ein Jahr später stirbt, ziehen die Mutter und Kinder wieder nach Tübingen zum Großvater Elsäßer und bleiben dort. Die Erziehung übernimmt die Mutter, die literarische Anregung kommt aus der großen Bibliothek des Großvaters. Später sagt Hauff über diese Lesezeit:
"... ich hatte in meinem elften Jahr den größten Teil der Ritter- und Räuberromane meines Vaterlandes gelesen".
 
1817 - Seitenanfang
Nach dem Besuch des Gymnasiums "Schola Anatolica" geht Wilhelm auf die Klosterschule in Blaubeuren, weil er Theologe werden soll. Er liest Goethe und Schiller, interessiert sich aber nicht so sehr für die Theologie, so daß es in dem Zeugnis später heißt:
"... daß Wilhelm in litteris ... sehr mittelmäßig prädiziert sei, doch sei auf das überraschende Deklamationstalent aufmerksam gemacht, das ihn als dereinstigen geistlichen Redner empfehle."
 
1820 - Seitenanfang
Wilhelm Hauff geht auf die Universität in Tübingen, wohnt dort im "Stift", arbeitet regelmäßig im theologischen Seminarar und studiert fleißig, weil damals der Landpfarrer oft auch als Gymnasiallehrer arbeitet und doppeltes Gehalt bezieht. Hauff hat guten Kontakt zu seinen Lehrern, besucht sie öfters, hat aber auch guten Kontakt zu seinen Kommilitonen (Mitstudenten).
 
1823 - Seitenanfang
Als er bei einer Reise während der Semesterferien im Herbst seine Tante besucht, die in Nördlingen lebt, verliebt er sich in seine Cousine Luise. Es folgt eine lebhafter Briefwechsel und ein halbes Jahr später die Verlobung.
 
1824 - Seitenanfang
Nach der Verlobung entstehen die ersten Lieder, Liebes- und Soldatengedichte, wie "Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod" und "Steh' ich in finstrer Mitternacht". In dieser Zeit faßt Hauff den Entschluß, nicht als Pfarrer, sondern als Schriftsteller sein Geld zu verdienen, schließt sein Studium im Herbst aber trotzdem mit dem Magister und Doktor der Philosophie ab. Man legt ihm nahe, sich auf eine Professur vorzubereiten und er bekommt eine Stelle als Hauslehrer bei einem ehemaligen Mitglied der Regierung, so daß die Hochzeit verschoben wird, denn das Gehalt als Lehrer reicht für ihn, aber nicht für eine Familie.
Bei den Freunden gilt Hauff als brillianter Erzähler mit guten Einfällen und detaillierten Beschreibungen.
 
1825 - Seitenanfang
Hauff besteht die letzte höhere Prüfung und beendet die Zusammenstellung der Skizzen zu den "Memoiren des Satans" - einer Satire über das Studentenleben. Seine Predigten gelten als intellektuelle Glanzlichter und bringen ihm öfter Beifall auf der Kanzel ein. Außerdem entstehen die Märchen für die Sammlung "Märchenalmanach für das Jahr 1826".
 
1826 - Seitenanfang
"Der Mann im Monde" erscheint und bringt ihm den literarischen Durchbruch. Ursprünglich unter einem anderen Namen publiziert, macht sich Hauff damit einen Namen als Erzähler. Da die historische Erzählung "Liechtenstein" nun vollendet ist und die Honorare für die schriftstellerischen Erfolge steigen, kann Hauff seine Stellung als Hauslehrer aufgeben, zumal mehrere Verlage ihn bitten Beiträge für Zeitschriften und Taschenbücher zu liefern. Nun steht für Hauff fest, sich völlig der Schriftstellerei zu widmen, weil damit die Familie finanziert werden kann.
 
Im Mai besucht er seine Cousine/Braut, dann führen ihn längere Reisen für Lesungen, Einladungen und Verlagsverhandlungen über Frankfurt und Mainz nach Paris, Brüssel, Antwerpen, Gent und Kassel, wieder nach Göttingen, Bremen, Hamburg und nach Berlin. Er wird als neuer Schriftsteller gefeiert und in Schriftsteller- und Künstlerkreise eingeführt. In diese Zeit fällt der Vorschlag des berühmten deutschen Verlegers Cotta, daß Hauff die Redaktion des "Morgenblattes für gebildete Stände" übernehmen solle.
 
