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          Wagner -
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         Werkübersicht 
         Inhaltsangaben
         der Opern 
         
          
         Rheingold 
         
          
         Götterdämmerung 
         Text 
         1.
         Akt
         - 2.
         Akt
         - 3.
         Akt 
         
         Parsifal 
         
         
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                  Spätes 19. Jh. und Fin de siecle
                  
                   Richard Wagner: Das
                  Rheingold (Vorspiel) 
                  
                    
                  
                  
                     -  
 
                     
                     - Oper in vier Szenen
 
                     
                     - (Vorabend des Bühnenfestspiels Der Ring
                     des Nibelungen)
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Text: Richard Wagner
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Uraufführung: 22. September
                     1869, München (Königliches
 
                     
                     - Hof- und Nationaltheater)
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Personen:
 
                     
                     - Götter:
 
                     
                     - Wotan (Bariton)
 
                     
                     - Donner (Bariton)
 
                     
                     - Froh (Tenor)
 
                     
                     - Loge (Tenor)
 
                     
                     - Göttinnen:
 
                     
                     - Fricka (Mezzosopran)
 
                     
                     - Freia (Sopran)
 
                     
                     - Erda (Alt)
 
                     
                     - Nibelungen:
 
                     
                     - Alberich (Bariton)
 
                     
                     - Mime (Tenor)
 
                     
                     - Riesen:
 
                     
                     - Fasolt (Bass)
 
                     
                     - Fafner (Bass)
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Rheintöchter:
 
                     
                     - Woglinde (Sopran)
 
                     
                     - Wellgunde(Mezzosopran)
 
                     
                     - Floßhilde (Alt)
 
                     
                     -   
 
                     
                     - Nibelungen (stumme Rollen)
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Ort: In der Tiefe des Rheines, freie
                     Gegend auf Bergeshöhen, am Rhein gelegen,
                     die unterirdischen Klüfte Nibelheims
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Zeit: Mythische Vorzeit
 
                     
                     -  
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Vorspiel und
                     Erste Szene
                     -  Inhaltsangabe
                     - Seitenanfang - Zweite
                     Szene 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde, Wellgunde, Floßhilde,
                     Alberich
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Auf dem Grunde des Rheines. 
 
                     
                     - Grünliche Dämmerung, nach oben
                     zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe
                     ist von wogendem Gewässer erfüllt, das
                     rastlos von rechts nach links zu strömt.
                     Nach der Tiefe zu lösen die Fluten sich in
                     einen immer feineren feuchten Nebel auf, so
                     daß der Raum in Manneshöhe vom Boden
                     auf gänzlich frei vom Wasser zu sein
                     scheint, welches wie in Wolkenzügen
                     über den nächtlichen Grund
                     dahinfließt. Überall ragen schroffe
                     Felsenriffe aus der Tiefe auf und grenzen den
                     Raum der Bühne ab; der ganze Boden ist in
                     ein wildes Zackengewirr zerspalten, so daß
                     er nirgends vollkommen eben ist und nach allen
                     Seiten hin in dichtester Finsternis tiefere
                     Schlüfte annehmen lässt. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Um ein Riff in der Mitte der Bühne,
                     welches mit seiner schlanken Spitze bis in die
                     dichtere, heller dämmernde Wasserflut
                     hinaufragt, kreist in anmutig schwimmender
                     Bewegung eine der Rheintöchter.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Weia! Waga! Woge, du Welle,
 
                     
                     - walle zur Wiege! Wagalaweia!
 
                     
                     - Wallala, weiala weia!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Stimme von oben
 
                     
                     - Woglinde, wachst du allein?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Mit Wellgunde wär' ich zu zwei.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - taucht aus der Flut zum Riff
                     herab
 
                     
                     - Laß sehn, wie du wachst!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie sucht Woglinde zu erhaschen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - entweicht ihr schwimmend
 
                     
                     - Sicher vor dir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie necken sich und suchen sich spielend
                     zu fangen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Stimme von oben
 
                     
                     - Heiaha weia! Wildes Geschwister!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Floßhilde, schwimm'! Woglinde
                     flieht:
 
                     
                     - hilf mir die Fließende fangen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - taucht herab und fährt zwischen die
                     Spielenden
 
                     
                     - Des Goldes Schlaf hütet ihr
                     schlecht!
 
                     
                     - Besser bewacht des schlummernden Bett,
 
                     
                     - sonst büßt ihr beide das
                     Spiel!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mit muntrem Gekreisch fahren die beiden
                     auseinander. Floßhilde sucht bald die
                     eine, bald die andere zu erhaschen; sie
                     entschlüpfen ihr und vereinigen sich
                     endlich, um gemeinschaftlich auf Floßhilde
                     Jagd zu machen. So schnellen sie gleich Fischen
                     von Riff zu Riff, scherzend und
                     lachend.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Aus einer finstern Schluft ist
                     währenddem Alberich, an einem Riffe
                     klimmend, dem Abgrunde entstiegen. Er hält,
                     noch vom Dunkel umgeben, an und schaut dem
                     Spiele der Rheintöchter mit steigendem
                     Wohlgefallen zu.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Hehe! Ihr Nicker!
 
                     
                     - Wie seid ihr niedlich, neidliches Volk!
 
                     
                     - Aus Nibelheims Nacht naht' ich mich
                     gern,
 
                     
                     - neigtet ihr euch zu mir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - die Mädchen halten, sobald sie
                     Alberichs Stimme hören, mit dem Spiele
                     ein
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Hei! Wer ist dort?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Es dämmert und ruft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Lugt, wer uns lauscht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde und Wellgunde
 
                     
                     - sie tauchen tiefer herab und erkennen den
                     Nibelung
 
                     
                     - Pfui! Der Garstige!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - schnell auftauchend
 
                     
                     - Hütet das Gold!
 
                     
                     - Vater warnte vor solchem Feind.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die beiden andern folgen ihr, und alle
                     drei versammeln sich schnell um das mittlere
                     Riff
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Ihr, da oben!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Was willst du dort unten?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Stör' ich eu'r Spiel,
 
                     
                     - wenn staunend ich still hier steh'?
 
                     
                     - Tauchtet ihr nieder, mit euch tollte
 
                     
                     - und neckte der Niblung sich gern!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Mit uns will er spielen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Ist ihm das Spott?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Wie scheint im Schimmer ihr hell und
                     schön!
 
                     
                     - Wie gern umschlänge der Schlanken eine
                     mein Arm,
 
                     
                     - schlüpfte hold sie herab!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Nun lach' ich der Furcht: der Feind ist
                     verliebt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie lachen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Der lüsterne Kauz!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde 
 
                     
                     - Laßt ihn uns kennen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie lässt sich auf die Spitze des
                     Riffes hinab, an dessen Fuße Alberich
                     angelangt ist
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Die neigt sich herab.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Nun nahe dich mir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich klettert mit koboldartiger
                     Behendigkeit, doch wiederholt aufgehalten, der
                     Spitze des Riffes zu
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Garstig glatter glitschiger Glimmer!
 
                     
                     - Wie gleit' ich aus! Mit Händen und
                     Füßen
 
                     
                     - nicht fasse noch halt' ich das schlecke
                     Geschlüpfer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er prustet
 
                     
                     - Feuchtes Naß füllt mir die
                     Nase:
 
                     
                     - verfluchtes Niesen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er ist in Woglindes Nähe
                     angelangt
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - lachend
 
                     
                     - Prustend naht meines Freiers Pracht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Mein Friedel sei, du fräuliches
                     Kind!
 
                     
                     - er sucht sie zu umfassen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - sich ihm entwindend
 
                     
                     - Willst du mich frei'n, so freie mich
                     hier!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie taucht auf einem andern Riff auf, die
                     Schwestern lachen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - kratzt sich den Kopf
 
                     
                     - O weh! Du entweichst? Komm' doch
                     wieder!
 
                     
                     - Schwer ward mir, was so leicht du
                     erschwingst.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - schwingt sich auf ein drittes Riff in
                     größerer Tiefe
 
                     
                     - Steig' nur zu Grund, da greifst du mich
                     sicher!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - hastig hinab kletternd
 
                     
                     - Wohl besser da unten!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - schnellt sich rasch aufwärts nach
                     einem hohen Seitenriffe
 
                     
                     - Nun aber nach oben!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde und Floßhilde 
 
                     
                     - Hahahahaha!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Wie fang' ich im Sprung den spröden
                     Fisch?
 
                     
                     - Warte, du Falsche!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er will ihr eilig nachklettern
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - hat sich auf ein tieferes Riff auf der
                     anderen Seite gesenkt
 
                     
                     - Heia, du Holder! Hörst du mich
                     nicht?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - sich umwendend
 
                     
                     - Rufst du nach mir?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Ich rate dir wohl: zu mir wende dich,
 
                     
                     - Woglinde meide!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - klettert hastig über den Bodengrund
                     zu Wellgunde
 
                     
                     - Viel schöner bist du als jene
                     Scheue,
 
                     
                     - die minder gleißend und gar zu
                     glatt.
 
                     
                     - Nur tiefer tauche, willst du mir
                     taugen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - noch etwas mehr sich zu ihm
                     herabsenkend
 
                     
                     - Bin nun ich dir nah?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Noch nicht genug!
 
                     
                     - Die schlanken Arme schlinge um mich,
 
                     
                     - daß ich den Nacken dir neckend
                     betaste,
 
                     
                     - mit schmeichelnder Brunst
 
                     
                     - an die schwellende Brust mich dir
                     schmiege.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Bist du verliebt und lüstern nach
                     Minne,
 
                     
                     - laß sehn, du Schöner, wie bist du
                     zu schau'n?
 
