Kulturgeschichte - Klassik - Schiller - Biographie 1772 - 1781


Schiller - Anfang

Biographie

1759 Kindheit

1772 Akademie

1782 Aufstieg

1790 Olymp

1800 Abschied


Friedrich Schiller
Akademie und Theater 1772 - 1781

erstellt von Martin Schlu Juli/August 2010 unter Verwendung der Vorarbeit von Ann-Marie Nickel 2001
zurück
- weiter
- 1772 - 1773 - 1774 - 1775 - 1776 - 1777 - 1778 - 1779 - 1780 - 1781

1772
Bereits mit dreizehn Jahren schreibt Friedrich die nicht mehr erhaltenen Theaterstücke "Absalom" und das Trauerspiel "Die Christen". Im gleichen Jahr wird er konfirmiert. - nach oben

1773 - 1774
Kurz nach Schillers Konfirmation gründet Herzog Carl Eugen eine militärische "Pflanzschule", die spätere Karlsschule. Diese Schule ist für den künftigen militärischen Nachwuchs und zukünftige Beamte gedacht, die Carl Eugen nach seinem Sinn erziehen lassen will. Außerdem ist der Herzog sparsamer geworden (die bisherige Hofhaltung kostete doch sehr viel) und er wird auch seriös, denn nun hat er nur noch eine Geliebte (die er später heiraten wird). So legt er - ganz modern - plötzlich Wert auf das Bildungswesen und macht sich einfach selber zum Rektor der neu gegründeten Schule. Wenn Carl Eugen die jungen künftigen Eliten ganz jovial mit "meine Herren Söhne" anredet, stimmt das übrigens in vielen Fällen - es sind eine ganze Menge leibliche Kinder von allen möglichen Mätressen dabei. Außerdem ist Carl Eugen katholisch und führt im sonst protestantische Bildungswesen Württemberg nun die einzige katholische Schule. Damit setzt er bewußt ein kulturelles Gegengewicht. Man kann bei ihm alles studieren - außer Theologie.

Der Rektor befiehlt nun in seiner Funktion als Herzog allen anderen Schulen im Land ihm begabte Schüler zu melden und wendet sich auch an einige Leute persönlich, z.B.  an Schillers Vater. Er befiehlt ihm zwar zweimal, Friedrich auf seine militärische "Pflanzschule" zu schicken, und macht dem Vater immer wieder klar, daß es ihn nichts kosten wird. Der Vater will das aber nicht, denn eigentlich soll Friedrich nach ausgerechnet evangelische Theologie studieren.  Beim dritten Vorstoß des Herzogs kann der Vater aber nicht mehr nein sagen und so wird Friedrich ab dem 16. Januar in dieser Militärakademie im Schloß "Solitude" nahe bei Stuttgart untergebracht und bleibt dort fast acht Jahre.

Schiller muß sich in diesen acht Jahren des Akademiebesuchs mit einer anderen Welt befassen: Der Unterricht findet in Uniform statt, fast nie gibt es freie Stunden, es gibt keine Schulferien und Urlaub nur selten. Selbst der Besuch von Verwandten ist nur durch ein schriftliches Einverständnis von Carl Eugen persönlich gestattet und Damenbesuch ist absolut nicht möglich. Schiller schreibt später über diese Zeit:

"... die Tore dieses Instituts öffnen sich, wie man wissen wird, Frauenzimmern nur, ehe sie anfangen, interessant zu werden, und wenn sie aufgehört haben, es zu sein.."
(zit. nach Wölfel, S. 17)

Der Umgangston ist - wie bei Militärs üblich - strenger Drill. Schiller kann dies nicht einfach wegstecken und sucht sich kleine Fluchten. Er liest heimlich Klopstocks Gedichte, er wird in den Leistungen schlechter,  raucht heimlich, wird erwischt und dann hart bestraft - es ist kein leichtes Leben für einen Jungen in der Pubertät und daß er Jura studieren muß, ist auch nicht das, was Schiller ursprünglich wollte. - nach oben


