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Kulturgeschichte - Klassik


 

 

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Friedrich Schiller - Don Carlos
Schillerzurück - Vierter Akt, Vierzehnter Auftritt - weiter
 
Die Königin. Alba. Domingo.
 
Alba
Wenn uns vergönnt ist, große Königin -
 
Königin
Was steht zu Ihren Diensten?
 
Domingo
Redliche Besorgniß
Für Ihre königliche Majestät
Erhabene Person erlaubt uns nicht,
Bei einem Vorfall müßig still zu schweigen,
Der Ihre Sicherheit bedroht.
 
Alba
Wir eilen,
Durch unsre zeit'ge Warnung ein Komplott,
Das wider Sie gespielt wird, zu entkräften -
 
Domingo
Und unsern Eifer - unsre Dienste zu
Den Füßen Ihrer Majestät zu legen.
 
Königin
(sieht sie verwundernd an)
Hochwürd'ger Herr, und Sie, mein edler Herzog,
Sie überraschen mich wahrhaftig. Solcher
Ergebenheit war ich mir von Domingo
Und Herzog Alba wirklich nicht vermuthend.
Ich weiß, wie ich sie schätzen muß - Sie nennen
Mir ein Komplott, das mich bedrohen soll.
Darf ich erfahren, wer - -
 
Alba
Wir bitten Sie,
Vor einem Marquis Posa sich zu hüten,
Der für des Königs Majestät geheime
Geschäfte führt.
 
Königin
Ich höre mit Vergnügen,
Daß der Monarch so gut gewählt. Den Marquis
Hat man mir längst als einen guten Menschen,
Als einen großen Mann gerühmt. Nie ward
Die höchste Gunst gerechter ausgetheilt -
 
Domingo
Gerechter ausgetheilt? Wir wissen's besser.
 
Alba
Es ist längst kein Geheimniß mehr, wozu
Sich dieser Mensch gebrauchen lassen.
 
Königin
Wie?
Was wär' denn das? Sie spannen meine ganze
Erwartung.
 
Domingo
Ist es schon von lange,
Daß Ihre Majestät zum letzten Mal in Ihrer
Schatulle nachgesehen?
 
Königin
Wie?
 
Domingo
Und haben
Sie nichts darin vermißt von Kostbarkeiten?
 
Königin
Wie so? Warum? Was ich vermisse, weiß
Mein ganzer Hof - Doch Marquis Posa? Wie
Kommt Marquis Posa damit in Verbindung?
 
Alba
Sehr nahe, Ihre Majestät - dann auch
Dem Prinzen fehlen wichtige Papiere,
Die in des Königs Händen diesen Morgen
Gesehen worden - als der Chevalier
Geheime Audienz gehabt.
 
Königin
(nach einigem Nachdenken)  
Seltsam,
Bei Gott! und äußerst sonderbar! - Ich finde
Hier einen Feind, von dem mir nie geträumt,
Und wiederum zwei Freunde, die ich nie besessen
Zu haben mich entsinnen kann - Denn wirklich
       
(indem sie einen durchdringenden Blick auf beide heftet)
Muß ich gestehn, ich war schon in Gefahr,
Den schlimmen Dienst, den mir bei meinem Herrn
Geleistet worden - Ihnen zu vergeben.
 
Alba
Uns?
 
Königin
Ihnen.
 
Domingo
Herzog Alba! Uns!
 
Königin
(noch immer die Augen fest auf sie gerichtet) 
Wie lieb
Ist es mir also, meiner Uebereilung
So bald gewahr zu werden - ohnehin
Hatt' ich beschlossen, Seine Majestät
Noch heut zu bitten, meinen Kläger mir
Zu stellen. Um so besser nun! So kann ich
Auf Herzog Albas Zeugniß mich berufen.
 
Alba
Auf mich? Das wollten Sie im Ernst?
 
Königin
Warum nicht?
 
Domingo
Um alle Dienste zu entkräften, die
Wir Ihnen im Verborgnen -
 
Königin
Im Verborgnen?
 
(Mit Stolz und Ernst)
Ich wünschte doch zu wissen, Herzog Alba,
Was Ihres Königs Frau mit Ihnen, oder
Mit Ihnen, Priester, abzureden hätte,
Das ihr Gemahl nicht wissen darf - - Bin ich
Unschuldig oder schuldig?
 
Domingov
Welche Frage!
 
Alba
Doch, wenn der König so gerecht nicht wäre?
Es jetzt zum Mindesten nicht wäre?
 
Königin       
Dann
Muß ich erwarten, bis er's wird - Wohl Dem,
Der zu gewinnen hat, wenn er's geworden!
 
(Sie macht ihnen eine Verbeugung und geht ab; jene entfernen sich nach einer andern Seite.)