                     
                     - Pfui! Du haariger, höckriger Geck!
 
                     
                     - Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg!
 
                     
                     - Such' dir ein Friedel, dem du
                     gefällst!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - sucht sie mit Gewalt zu halten
 
                     
                     - Gefall' ich dir nicht, dich fass' ich doch
                     fest!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - schnell zum mittleren Riffe auftauchend
 
                     
                     - Nur fest, sonst fließ ich dir
                     fort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde und Floßhilde 
 
                     
                     - Hahahahaha!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Wellgunde erbost nachzankend
 
                     
                     - Falsches Kind! Kalter, grätiger
                     Fisch!
 
                     
                     - Schein' ich nicht schön dir,
 
                     
                     - niedlich und neckisch, glatt und glau -
 
                     
                     - hei, so buhle mit Aalen, ist dir eklig mein
                     Balg!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Was zankst du, Alp? Schon so verzagt?
 
                     
                     - Du freitest um zwei: frügst du die
                     dritte,
 
                     
                     - süßen Trost schüfe die
                     Traute dir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich 
 
                     
                     - Holder Sang singt zu mir her!
 
                     
                     - Wie gut, daß ihr eine nicht seid!
 
                     
                     - Von vielen gefall' ich wohl einer:
 
                     
                     - bei einer kieste mich keine!
 
                     
                     - Soll ich dir glauben, so gleite herab!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - taucht zu Alberich hinab
 
                     
                     - Wie törig seid ihr, dumme
                     Schwestern,
 
                     
                     - dünkt euch dieser nicht
                     schön!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - ihr nahend
 
                     
                     - Für dumm und häßlich darf
                     ich sie halten,
 
                     
                     - seit ich dich Holdeste seh'.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - schmeichelnd
 
                     
                     - O singe fort so süß und
                     fein,
 
                     
                     - wie hehr verführt es mein Ohr!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - zutraulich sie berührend
 
                     
                     - Mir zagt, zuckt und zehrt sich das
                     Herz,
 
                     
                     - lacht mir so zierliches Lob.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - ihn sanft abwehrend
 
                     
                     - Wie deine Anmut mein Aug' erfreut,
 
                     
                     - deines Lächelns Milde den Mut mir
                     labt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie zieht ihn selig an sich
 
                     
                     - Seligster Mann!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Süßeste Maid!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Wärst du mir hold!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Hielt dich immer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde 
 
                     
                     - ihn ganz in ihren Armen haltend
 
                     
                     - Deinen stechenden Blick, deinen struppigen
                     Bart,
 
                     
                     - o säh ich ihn, faßt' ich ihn
                     stets!
 
                     
                     - Deines stachligen Haares strammes
                     Gelock,
 
                     
                     - umflöß es Floßhilde
                     ewig!
 
                     
                     - Deine Krötengestalt, deiner Stimme
                     Gekrächz,
 
                     
                     - o dürft' ich staunend und stumm
 
                     
                     - sie nur hören und sehn!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde und Wellgunde
 
                     
                     - Hahahahaha!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich 
 
                     
                     - erschreckt aus Floßhildes Armen
                     auffahrend
 
                     
                     - Lacht ihr Bösen mich aus?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - sich plötzlich ihm
                     entreißend
 
                     
                     - Wie billig am Ende vom Lied!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie taucht mit den Schwestern schnell
                     auf
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde und Wellgunde
 
                     
                     - Hahahahaha!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - mit kreischender Stimme
 
                     
                     - Wehe! Ach wehe! O Schmerz! O Schmerz!
 
                     
                     - Die dritte, so traut, betrog sie mich
                     auch?
 
                     
                     - Ihr schmählich schlaues, lüderlich
                     schlechtes Gelichter!
 
                     
                     - Nährt ihr nur Trug, ihr treuloses
                     Nickergezücht?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Wallala! Lalaleia! Leialalei!
 
                     
                     - Heia! Heia! Haha!
 
                     
                     - Schäme dich, Albe! Schilt nicht dort
                     unten!
 
                     
                     - Höre, was wir dich heißen!
 
                     
                     - Warum, du Banger, bandest du nicht
 
                     
                     - das Mädchen, das du minnst?
 
                     
                     - Treu sind wir und ohne Trug
 
                     
                     - dem Freier, der uns fängt.
 
                     
                     - Greife nur zu, und grause dich nicht!
 
                     
                     - In der Flut entflieh'n wir nicht
                     leicht!
 
                     
                     - Wallala! Lalaleia! Leialalei!
 
                     
                     - Heia! Heia! Haha!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie schwimmen auseinander, hierher und
                     dorthin, bald tiefer, bald höher, um
                     Alberich zur Jagd auf sie zu reizen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Wie in den Gliedern brünstige Glut
 
                     
                     - mir brennt und glüht!
 
                     
                     - Wut und Minne, wild und mächtig,
 
                     
                     - wühlt mir den Mut auf!
 
                     
                     - Wie ihr auch lacht und lügt,
 
                     
                     - lüstern lechz' ich nach euch,
 
                     
                     - und eine muß mir erliegen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er macht sich mit verzweifelter
                     Anstrengung zur Jagd auf: mit grauenhafter
                     Behendigkeit erklimmt er Riff für Riff,
                     springt von einem zum andern, sucht bald dieses,
                     bald jenes der Mädchen zu erhaschen, die
                     mit lustigem Gekreisch stets ihm entweichen. Er
                     strauchelt, stürzt in den Abgrund hinab,
                     klettert dann hastig wieder in die Höhe zu
                     neuer Jagd. Sie neigen sich etwas herab. Fast
                     erreicht er sie, stürzt abermals
                     zurück und versucht es nochmals. Er
                     hält endlich, vor Wut schäumend,
                     atemlos an und streckt die geballte Faust nach
                     den Mädchen hinauf.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - kaum seiner mächtig
 
                     
                     - Fing' eine diese Faust!...
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er verbleibt in sprachloser Wut, den
                     Blick aufwärts gerichtet, wo er dann
                     plötzlich von dem folgenden Schauspiele
                     angezogen und gefesselt wird.
 
                     
                     - Durch die Flut ist von oben her ein immer
                     lichterer Schein gedrungen, der sich an einer
                     hohen Stelle des mittelsten Riffes
                     allmählich zu einem blendend hell
                     strahlenden Goldglanze entzündet: ein
                     zauberisch goldenes Licht bricht von hier durch
                     das Wasser.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Lugt, Schwestern!
 
                     
                     - Die Weckerin lacht in den Grund.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Durch den grünen Schwall
 
                     
                     - den wonnigen Schläfer sie
                     grüßt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Jetzt küßt sie sein Auge,
                     daß er es öffne.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Schaut, er lächelt in lichtem
                     Schein.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Durch die Fluten hin fließt sein
                     strahlender Stern!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - zusammen das Riff anmutig
                     umschwimmend
 
                     
                     - Heiajaheia! Heiajaheia!
 
                     
                     - Wallalalalala leiajahei!
 
                     
                     - Rheingold! Rheingold!
 
                     
                     - Leuchtende Lust, wie lachst du so hell und
                     hehr!
 
                     
                     - Glühender Glanz entgleißet dir
                     weihlich im Wag'!
 
                     
                     - Heiajaheia! Heiajaheia!
 
                     
                     - Wache, Freund, Wache froh!
 
                     
                     - Wonnige Spiele spenden wir dir:
 
                     
                     - flimmert der Fluß, flammet die
                     Flut,
 
                     
                     - umfließen wir tauchend, tanzend und
                     singend
 
                     
                     - im seligem Bade dein Bett!
 
                     
                     - Rheingold! Rheingold!
 
                     
                     - Heiajaheia! Wallalalalala leiajahei!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mit immer ausgelassenerer Lust
                     umschwimmen die Mädchen das Riff. Die ganze
                     Flut flimmert in hellem Goldglanze.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - dessen Augen, mächtig vom Glanze
                     angezogen, starr an dem Golde haften
 
                     
                     - Was ist's, ihr Glatten, das dort so
                     glänzt und gleißt?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Wo bist du Rauher denn heim,
 
                     
                     - daß vom Rheingold nie du
                     gehört?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Nichts weiß der Alp von des Goldes
                     Auge,
 
                     
                     - das wechselnd wacht und schläft?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Von der Wassertiefe wonnigem Stern,
 
                     
                     - der hehr die Wogen durchhellt?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Sieh, wie selig im Glanze wir gleiten!
 
                     
                     - Willst du Banger in ihm dich baden,
 
                     
                     - so schwimm' und schwelge mit uns!
 
                     
                     - Wallalalala leialalai! Wallalalala
                     leiajahei!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich 
 
                     
                     - Eurem Taucherspiele nur taugte das
                     Gold?
 
                     
                     - Mir gält' es dann wenig!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Des Goldes Schmuck schmähte er
                     nicht,
 
                     
                     - wüßte er all seine Wunder!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Der Welt Erbe gewänne zu eigen,
 
                     
                     - wer aus dem Rheingold schüfe den
                     Ring,
 
                     
                     - der maßlose Macht ihm verlieh'.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Der Vater sagt' es, und uns befahl er,
 
                     
                     - klug zu hüten den klaren Hort,
 
                     
                     - daß kein Falscher der Flut ihn
                     entführe:
 
                     
                     - drum schweigt, ihr schwatzendes Heer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Du klügste Schwester, verklagst du uns
                     wohl?
 