1775
Die Akademie zieht vom Stuttgarter Schloß "Solitude" in das neue Gebäude der "Karlsschule", wo als neues Lehrfach Medizin angeboten wird. Schiller wird mit einem seiner engsten Freunde an diese neue Fakultät überwiesen und ihm ist dies immer noch lieber, als sich weiter mit den juristischen Dingen befassen zu müssen. In dieser Zeit liest Schiller viel: Plutarch, Voltaire, Rousseau und Goethe, Shakespeares Dramen, Artikel von Christian Friedrich Daniel Schubarth (1739-1791) und weitere Gedichte von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), der damals den Puls der Zeit angibt und von den Jugendlichen geradezu verehrt wird (Es gibt in Goethes "Werther" eine Stelle, die dies sehr schön beschreibt). Außerdem verfaßt Schiller das nicht mehr erhaltene Drama "Der Student von Nassau". - nach oben

1776
Schillers erstes erstes gedrucktes Gedicht erscheint:  "Der Abend".

Unter Einfluß von Klopstock und Schubarth schreibt Schiller seinen Protest gegen den Herzog auf: ab 1776 entsteht das Drama "Die Räuber", an dem Schiller in den letzten Jahren an der Akademie nachts heimlich schreibt, ein Stück, das die Herrschenden zu Verbrechern macht und die Räuber zu ausgesprochenen Gutmenschen - kein Wunder, daß ihm das später Streß bereitet. - nach oben


1777 - 1778
Der Dichter Schubarth macht sich mit Veröffentlichungen beim Herzog Carl Eugen unbeliebt und wird zur Abschreckung für einige Zeit auf der Festung Hohenasperg eingebuchtet. - nach oben


1779
Schiller besteht   die ersten medizinischen Examina und bittet  um die Entlassung als Militärarzt. - nach oben

1780
Aus der Militär-Schule ist mittlerweile auch eine Universität geworden. Schiller wird aber erst als Arzt aus der Militärakdemie entlassen, als er seine Dissertation abgeschlossen hat ("Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen") und sofort vom Herzog als Miltärarzt in das Stuttgarter Regiment "Auge" versetzt. Dort muß er sich nur um Invaliden und die medizinische Nachsorge kümmern, hat wenig zu tun und schreibt - heimlich - die "Räuber" weiter. - nach oben

1781
Zu Beginn des Frühjahres hat Schiller endlich „Die Räuber" abgeschlossen, doch es findet sich kein Verleger, der sich zu einem Druck bereit erklärt. Darum finanziert er einen anonmyne Druck auf eigene Kosten und schickt die ersten sieben Bogen zu einem Buchhändler namens Schwann nach Mannheim. Über Umwege gelangt das Drama schließlich in die Hände des Mannheimer Theaterintendanten Wolfgang Heribert von Dalberg, dem das Stück nicht nur gefällt, sondern der es auch in Mannheim aufführen will. Das Theater Mannheim ist in diesem Jahr bereits legendär, wurde 1776 neu gegründet  und wollte als "Deutsches Nationaltheater" unbedingt Gotthold Ephraim Lessing zum Direktor gewinnen. Aus den Verhandlungen wurde nichts und nun ist Dalberg der Direktor. Dieser hat gegenüber Schiller noch einige Änderungsvorschläge am Stück. Schiller ist zuerst dagegen, willigt zum Schluß aber ein, als er erkennen muß, daß er nur Teil eines größeren Apperats ist und Stücke im Theater nur als Rohstoff gelten. - nach oben


Auf der Festung Hohenasperg trifft Schiller zum ersten Mal den von ihm verehrten und dort eingekerkerten Dichter Christian Schubart, der ihm offenbar Mut macht, die "Räuber" bühnentauglich zu machen. Nach zwei Monaten liefert Schiller schließlich das überarbeitete Bühnenstück bei Dalberg in Mannheim ab. Als er wieder nach Stuttgart zurückkehrt, hat er zwar viele Ideen, weiß aber auch, daß er in Stuttgart keine Möglichkeit hat als Dichter zu arbeiten. Schiller findet den Herzog einfach zu engstirnig. In den nächsten Jahren überfällt ihn eine Depression, die ihn sein Leben lang nicht mehr losläßt.

- nach oben

zurück - weiter