Es folgt noch ein Besuch in Leipzig, einer in Dresden, bei dem er die Bekanntschaft Tiecks macht und sich mit ihm anfreundet. Als Hauff endlich wieder in Nördlingen ist, wird der Termin für die Hochzeit festgelegt.
 
Danach entstehen noch die "Phantasien im Bremer Ratskeller" und mehrere Novellen, darunter "Die Bettlerin vom Pont des Arts".
 
 
1827 - Seitenanfang
Zum 1. Januar 1827 übernimmt Hauff die Redaktion des 1807 gegründeten "Morgenblattes". Wie mit Cotta abgesprochen, kann Hauff einige redaktionelle Veränderungen vornehmen und das erste Jahr des neuen Redaktionsleiters wird eines der erfolgreichsten der "Morgenblatt"-Geschichte. Am 13. Februar findet die Hochzeit mit Luise endlich statt und er beschreibt Luise so:
"Wer hat mir diesen Stern der Liebe erhalten, der über meinem Leben wie eine Sonne leuchtet? Ich fühle es, ich wurzelte vorher nicht auf der Erde, die Liebe zu diesem liebenswürdigen Wesen hat mich gelehrt, über mich selbst zu denken, hat mir die Kraft gegeben, mir eine Bahn zu brechen, eine Kraft, die mir bis heute unerklärlich ist."
 
Nun entstehen viele Erzählungen: die Märchen des Almanachs für 1828, die Novellen "Jud Süß" und "Das Bild des Kaisers" (im "Taschenbuch für Damen"), für den Brockhaus-Verlag in Leipzig ("Blätter für literarische Unterhaltung") entsteht eine Rezension über W. Scotts "Leben Napoleons" und im Sommer 1827 fährt Hauff nach Tirol, um das Material für eine größere Geschichtsnovelle im Stile des Romans "Liechtenstein" zusammenzutragen:
"Ich möchte die Kämpfe in Tirol im Jahre 1809 in den Rahmen eines Romans fassen. Ich liebe Gegend und Volk jener Berge, und in neuer Zeit scheint mir kein Bild so interessant als dieser Streit zwischen reinem Patriotismus und dem Ehrgefühl einer stolzen Armee, zwischen redlichen, einfältigen Sitten und den Erfindungen und Künsten der Menschen."
  
Doch dazu kommt es nicht mehr, denn als Hauff im August wieder zu Hause angekommen ist, erhält er den Besuch des Dessauer Lyrikers Wilhelm Müller (1794 - 1827), eines befreundeten Mitarbeiters seines "Morgenblattes",der kurz nach seiner Abreise stirbt. Bei dem Begräbnis erkältet sich Hauff, beachtet die Krankheit zuerst nicht, doch sie wird so schlimm, daß er selbst am 10. November, als eine Tochter geboren wird, im Bett bleiben muß, da seine Krankheit in ein "Nervenfieber" umgeschlagen ist. Eine Woche später, am 18. November, stirbt er, kaum fünfundzwanzig Jahre alt.
 
Die Teilnahme am Tod des schwäbischen Dichter ist groß. Um Witwe und Baby abzusichern erläßt der König von Württemberg ein "Privilegium auf zwölf Jahre gegen den Nachdruck seiner Werke", eine erste Art des Urheberrechtes, die den Hinterbliebenen immerhin ein Auskommen ermöglicht. Diese exklusive Ausgabe wird von Gustav Schwab für die Brodhagschen Verlagsbuchhandlung besorgt und umfaßt damals bereits 36 Bände. Außerdem wird auf Anregung von Hauffs Freunden hin ein Stich Holders und eine Büste von Th. V. Wagner angefertigt.
 
Am 5. Dezember 1827 bringt das "Morgenblatt" den Nachruf Ludwig Uhlands, dessen erste und letzte Zeilen lauten:
 
Dem jungen, frischen, farbenhellen Leben,
Dem reichen Frühling, dem kein Herbst gegeben,
Ihm lasset uns zum Totenopfer zollen
Den abgeknickten Zweig - den blütenvollen.
 
....
 
 
Die Asche ruht. - Der Geist entfleucht auf Bahnen
Des Lebens, dessen Fülle wir nur ahnen,
Wo auch die Kunst ihr himmlisch Ziel erreicht
Und vor dem Urbild jedes Bild erbleicht.
 
 
Quelle:
http://www.symbolon.de/downtxt/wirtshaus.htm
(Leo Winter)
 
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