                     
                     - Weißt du denn nicht, wem nur
                     allein
 
                     
                     - das Gold zu schmieden vergönnt?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Nur wer der Minne Macht entsagt,
 
                     
                     - nur wer der Liebe Lust verjagt,
 
                     
                     - nur der erzielt sich den Zauber,
 
                     
                     - zum Reif zu zwingen das Gold.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Wohl sicher sind wir und sorgenfrei:
 
                     
                     - denn was nur lebt, will lieben,
 
                     
                     - meiden will keiner die Minne.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde
 
                     
                     - Am wenigsten er, der lüsterne Alp;
 
                     
                     - vor Liebesgier möcht' er vergehn!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Nicht fürcht' ich den, wie ich ihn
                     erfand:
 
                     
                     - seiner Minne Brunst brannte fast mich.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Ein Schwefelbrand in der Wogen Schwall:
 
                     
                     - vor Zorn der Liebe zischt er laut!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Wallala! Wallaleialala!
 
                     
                     - Lieblichster Albe! Lachst du nicht
                     auch?
 
                     
                     - In des Goldes Scheine wie leuchtest du
                     schön!
 
                     
                     - O komm', Lieblicher, lache mit uns!
 
                     
                     - Heiajaheia! Heiajaheia! Wallalalala
                     leiajahei!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie schwimmen lachend im Glanze auf und
                     ab.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - die Augen starr auf das Gold gerichtet,
                     hat dem Geplauder der Schwestern wohl
                     gelauscht
 
                     
                     - Der Welt Erbe
 
                     
                     - gewänn' ich zu eigen durch dich?
 
                     
                     - Erzwäng' ich nicht Liebe,
 
                     
                     - doch listig erzwäng' ich mir Lust?
 
                     
                     - furchtbar laut
 
                     
                     - Spottet nur zu! -
 
                     
                     - Der Niblung naht eurem Spiel!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - wütend springt er nach dem mittleren
                     Riff hinüber und klettert in grausiger Hast
                     nach dessen Spitze hinauf. Die Mädchen
                     fahren kreischend auseinander und tauchen nach
                     verschiedenen Seiten hin auf
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Heia! Heia! Heiajahei!
 
                     
                     - Rettet euch! Es raset der Alp:
 
                     
                     - in den Wassern sprüht's, wohin er
                     springt:
 
                     
                     - die Minne macht ihn verrückt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie lachen im tollsten
                     Übermut
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - gelangt mit einem letzten Satze zur
                     Spitze des Riffes
 
                     
                     - Bangt euch noch nicht?
 
                     
                     - So buhlt nun im Finstern, feuchtes
                     Gezücht!
 
                     
                     - er streckt die Hand nach dem Golde aus
 
                     
                     - Das Licht lösch' ich euch aus,
                     entreiße dem Riff das Gold,
 
                     
                     - schmiede den rächende Ring;
 
                     
                     - denn hör' es die Flut: so verfluch' ich
                     die Liebe!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er reißt mit furchtbarer Gewalt das
                     Gold aus dem Riffe und stürzt damit hastig
                     in die Tiefe, wo er schnell verschwindet. Dichte
                     Nacht bricht plötzlich überall herein.
                     Die Mädchen tauchen dem Räuber in die
                     Tiefe nach.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Floßhilde
 
                     
                     - Haltet den Räuber!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wellgunde
 
                     
                     - Rettet das Gold!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Woglinde und Wellgunde
 
                     
                     - Hilfe! Hilfe!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - Weh! Weh!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Flut fällt mit ihnen nach der
                     Tiefe hinab. Aus dem untersten Grunde hört
                     man Alberichs gellendes Hohngelächter. In
                     dichtester Finsternis verschwinden die Riffe;
                     die ganze Bühne ist von der Höhe bis
                     zur Tiefe von schwarzem Wassergewoge
                     erfüllt, das eine Zeitlang immer noch
                     abwärts zu sinken scheint.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Zweite
                     Szene - Inhaltsangabe
                     - Seitenanfang - Dritte
                     Szene
 
                     
                     - Wotan, Fricka, Freia, Fasolt, Fafner,
                     Donner, Froh, Loge 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Allmählich sind die Wogen in
                     Gewölke übergegangen, welches, als
                     eine immer heller dämmernde Beleuchtung
                     dahinter tritt, zu feinerem Nebel sich
                     abklärt. Als der Nebel in zarten
                     Wölkchen gänzlich sich in der
                     Höhe verliert, wird im Tagesgrauen eine
                     freie Gegend auf Bergeshöhen
                     sichtbar.
 
                     
                     - Der hervorbrechende Tag beleuchtet mit
                     wachsendem Glanze eine Burg mit blinkenden
                     Zinnen, die auf einem Felsgipfel im Hintergrunde
                     steht; zwischen diesem burggekrönten
                     Felsgipfel und dem Vordergrunde der Szene ist
                     ein tiefes Tal, durch welches der Rhein
                     fließt, anzunehmen. - Zur Seite auf
                     blumigem Grunde liegt Wotan, neben ihm Fricka,
                     beide schlafend. Die Burg ist ganz sichtbar
                     geworden. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - erwacht; ihr Blick fällt auf die
                     Burg; sie staunt und erschrickt
 
                     
                     - Wotan, Gemahl, erwache!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - im Traume leise
 
                     
                     - Der Wonne seligen Saal
 
                     
                     - bewachen mir Tür und Tor:
 
                     
                     - Mannes Ehre, ewige Macht,
 
                     
                     - ragen zu endlosem Ruhm!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - rüttelt ihn
 
                     
                     - Auf, aus der Träume wonnigem Trug!
 
                     
                     - Erwache, Mann, und erwäge!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - erwacht und erhebt sich ein wenig, sein
                     Auge wird sogleich vom Anblick der Burg
                     gefesselt
 
                     
                     - Vollendet das ewige Werk!
 
                     
                     - Auf Berges Gipfel die Götterburg;
 
                     
                     - prächtig prahlt der prangende Bau!
 
                     
                     - Wie im Traum ich ihn trug,
 
                     
                     - wie mein Wille ihn wies, stark und
                     schön
 
                     
                     - steht er zur Schau; hehrer, herrlicher
                     Bau!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Nur Wonne schafft dir, was mich
                     erschreckt?
 
                     
                     - Dich freut die Burg, mir bangt es um
                     Freia!
 
                     
                     - Achtloser, laß mich erinnern
 
                     
                     - des ausbedungenen Lohns!
 
                     
                     - Die Burg ist fertig, verfallen das
                     Pfand:
 
                     
                     - vergaßest du, was du vergabst?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wohl dünkt mich's, was sie
                     bedangen,
 
                     
                     - die dort die Burg mir gebaut;
 
                     
                     - durch Vertrag zähmt' ich ihr trotzig
                     Gezücht,
 
                     
                     - daß sie die hehre Halle mir
                     schüfen;
 
                     
                     - die steht nun, dank den Starken:
 
                     
                     - um den Sold sorge dich nicht.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - O lachend frevelnder Leichtsinn!
 
                     
                     - Liebelosester Frohmut!
 
                     
                     - Wußt' ich um euren Vertrag,
 
                     
                     - dem Truge hätt' ich gewehrt;
 
                     
                     - doch mutig entferntet ihr Männer die
                     Frauen,
 
                     
                     - um taub und ruhig vor uns,
 
                     
                     - allein mit den Riesen zu tagen:
 
                     
                     - so ohne Scham verschenktet ihr Frechen
 
                     
                     - Freia, mein holdes Geschwister,
 
                     
                     - froh des Schächergewerbs!
 
                     
                     - Was ist euch Harten doch heilig und
                     wert,
 
                     
                     - giert ihr Männer nach Macht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - ruhig
 
                     
                     - Gleiche Gier war Fricka wohl fremd,
 
                     
                     - als selbst um den Bau sie mich bat?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Um des Gatten Treue besorgt,
 
                     
                     - muß traurig ich wohl sinnen,
 
                     
                     - wie an mich er zu fesseln,
 
                     
                     - zieht's in die Ferne ihn fort:
 
                     
                     - herrliche Wohnung, wonniger Hausrat
 
                     
                     - sollten dich binden zu säumender
                     Rast.
 
                     
                     - Doch du bei dem Wohnbau sannst auf Wehr und
                     Wall allein;
 
                     
                     - Herrschaft und Macht soll er dir
                     mehren;
 
                     
                     - nur rastlosern Sturm zu erregen,
 
                     
                     - erstand dir die ragende Burg.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - lächelnd
 
                     
                     - Wolltest du Frau in der Feste mich
                     fangen,
 
                     
                     - mir Gotte mußt du schon
                     gönnen,
 
                     
                     - daß, in der Burg gebunden, ich
                     mir
 
                     
                     - von außen gewinne die Welt.
 
                     
                     - Wandel und Wechsel liebt, wer lebt;
 
                     
                     - das Spiel drum kann ich nicht sparen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Liebeloser, leidigster Mann!
 
                     
                     - Um der Macht und Herrschaft
                     müßigen Tand
 
                     
                     - verspielst du in lästerndem Spott
 
                     
                     - Liebe und Weibes Wert?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - ernst
 
                     
                     - Um dich zum Weib zu gewinnen,
 
                     
                     - mein eines Auge setzt' ich werbend
                     daran;
 
                     
                     - wie törig tadelst du jetzt!
 
                     
                     - Ehr' ich die Frauen doch mehr als dich
                     freut;
 
                     
                     - und Freia, die gute, geb' ich nicht
                     auf;
 
                     
                     - nie sann dies ernstlich mein Sinn.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - mit ängstlicher Spannung in die
                     Szene blickend
 
                     
                     - So schirme sie jetzt: in schutzloser
                     Angst
 
                     
                     - läuft sie nach Hilfe dort her!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - tritt wie in hastiger Flucht auf
 
                     
                     - Hilf mir, Schwester! Schütze mich,
                     Schwäher!
 
                     
                     - Vom Felsen drüben drohte mir
                     Fasolt,
 
                     
                     - mich Holde käm' er zu holen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Laß ihn droh'n! Sahst du nicht
                     Loge?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Daß am liebsten du immer dem Listigen
                     traust!
 
                     
                     - Viel Schlimmes schuf er uns schon,
 
                     
                     - doch stets bestrickt er dich wieder.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wo freier Mut frommt,
 
                     
                     - allein frag' ich nach keinem.
 
                     
                     - Doch des Feindes Neid zum Nutz sich
                     fügen,
 
                     
                     - lehrt nur Schlauheit und List,
 
                     
                     - wie Loge verschlagen sie übt.
 
                     
                     - Der zum Vertrage mir riet,
 
                     
                     - versprach mir, Freia zu lösen:
 
                     
                     - auf ihn verlaß' ich mich nun.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Und er lässt dich allein!
 
                     
                     - Dort schreiten rasch die Riesen heran:
 
                     
                     - wo harrt dein schlauer Gehilf'?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - Wo harren meine Brüder, daß Hilfe
                     sie brächten,
 
                     
                     - da mein Schwäher die Schwache
                     verschenkt?
 
                     
                     - Zu Hilfe, Donner! Hieher, hieher!
 
                     
                     - Rette Freia, mein Froh!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Die in bösem Bund dich verrieten,
 
                     
                     - sie alle bergen sich nun!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt und Fafner, beide in riesiger
                     Gestalt, mit starken Pfählen bewaffnet,
                     treten auf
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Sanft schloss Schlaf dein Aug';
 
                     
                     - wir beide bauten Schlummers bar die
                     Burg.
 
                     
                     - Mächt'ger Müh' müde nie,
 
                     
                     - stauten starke Stein' wir auf;
 
                     
                     - steiler Turm, Tür und Tor,
 
                     
                     - deckt und schließt im schlanken
                     Schloss den Saal.
 
                     
                     - auf die Burg deutend
 
                     
                     - Dort steht's, was wir stemmten,
 
                     
                     - schimmernd hell, bescheint's der Tag:
 
                     
                     - zieh nun ein, uns zahl' den Lohn!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Nennt, Leute, den Lohn:
 
                     
                     - was dünkt euch zu bedingen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Bedungen ist, was tauglich uns
                     dünkt:
 
                     
                     - gemahnt es dich so matt?
 
                     
                     - Freia, die Holde, Holda, die Freie,
 
                     
                     - vertragen ist's, sie tragen wir heim.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - schnell
 
                     
                     - Seid ihr bei Trost mit eurem Vertrag?
 
                     
                     - Denkt auf andern Dank: Freia ist mir nicht
                     feil.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - steht, in höchster Bestürzung,
                     einen Augenblick sprachlos
 
                     
                     - Was sagst du? Ha, sinnst du Verrat?
 
                     
                     - Verrat am Vertrag? Die dein Speer
                     birgt,
 
                     
                     - sind sie dir Spiel, des berat'nen Bundes
                     Runen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - höhnisch
 
                     
                     - Getreu'ster Bruder,
 
                     
                     - merkst du Tropf nun Betrug?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Lichtsohn du, leicht gefügter!
 
                     
                     - Hör' und hüte dich: Verträgen
                     halte Treu'!
 
                     
                     - Was du bist, bist du nur durch
                     Verträge;
 
                     
                     - bedungen ist, wohl bedacht deine Macht.
 
                     
                     - Bist weiser du, als witzig wir sind,
 
                     
                     - bandest uns Freie zum Frieden du:
 
                     
                     - all deinem Wissen fluch' ich,
 
                     
                     - fliehe weit deinen Frieden,
 
                     
                     - weißt du nicht offen, ehrlich und
                     frei
 
                     
                     - Verträgen zu wahren die Treu'!
 
                     
                     - Ein dummer Riese rät dir das:
 
                     
                     - Du Weiser, wiss' es von ihm.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wie schlau für Ernst du achtest,
 
                     
                     - was wir zum Scherz nur beschlossen!
 
                     
                     - Die liebliche Göttin, licht und
                     leicht,
 
                     
                     - was taugt euch Tölpeln ihr Reiz?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Höhnst du uns? Ha, wie unrecht!
 
                     
                     - Die ihr durch Schönheit herrscht,
 
                     
                     - schimmernd hehres Geschlecht,
 
                     
                     - wir törig strebt ihr nach Türmen
                     von Stein,
 
                     
                     - setzt um Burg und Saal
 
                     
                     - Weibes Wonne zum Pfand!
 
                     
                     - Wir Plumpen plagen uns
 
                     
                     - schwitzend mit schwieliger Hand,
 
                     
                     - ein Weib zu gewinnen, das wonnig und
                     mild
 
                     
                     - bei uns Armen wohne;
 
                     
                     - und verkehrt nennst du den Kauf?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Schweig' dein faules Schwatzen,
 
                     
                     - Gewinn werben wir nicht:
 
                     
                     - Freias Haft hilft wenig,
 
                     
                     - doch viel gilt's den Göttern sie zu
                     entreißen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - leise
 
                     
                     - Goldene Äpfel wachsen in ihrem
                     Garten;
 
                     
                     - sie allein weiß die Äpfel zu
                     pflegen!
 
                     
                     - Der Frucht Genuß frommt ihren
                     Sippen
 
                     
                     - zu ewig nie alternder Jugend:
 
                     
                     - siech und bleich doch sinkt ihre
                     Blüte,
 
                     
                     - alt und schwach schwinden sie hin,
 
                     
                     - müssen Freia sie missen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grob
 
                     
                     - Ihrer Mitte drum sei sie entführt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - für sich
 
                     
                     - Loge säumt zu lang!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Schlicht gib nun Bescheid!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Sinnt auf andern Sold!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Kein andrer: Freia allein!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Du da! Folg' uns fort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie dringen auf Freia zu
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - fliehend
 
                     
                     - Helft! Helft, vor den Harten!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Freia in seine Arme fassend
 
                     
                     - Zu mir, Freia! Meide sie, Frecher!
 
                     
                     - Froh schützt die Schöne.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - sich vor die beiden Riesen stellend
 
                     
                     - Fasolt und Fafner,
 
                     
                     - fühltet ihr schon meines Hammers harten
                     Schlag?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Was soll das Drohn?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Was dringst du her?
 
                     
                     - Kampf kiesten wir nicht,
 
                     
                     - verlangen nur unsern Lohn.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Schon oft zahlt' ich Riesen den Zoll.
 
                     
                     - Kommt her, des Lohnes Last
 
                     
                     - wäg' ich mit gutem Gewicht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er schwingt den Hammer
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - seinen Speer zwischen den Streitenden
                     ausstreckend
 
                     
                     - Halt, du Wilder! Nichts durch Gewalt!
 
                     
                     - Verträge schützt meines Speeres
                     Schaft:
 
                     
                     - spar' deines Hammers Heft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - Wehe! Wehe! Wotan verläßt
                     mich!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Begreif' ich dich noch, grausamer Mann?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - wendet sich ab und sieht Loge
                     kommen
 
                     
                     - Endlich Loge! Eiltest du so,
 
                     
                     - den du geschlossen,
 
                     
                     - den schlimmen Handel zu schlichten?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - ist im Hintergrunde aus dem Tale
                     heraufgestiegen
 
                     
                     - Wie? Welchen Handel hätt' ich
                     geschlossen?
 
                     
                     - Wohl was mit den Riesen dort im Rate du
                     dangst?
 
                     
                     - In Tiefen und Höhen treibt mich mein
                     Hang;
 
                     
                     - Haus und Herd behagt mir nicht.
 
                     
                     - Donner und Froh,
 
                     
                     - die denken an Dach und Fach,
 
                     
                     - wollen sie frei'n,
 
                     
                     - ein Haus muß sie erfreu'n.
 
                     
                     - Ein stolzer Saal, ein starkes Schloss,
 
                     
                     - danach stand Wotans Wunsch.
 
                     
                     - Haus und Hof, Saal und Schloss,
 
                     
                     - die selige Burg, sie steht nun fest
                     gebaut.
 
                     
                     - Das Prachtgemäuer prüft' ich
                     selbst,
 
                     
                     - ob alles fest, forscht' ich genau:
 
                     
                     - Fasolt und Fafner fand ich
                     bewährt:
 
                     
                     - kein Stein wankt in Gestemm'.
 
                     
                     - Nicht müßig war ich, wie mancher
                     hier;
 
                     
                     - der lügt, wer lässig mich
                     schilt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Arglistig weichst du mir aus:
 
                     
                     - mich zu betrügen hüte in Treuen
                     dich wohl!
 
                     
                     - Von allen Göttern dein einz'ger
                     Freund,
 
                     
                     - nahm ich dich auf in der übel trauenden
                     Troß.
 
                     
                     - Nun red' und rate klug!
 
                     
                     - Da einst die Bauer der Burg
 
                     
                     - zum Dank Freia bedangen,
 
                     
                     - du weißt, nicht anders willigt' ich
                     ein,
 
                     
                     - als weil auf Pflicht du gelobtest,
 
                     
                     - zu lösen das hehre Pfand.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Mit höchster Sorge drauf zu
                     sinnen,
 
                     
                     - wie es zu lösen, das - hab' ich
                     gelobt.
 
                     
                     - Doch, daß ich fände,
 
                     
                     - was nie sich fügt, was nie gelingt,
                     -
 
                     
                     - wie ließ sich das wohl geloben?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - zu Wotan
 
                     
                     - Sieh, welch trugvollem Schelm du
                     getraut!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Loge heißt du,
 
                     
                     - doch nenn' ich dich Lüge!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Verfluchte Lohe, dich lösch' ich
                     aus!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Ihre Schmach zu decken,
 
                     
                     - schmähen mich Dumme!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner holt auf Loge aus
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - tritt dazwischen
 
                     
                     - In Frieden laßt mir den Freund!
 
                     
                     - Nicht kennt ihr Loges Kunst:
 
                     
                     - reicher wiegt seines Rates Wert,
 
                     
                     - zahlt er zögernd ihn aus.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Nichts gezögert! Rasch gezahlt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Lang währt's mit dem Lohn!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - wendet sich hart zu Loge,
                     drängend
 
                     
                     - Jetzt hör', Störrischer! Halte
                     Stich!
 
                     
                     - Wo schweiftest du hin und her?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Immer ist Undank Loges Lohn!
 
                     
                     - Für dich nur besorgt, sah ich mich
                     um,
 
                     
                     - durchstöbert' im Sturm alle Winkel der
                     Welt,
 
                     
                     - Ersatz für Freia zu suchen,
 
                     
                     - wie er den Riesen wohl recht.
 
                     
                     - Umsonst sucht' ich, und sehe nun wohl:
 
                     
                     - in der Welten Ring nichts ist so reich,
 
                     
                     - als Ersatz zu muten dem Mann
 
                     
                     - für Weibes Wonne und Wert!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alle geraten in Erstaunen und
                     verschiedenartige Betroffenheit
 
                     
                     -  
 
                     
                     - So weit Leben und Weben,
 
                     
                     - In Wasser, Erd' und Luft,
 
                     
                     - viel frug' ich, forschte bei allen,
 
                     
                     - wo Kraft nur sich rührt, und Keime sich
                     regen:
 
                     
                     - was wohl dem Manne mächt'ger
                     dünk',
 
                     
                     - als Weibes Wonne und Wert?
 
                     
                     - Doch so weit Leben und Weben,
 
                     
                     - verlacht nur ward meine fragende List:
 
                     
                     - in Wasser, Erd' und Luft,
 
                     
                     - lassen will nichts von Lieb' und Weib.
 
                     
                     - Nur einen sah' ich, der sagte der Liebe
                     ab:
 
                     
                     - um rotes Gold entriet er des Weibes
                     Gunst.
 
                     
                     - Des Rheines klare Kinder
 
                     
                     - klagten mir ihre Not:
 
                     
                     - der Nibelung, Nacht-Alberich,
 
                     
                     - buhlte vergebens um der Badenden Gunst;
 
                     
                     - das Rheingold da
 
                     
                     - raubte sich rächend der Dieb:
 
                     
                     - das dünkt ihn nun das teuerste
                     Gut,
 
                     
                     - hehrer als Weibes Huld.
 
                     
                     - Um den gleißenden Tand,
 
                     
                     - der Tiefe entwandt,
 
                     
                     - erklang mir der Töchter Klage:
 
                     
                     - an dich, Wotan, wenden sie sich,
 
                     
                     - daß zu Recht du zögest den
                     Räuber,
 
                     
                     - das Gold dem Wasser wieder gebest,
 
                     
                     - und ewig es bliebe ihr Eigen.
 
                     
                     - Hingebende Bewegung aller
 
                     
                     - Dir's zu melden, gelobt' ich den
                     Mädchen:
 
                     
                     - nun löste Loge sein Wort.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Törig bist du, wenn nicht gar
                     tückisch!
 
                     
                     - Mich selbst siehst du in Not:
 
                     
                     - wie hülft' ich andern zum Heil?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt 
 
                     
                     - der aufmerksam zugehört, zu
                     Fafner
 
                     
                     - Nicht gönn' ich das Gold dem
                     Alben;
 
                     
                     - viel Not schon schuf uns der Niblung,
 
                     
                     - doch schlau entschlüpfte unserm
 
                     
                     - Zwange immer der Zwerg.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Neue Neidtat sinnt uns der Niblung,
 
                     
                     - gibt das Gold ihm Macht. -
 
                     
                     - Du da, Loge! Sag' ohne Lug:
 
                     
                     - was Großes gilt denn das Gold,
 
                     
                     - daß dem Niblung es genügt?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Ein Tand ist's in des Wassers Tiefe,
 
                     
                     - lachenden Kindern zur Lust,
 
                     
                     - doch ward es zum runden Reife
                     geschmiedet,
 
                     
                     - hilft es zur höchsten Macht,
 
                     
                     - gewinnt dem Manne die Welt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - sinnend
 
                     
                     - Von des Rheines Gold hört' ich
                     raunen:
 
                     
                     - Beute-Runen berge sein roter Glanz;
 
                     
                     - Macht und Schätze schüf ohne
                     Maß ein Reif.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - leise zu Loge
 
                     
                     - Taugte wohl des goldnen Tandes
 
                     
                     - gleißend Geschmeid
 
                     
                     - auch Frauen zu schönem Schmuck?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Des Gatten Treu' ertrotzte die Frau,
 
                     
                     - trüge sie hold den hellen Schmuck,
 
                     
                     - den schimmernd Zwerge schmieden,
 
                     
                     - rührig im Zwange des Reifs.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - schmeichelnd zu Wotan
 
                     
                     - Gewänne mein Gatte sich wohl das
                     Gold?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - wie in einem Zustande wachsender
                     Bezauberung
 
                     
                     - Des Reifes zu walten,
 
                     
                     - rätlich will es mich dünken.
 
                     
                     - Doch wie, Loge, lernt' ich die Kunst?
 
                     
                     - Wie schüf' ich mir das Geschmeid'?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Ein Runenzauber zwingt das Gold zum
                     Reif;
 
                     
                     - keiner kennt ihn;
 
                     
                     - doch einer übt ihn leicht,
 
                     
                     - der sel'ger Lieb' entsagt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan wendet sich unmutig ab
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Das sparst du wohl; zu spät auch
                     kämst du:
 
                     
                     - Alberich zauderte nicht.
 
                     
                     - Zaglos gewann er des Zaubers Macht:
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grell
 
                     
                     - geraten ist ihm der Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - zu Wotan
 
                     
                     - Zwang uns allen schüfe der Zwerg,
 
                     
                     - würd' ihm der Reif nicht
                     entrissen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Den Ring muß ich haben!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Leicht erringt ohne Liebesfluch er sich
                     jetzt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Spottleicht, ohne Kunst, wie im
                     Kinderspiel!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - grell
 
                     
                     - So rate, wie?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Durch Raub!
 
                     
                     - Was ein Dieb stahl, das stiehlst du dem
                     Dieb;
 
                     
                     - ward leichter ein Eigen erlangt?
 
                     
                     - Doch mit arger Wehr wahrt sich
                     Alberich;
 
                     
                     - klug und fein mußt du verfahren,
 
                     
                     - ziehst den Räuber du zu Recht,
 
                     
                     - um des Rheines Töchtern, den roten
                     Tand,
 
                     
                     - mit Wärme
 
                     
                     - das Gold wiederzugeben;
 
                     
                     - denn darum flehen sie dich.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Des Rheines Töchtern? Was taugt mir der
                     Rat?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Von dem Wassergezücht mag ich nichts
                     wissen:
 
                     
                     - schon manchen Mann - mir zum Leid -
 
                     
                     - verlockten sie buhlend im Bad.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan steht stumm mit sich kämpfend;
                     die übrigen Götter heften in
                     schweigender Spannung die Blicke auf ihn.
                     Währenddem hat Fafner beiseite mit Fasolt
                     beraten
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - zu Fasolt
 
                     
                     - Glaub' mir, mehr als Freia
 
                     
                     - frommt das gleißende Gold:
 
                     
                     - auch ew'ge Jugend erjagt,
 
                     
                     - wer durch Goldes Zauber sie zwingt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolts Gebärde deutet an, daß
                     er sich wider Willen überredet fühlt.
                     Fafner tritt mit Fasolt wieder an Wotan
                     heran.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Hör', Wotan, der Harrenden Wort!
 
                     
                     - Freia bleib' euch in Frieden;
 
                     
                     - leicht'ren Lohn fand ich zur
                     Lösung:
 
                     
                     - uns rauhen Riesen genügt
 
                     
                     - des Niblungen rotes Gold.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Seid ihr bei Sinn?
 
                     
                     - Was nicht ich besitze,
 
                     
                     - soll ich euch Schamlosen schenken?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Schwer baute dort sich die Burg;
 
                     
                     - leicht wird dir's mit list'ger Gewalt
 
                     
                     - was im Neidspiel nie uns gelang,
 
                     
                     - den Niblungen fest zu fahn.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Für euch müht' ich mich um den
                     Alben?
 
                     
                     - Für euch fing' ich den Feind?
 
                     
                     - Unverschämt und
                     überbegehrlich,
 
                     
                     - macht euch Dumme mein Dank!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - ergreift plötzlich Freia und
                     führt sie mit Fafner zur Seite
 
                     
                     - Hieher, Maid! In unsre Macht!
 
                     
                     - Als Pfand folgst du uns jetzt,
 
                     
                     - bis wir Lösung empfah'n!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - wehklagend
 
                     
                     - Wehe! Wehe! Wehe!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - alle Götter sind in höchster
                     Bestürzung
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Fort von hier sei sie entführt!
 
                     
                     - Bis Abend - achtet's wohl -
 
                     
                     - pflegen wir sie als Pfand;
 
                     
                     - wir kehren wieder; doch kommen wir,
 
                     
                     - und bereit liegt nicht als Lösung
 
                     
                     - das Rheingold licht und rot -
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Zu End' ist die Frist dann,
 
                     
                     - Freia verfallen:
 
                     
                     - für immer folge sie uns!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia 
 
                     
                     - schreiend
 
                     
                     - Schwester! Brüder! Rettet! Helft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie wird von den hastig enteilenden
                     Riesen fortgetragen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Auf, ihnen nach!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Breche denn alles!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie blicken Wotan fragend an
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - aus weiter Ferne
 
                     
                     - Rettet! Helft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - den Riesen nachsehend
 
                     
                     - Über Stock und Stein zu Tal
 
                     
                     - stapfen sie hin:
 
                     
                     - durch des Rheines Wasserfurt
 
                     
                     - waten die Riesen.
 
                     
                     - Fröhlich nicht hängt Freia
 
                     
                     - den Rauhen über dem Rücken! -
 
                     
                     - Heia! Hei! Wie taumeln die Tölpel
                     dahin!
 
                     
                     - Durch das Tal talpen sie schon.
 
                     
                     - Wohl an Riesenheims Mark
 
                     
                     - erst halten sie Rast. -
 
                     
                     - er wendet sich zu den Göttern
 
                     
                     - Was sinnt nun Wotan so wild?
 
                     
                     - Den sel'gen Göttern wie geht's?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Ein fahler Nebel erfüllt mit
                     wachsender Dichtheit die Bühne; in ihm
                     erhalten die Götter ein zunehmend bleiches
                     und ältliches Aussehen: alle stehen bang
                     und erwartungsvoll auf Wotan blickend, der
                     sinnend die Augen an den Boden heftet
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Trügt mich ein Nebel?
 
                     
                     - Neckt mich ein Traum?
 
                     
                     - Wie bang und bleich verblüht ihr so
                     bald!
 
                     
                     - Euch erlischt der Wangen Licht;
 
                     
                     - der Blick eures Auges verblitzt!
 
                     
                     - Frisch, mein Froh, noch ist's ja
                     früh!
 
                     
                     - Deiner Hand, Donner, entsinkt ja der
                     Hammer!
 
                     
                     - Was ist's mit Fricka? Freut sie sich
                     wenig
 
                     
                     - ob Wotans grämlichem Grau,
 
                     
                     - das schier zum Greisen ihn schafft?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Wehe! Wehe! Was ist geschehen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Mir sinkt die Hand!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Mir stockt das Herz!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Jetzt fand' ich's: hört, was euch
                     fehlt!
 
                     
                     - Von Freias Frucht genosset ihr heute noch
                     nicht.
 
                     
                     - Die goldnen Äpfel in ihrem Garten,
 
                     
                     - sie machten euch tüchtig und jung,
 
                     
                     - aßt ihr sie jeden Tag.
 
                     
                     - Des Gartens Pflegerin ist nun
                     verpfändet;
 
                     
                     - an den Ästen darbt und dorrt das
                     Obst,
 
                     
                     - bald fällt faul es herab. -
 
                     
                     - Mich kümmert's minder;
 
                     
                     - an mir ja kargte Freia von je
 
                     
                     - knausernd die köstliche Frucht:
 
                     
                     - denn halb so echt nur bin ich wie, Selige,
                     ihr!
 
                     
                     - Doch ihr setztet alles auf das jüngende
                     Obst:
 
                     
                     - das wußten die Riesen wohl;
 
                     
                     - auf eurer Leben legten sie's an:
 
                     
                     - nun sorgt, wie ihr das wahrt!
 
                     
                     - Ohne die Äpfel,
 
                     
                     - alt und grau, greis und grämlich,
 
                     
                     - welkend zum Spott aller Welt,
 
                     
                     - erstirbt der Götter Stamm.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - bang
 
                     
                     - Wotan, Gemahl, unsel'ger Mann!
 
                     
                     - Sieh, wie dein Leichtsinn lachend uns
                     allen
 
                     
                     - Schimpf und Schmach erschuf!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - mit plötzlichem Entschluß
                     auffahrend
 
                     
                     - Auf, Loge, hinab mit mir!
 
                     
                     - Nach Nibelheim fahren wir nieder:
 
                     
                     - gewinnen will ich das Gold.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Die Rheintöchter riefen dich an:
 
                     
                     - so dürfen Erhörung sie
                     hoffen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan 
 
                     
                     - heftig
 
                     
                     - Schweige, Schwätzer!
 
                     
                     - Freia, die Gute, Freia gilt es zu
                     lösen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Wie du befiehlst
 
                     
                     - führ' ich dich gern
 
                     
                     - steil hinab
 
                     
                     - steigen wir denn durch den Rhein?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Nicht durch den Rhein!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - So schwingen wir uns durch die
                     Schwefelkluft.
 
                     
                     - Dort schlüpfe mit mir hinein!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er geht voran und verschwindet
                     seitwärts in einer Kluft, aus der sogleich
                     ein schwefliger Dampf hervorquillt
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Ihr andern harrt bis Abend hier:
 
                     
                     - verlorner Jugend erjag' ich erlösendes
                     Gold!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er steigt Loge nach in die Kluft hinab:
                     der aus ihr dringende Schwefeldampf verbreitet
                     sich über die ganze Bühne und
                     erfüllt diese schnell mit dickem
                     Gewölk. Bereits sind die
                     Zurückbleibenden unsichtbar.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Fahre wohl, Wotan!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Glück auf! Glück auf!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - O kehre bald zur bangenden Frau!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Der Schwefeldampf verdüstert sich
                     bis zu ganz schwarzem Gewölk, welches von
                     unten nach oben steigt; dann verwandelt sich
                     dieses in festes, finsteres Steingeklüft,
                     das sich immer aufwärts bewegt, so
                     daß es den Anschein hat, als sänke
                     die Szene immer tiefer in die Erde hinab.
                     Wachsendes Geräusch wie von Schmiedenden
                     wird überallher vernommen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Dritte
                     Szene - Inhaltsangabe
                     - Seitenanfang - Vierte
                     Szene
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich, Mime, Wotan, Loge
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Von verschiedenen Seiten her dämmert
                     aus der Ferne dunkelroter Schein auf: eine
                     unabsehbar weit sich dahinziehende unterirdische
                     Kluft wird erkennbar, die nach allen Seiten hin
                     in enge Schachte auszumünden scheint.
                     
 
                     
                     - Alberich zerrt den kreischenden Mime an
                     den Ohren aus einer Seitenschlucht
                     herbei.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Hehe! Hehe!
 
                     
                     - Hieher! Hieher! Tückischer Zwerg!
 
                     
                     - Tapfer gezwickt sollst du mir sein,
 
                     
                     - schaffst du nicht fertig, wie ich's
                     bestellt,
 
                     
                     - zur Stund' das feine Geschmeid'!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - heulend
 
                     
                     - Ohe! Ohe! Au! Au!
 
                     
                     - Laß mich nur los!
 
                     
                     - Fertig ist's, wie du befahlst,
 
                     
                     - mit Fleiß und Schweiß ist es
                     gefügt:
 
                     
                     - nimm nur
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grell
 
                     
                     - die Nägel vom Ohr!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - loslassend
 
                     
                     - Was zögerst du dann
 
                     
                     - und zeigst es nicht?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Ich Armer zagte,
 
                     
                     - daß noch was fehle.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Was wär' noch nicht fertig?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - verlegen
 
                     
                     - Hier - und da -
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Was hier und da? Her das Geschmeid'!
 
                     
                     - Er will ihm wieder an das Ohr fahren; vor
                     Schreck lässt Mime ein metallenes Gewirke,
                     das er krampfhaft in den Händen hielt, sich
                     entfallen. Alberich hebt es hastig auf und
                     prüft es genau.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Schau, du Schelm! Alles geschmiedet
 
                     
                     - und fertig gefügt, wie ich's
                     befahl!
 
                     
                     - So wollte der Tropf schlau mich
                     betrügen?
 
                     
                     - Für sich behalten das hehre
                     Geschmeid',
 
                     
                     - das meine List ihn zu schmieden
                     gelehrt?
 
                     
                     - Kenn' ich dich dummen Dieb?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er setzt das Gewirk als "Tarnhelm" auf
                     den Kopf
 
                     
                     - Dem Haupt fügt sich der Helm:
 
                     
                     - ob sich der Zauber auch zeigt?
 
                     
                     - sehr leise
 
                     
                     - "Nacht und Nebel - niemand gleich!"
 
                     
                     -  
 
                     
                     - seine Gestalt verschwindet; statt ihrer
                     gewahrt man eine Nebelsäule
 
                     
                     - Siehst du mich, Bruder?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - blickt sich verwundert um
 
                     
                     - Wo bist du? Ich sehe dich nicht.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - unsichtbar
 
                     
                     - So fühle mich doch, du fauler
                     Schuft!
 
                     
                     - Nimm das für dein
                     Diebesgelüst!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - schreit und windet sich unter empfangenen
                     Geißelhieben, deren Fall man vernimmt,
                     ohne die Geißel selbst zu sehen
 
                     
                     - Ohe, Ohe! Au! Au! Au!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - lachend, unsichtbar
 
                     
                     - Hahahahahaha!
 
                     
                     - Hab' Dank, du Dummer!
 
                     
                     - Dein Werk bewährt sich gut!
 
                     
                     - Hoho! Hoho!
 
                     
                     - Niblungen all', neigt euch nun
                     Alberich!
 
                     
                     - Überall weilt er nun, euch zu
                     bewachen;
 
                     
                     - Ruh' und Rast ist euch zerronnen;
 
                     
                     - ihm müßt ihr schaffen wo nicht
                     ihr ihn schaut;
 
                     
                     - wo nicht ihr ihn gewahrt, seid seiner
                     gewärtig!
 
                     
                     - Untertan seid ihr ihm immer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grell
 
                     
                     - Hoho! Hoho! Hört' ihn, er naht:
 
                     
                     - der Niblungen Herr!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Nebelsäule verschwindet dem
                     Hintergrunde zu: man hört in immer weiterer
                     Ferne Alberichs Toben und Zanken; Geheul und
                     Geschrei antwortet ihm, das sich endlich in
                     immer weiterer Ferne unhörbar verliert.
                     Mime ist vor Schmerz zusammengesunken. Wotan und
                     Loge lassen sich aus einer Schlucht von oben
                     herab. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge 
 
                     
                     - Nibelheim hier:
 
                     
                     - Durch bleiche Nebel
 
                     
                     - was blitzen dort feurige Funken?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Au! Au! Au!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Hier stöhnt es laut:
 
                     
                     - was liegt im Gestein?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - neigt sich zu Mime
 
                     
                     - Was Wunder wimmerst du hier?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Ohe! Ohe! Au! Au!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Hei, Mime! Munt'rer Zwerg!
 
                     
                     - Was zwickt und zwackt dich denn so?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Laß mich in Frieden!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Das will ich freilich,
 
                     
                     - und mehr noch, hör':
 
                     
                     - helfen will ich dir, Mime!
 
                     
                     - Er stellt ihn mühsam aufrecht
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Wer hälfe mir?
 
                     
                     - Gehorchen muß ich dem leiblichen
                     Bruder,
 
                     
                     - der mich in Bande gelegt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Dich, Mime, zu binden,
 
                     
                     - was gab ihm die Macht?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Mit arger List schuf sich Alberich
 
                     
                     - aus Rheines Gold einem gelben Reif:
 
                     
                     - seinem starken Zauber zittern wir
                     staunend;
 
                     
                     - mit ihm zwingt er uns alle,
 
                     
                     - der Niblungen nächt'ges Heer.
 
                     
                     - Sorglose Schmiede, schufen wir sonst
                     wohl
 
                     
                     - Schmuck unsern Weibern, wonnig
                     Geschmeid',
 
                     
                     - niedlichen Niblungentand;
 
                     
                     - wir lachten lustig der Müh'.
 
                     
                     - Nun zwingt uns der Schlimme,
 
                     
                     - in Klüfte zu schlüpfen,
 
                     
                     - für ihn allein uns immer zu
                     müh'n.
 
                     
                     - Durch des Ringes Gold errät seine
                     Gier,
 
                     
                     - wo neuer Schimmer in Schachten sich
                     birgt:
 
                     
                     - da müssen wir spähen, spüren
                     und graben,
 
                     
                     - die Beute schmelzen und schmieden den
                     Guß,
 
                     
                     - ohne Ruh' und Rast
 
                     
                     - dem Herrn zu häufen den Hort.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Dich Trägen so eben traf wohl sein
                     Zorn?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Mich Ärmsten, ach, mich zwang er zum
                     Ärgsten:
 
                     
                     - ein Helmgeschmeid' hieß er mich
                     schweißen;
 
                     
                     - genau befahl er, wie es zu fügen.
 
                     
                     - Wohl merkt' ich klug, welch mächtige
                     Kraft
 
                     
                     - zu eigen dem Werk, das aus Erz ich wob;
 
                     
                     - für mich drum hüten wollt' ich dem
                     Helm;
 
                     
                     - durch seinen Zauber
 
                     
                     - Alberichs Zwang mich entzieh'n:
 
                     
                     - vielleicht - ja vielleicht
 
                     
                     - den Lästigen selbst
                     überlisten,
 
                     
                     - in meine Gewalt ihn zu werfen,
 
                     
                     - den Ring ihm zu entreißen,
 
                     
                     - daß, wie ich Knecht jetzt dem
                     Kühnen,
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grell
 
                     
                     - mir Freien er selber dann frön'!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Warum, du Kluger, glückte dir's
                     nicht?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - Ach, der das Werk ich wirkte,
 
                     
                     - den Zauber, der ihm entzuckt,
 
                     
                     - den Zauber erriet ich nicht recht!
 
                     
                     - Der das Werk mir riet und mir's
                     entriß,
 
                     
                     - der lehrte mich nun,
 
                     
                     - - doch leider zu spät, -
 
                     
                     - welche List läg' in dem Helm:
 
                     
                     - Meinem Blick entschwand er,
 
                     
                     - doch Schwielen dem Blinden
 
                     
                     - schlug unschaubar sein Arm.
 
                     
                     - heulend und schluchzend
 
                     
                     - Das schuf ich mir Dummen schön zu
                     Dank!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er streicht sich den Rücken. Wotan
                     und Loge lachen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - zu Wotan
 
                     
                     - Gesteh', nicht leicht gelingt der Fang.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Doch erliegt der Feind, hilft deine
                     List!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - von dem Lachen der Götter betroffen,
                     betrachtet diese aufmerksamer
 
                     
                     - Mit eurem Gefrage,
 
                     
                     - wer seid denn ihr Fremde?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Freunde dir; von ihrer Not
 
                     
                     - befrei'n wir der Niblungen Volk!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Mime
 
                     
                     - schrickt zusammen, da er Alberich sich
                     wieder nahen hört
 
                     
                     - Nehmt euch in acht! Alberich naht.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Sein' harren wir hier.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er setzt sich ruhig auf einen Stein; Loge
                     lehnt ihm zur Seite. Alberich, der den Tarnhelm
                     vom Haupte genommen und an den Gürtel
                     gehängt hat, treibt mit geschwungener
                     Geißel aus der unteren, tiefer gelegenen
                     Schlucht aufwärts eine Schar Nibelungen vor
                     sich her: diese sind mit goldenem und silbernem
                     Geschmeide beladen, das sie, unter Alberichs
                     steter Nötigung, all auf einen Haufen
                     speichern und so zu einem Horte
                     häufen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Hieher! Dorthin! Hehe! Hoho!
 
                     
                     - Träges Heer, dort zu Hauf schichtet den
                     Hort!
 
                     
                     - Du da, hinauf! Willst du voran?
 
                     
                     - Schmähliches Volk, ab das
                     Geschmeide!
 
                     
                     - Soll ich euch helfen? Alle hieher!
 
                     
                     - er gewahrt plötzlich Wotan und
                     Loge
 
                     
                     - He! Wer ist dort? Wer drang hier ein?
 
                     
                     - Mime, zu mir, schäbiger Schuft!
 
                     
                     - Schwatztest du gar mit dem schweifenden
                     Paar?
 
                     
                     - Fort, du Fauler!
 
                     
                     - Willst du gleich schmieden und
                     schaffen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er treibt Mime mit Geißelhieben
                     unter den Haufen der Nibelungen hinein.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - He! An die Arbeit!
 
                     
                     - Alle von hinnen! Hurtig hinab!
 
                     
                     - Aus den neuen Schachten schafft mir das
                     Gold!
 
                     
                     - Euch grüßt die Geißel,
                     grabt ihr nicht rasch!
 
                     
                     - Daß keiner mir müßig,
                     bürge mir Mime,
 
                     
                     - sonst birgt er sich schwer meiner
                     Geißel Schwunge!
 
                     
                     - Daß ich überall weile, wo keiner
                     mich wähnt,
 
                     
                     - das weiß er, dünkt mich,
                     genau!
 
                     
                     - Zögert ihr noch? Zaudert wohl gar?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er zieht seinen Ring vom Finger,
                     küßt ihn und streckt ihn drohend
                     aus.
 
                     
                     - Zittre und zage, gezähmtes Heer!
 
                     
                     - Rasch gehorcht des Ringes Herrn!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Unter Geheul und Gekreisch stieben die
                     Nibelungen, unter ihnen Mime, auseinander und
                     schlüpfen in die Schächte
                     hinab
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - betrachtet lange und mißtrauisch
                     Wotan und Loge.
 
                     
                     - Was wollt ihr hier?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Von Nibelheims nächt'gem Land
 
                     
                     - vernahmen wir neue Mär':
 
                     
                     - mächtige Wunder wirke hier
                     Alberich;
 
                     
                     - daran uns zu weiden, trieb uns Gäste
                     die Gier.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Nach Nibelheim führt euch der
                     Neid:
 
                     
                     - so kühne Gäste, glaubt, kenn' ich
                     gut!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Kennst du mich gut, kindischer Alp?
 
                     
                     - Nun sag', wer bin ich, daß du so
                     bellst?
 
                     
                     - Im kalten Loch, da kauern du lagst,
 
                     
                     - wer gab dir Licht und wärmende
                     Lohe,
 
                     
                     - wenn Loge nie dir gelacht?
 
                     
                     - Was hülf' dir dein Schmieden,
 
                     
                     - heizt' ich die Schmiede dir nicht?
 
                     
                     - Dir bin ich Vetter, und war dir Freund:
 
                     
                     - nicht fein drum dünkt mich dein
                     Dank!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Den Lichtalben lacht jetzt Loge,
 
                     
                     - der list'ge Schelm:
 
                     
                     - bist du falscher ihr Freund,
 
                     
                     - wie mir Freund du einst warst:
 
                     
                     - haha! Mich freut's!
 
                     
                     - Von ihnen fürcht' ich dann nichts.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - So denk' ich, kannst du mir traun?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich 
 
                     
                     - Deiner Untreu trau' ich, nicht deiner
                     Treu'!
 
                     
                     - eine herausfordernde Stellung
                     einnehmend
 
                     
                     - Doch getrost trotz' ich euch allen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Hohen Mut verleiht deine Macht;
 
                     
                     - grimmig groß wuchs dir die Kraft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Siehst du den Hort,
 
                     
                     - den mein Heer dort mir gehäuft?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - So neidlichen sah ich noch nie.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Das ist für heut, ein kärglich
                     Häufchen:
 
                     
                     - Kühn und mächtig soll er
                     künftig sich mehren.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Zu was doch frommt dir der Hort,
 
                     
                     - da freudlos Nibelheim,
 
                     
                     - und nichts für Schätze hier
                     feil?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Schätze zu schaffen und Schätze zu
                     bergen,
 
                     
                     - nützt mir Nibelheims Nacht.
 
                     
                     - Doch mit dem Hort, in der Höhle
                     gehäuft,
 
                     
                     - denk' ich dann Wunder zu wirken:
 
                     
                     - die ganze Welt gewinn' ich mit ihm mir zu
                     eigen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wie beginnst du, Gütiger, das?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Die in linder Lüfte Weh'n da oben ihr
                     lebt,
 
                     
                     - lacht und liebt: mit goldner Faust
 
                     
                     - euch Göttliche fang' ich mir alle!
 
                     
                     - Wie ich der Liebe abgesagt,
 
                     
                     - alles, was lebt, soll ihr entsagen!
 
                     
                     - Mit Golde gekirrt,
 
                     
                     - nach Gold nur sollt ihr noch gieren!
 
                     
                     - Auf wonnigen Höhn,
 
                     
                     - in seligem Weben wiegt ihr euch;
 
                     
                     - den Schwarzalben
 
                     
                     - verachtet ihr ewigen Schwelger!
 
                     
                     - Habt acht! Habt acht!
 
                     
                     - Denn dient ihr Männer erst meiner
                     Macht,
 
                     
                     - eure schmucken Frau'n, die mein Frei'n
                     verschmäht,
 
                     
                     - sie zwingt zur Lust sich der Zwerg,
 
                     
                     - lacht Liebe ihm nicht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - wild lachend
 
                     
                     - Hahahaha! Habt ihr's gehört?
 
                     
                     - Habt acht vor dem nächtlichen
                     Heer,
 
                     
                     - entsteigt des Niblungen Hort
 
                     
                     - aus stummer Tiefe zu Tag!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - auffahrend
 
                     
                     - Vergeh, frevelnder Gauch!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Was sagt der?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - ist dazwischengetreten
 
                     
                     - Sei doch bei Sinnen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - zu Alberich
 
                     
                     - Wen doch faßte nicht Wunder,
 
                     
                     - erfährt er Alberichs Werk?
 
                     
                     - Gelingt deiner herrlichen List,
 
                     
                     - was mit dem Horte du heischest:
 
                     
                     - den Mächtigsten muß ich dich
                     rühmen;
 
                     
                     - denn Mond und Stern', und die strahlende
                     Sonne,
 
                     
                     - sie auch dürfen nicht anders,
 
                     
                     - dienen müssen sie dir.
 
                     
                     - Doch - wichtig acht' ich vor allem,
 
                     
                     - daß des Hortes Häufer, der
                     Niblungen Heer,
 
                     
                     - neidlos dir geneigt.
 
                     
                     - Einen Reif rührtest du kühn;
 
                     
                     - dem zagte zitternd dein Volk: -
 
                     
                     - doch, wenn im Schlaf ein Dieb dich
                     beschlich',
 
                     
                     - den Ring schlau dir entriss', -
 
                     
                     - wie wahrtest du, Weiser, dich dann?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Der Listigste dünkt sich Loge;
 
                     
                     - andre denkt er immer sich dumm:
 
                     
                     - daß sein' ich bedürfte zu Rat und
                     Dienst,
 
                     
                     - um harten Dank,
 
                     
                     - das hörte der Dieb jetzt gern!
 
                     
                     - Den hehlenden Helm ersann ich mir
                     selbst;
 
                     
                     - der sorglichste Schmied,
 
                     
                     - Mime, mußt' ihn mir schmieden:
 
                     
                     - schnell mich zu wandeln, nach meinem
                     Wunsch
 
                     
                     - die Gestalt mir zu tauschen, taugt der
                     Helm.
 
                     
                     - Niemand sieht mich, wenn er mich sucht;
 
                     
                     - doch überall bin ich, geborgen dem
                     Blick.
 
                     
                     - So ohne Sorge
 
                     
                     - bin ich selbst sicher vor dir,
 
                     
                     - du fromm sorgender Freund!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Vieles sah ich, Seltsames fand ich,
 
                     
                     - doch solches Wunder gewahrt' ich nie.
 
                     
                     - Dem Werk ohnegleichen kann ich nicht
                     glauben;
 
                     
                     - wäre das eine möglich,
 
                     
                     - deine Macht währte dann ewig!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Meinst du, ich lüg' und prahle wie
                     Loge?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Bis ich's geprüft,
 
                     
                     - bezweifl' ich, Zwerg, dein Wort.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Vor Klugheit bläht sich
 
                     
                     - zum Platzen der Blöde!
 
                     
                     - Nun plage dich Neid!
 
                     
                     - Bestimm', in welcher Gestalt
 
                     
                     - soll ich jach vor dir stehn?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - In welcher du willst;
 
                     
                     - nur mach' vor Staunen mich stumm.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - hat den Helm aufgesetzt
 
                     
                     - "Riesen-Wurm winde sich ringelnd!"
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sogleich verschwindet er: eine ungeheure
                     Riesenschlange windet sich statt seiner am
                     Boden; sie bäumt sich und streckt den
                     aufgesperrten Rachen nach Wotan und Loge
                     hin.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - stellt sich von Furcht ergriffen
 
                     
                     - Ohe! Ohe!
 
                     
                     - Schreckliche Schlange, verschlinge mich
                     nicht!
 
                     
                     - Schone Logen das Leben!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Hahaha! Gut, Alberich!
 
                     
                     - Gut, du Arger!
 
                     
                     - Wie wuchs so rasch
 
                     
                     - zum riesigen Wurme der Zwerg!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Schlange verschwindet; statt ihrer
                     erscheint sogleich Alberich wieder in seiner
                     wirklichen Gestalt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Hehe! Ihr Klugen, glaubt ihr mir nun?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Mein Zittern mag dir's bezeugen.
 
                     
                     - Zur großen Schlange schufst du dich
                     schnell:
 
                     
                     - weil ich's gewahrt,
 
                     
                     - willig glaub' ich dem Wunder.
 
                     
                     - Doch, wie du wuchsest,
 
                     
                     - kannst du auch winzig
 
                     
                     - und klein dich schaffen?
 
                     
                     - Das Klügste schien' mir das,
 
                     
                     - Gefahren schlau zu entfliehn:
 
                     
                     - das aber dünkt mich zu schwer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Zu schwer dir, weil du zu dumm!
 
                     
                     - Wie klein soll ich sein?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Daß die feinste Klinze <Ritze>
                     dich fasse,
 
                     
                     - wo bang die Kröte sich birgt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Pah! Nichts leichter! Luge <schaue> du
                     her!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er setzt den Tarnhelm wieder
                     auf.
 
                     
                     - "Krumm und grau krieche Kröte!"
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er verschwindet; die Götter gewahren
                     im Gestein eine Kröte auf sich zukriechen.
                     
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - zu Wotan
 
                     
                     - Dort, die Kröte, greife sie rasch!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan setzt seinen Fuß auf die
                     Kröte, Loge fährt ihr nach dem Kopfe
                     und hält den Tarnhelm in der Hand. Alberich
                     wird plötzlich in seiner wirklichen Gestalt
                     sichtbar, wie er sich unter Wotans Fuße
                     windet.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Ohe! Verflucht! Ich bin gefangen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Halt' ihn fest, bis ich ihn band.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er hat ein Bastseil hervorgeholt und
                     bindet Alberich damit Hände und Beine; den
                     Geknebelten, der sich wütend zu wehren
                     sucht, fassen dann beide und schleppen ihn mit
                     sich nach der Kluft, aus der sie
                     herauskamen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Nun schnell hinauf: dort ist er unser!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Sie verschwinden, aufwärts
                     steigend.
 
                     
                     -  
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Vierte
                     Szene - Inhaltsangabe
                     - Seitenanfang
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich, Wotan, Loge, die übrigen
                     Götter und Göttinnen, Erda, die drei
                     Rheintöchter 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Szene verwandelt sich, nur in
                     umgekehrter Weise, wie zuvor; die Verwandlung
                     führt wieder an den Schmieden vorüber.
                     Fortdauernde Verwandlung nach oben.
                     Schließlich erscheint wieder die
 
                     
                     - freie Gegend auf
                     Bergeshöhen
 
                     
                     - wie in der zweiten Szene; nur ist sie
                     jetzt noch in fahle Nebel verhüllt, wie vor
                     der zweiten Verwandlung nach Freias
                     Abführung. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan und Loge, den gebundenen Alberich
                     mit sich führend, steigen aus der Kluft
                     herauf.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Da, Vetter, sitze du fest!
 
                     
                     - Luge Liebster, dort liegt die Welt,
 
                     
                     - die du Lungrer gewinnen dir willst:
 
                     
                     - welch Stellchen, sag',
 
                     
                     - bestimmst du drin mir zu Stall?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er schlägt ihm tanzend
                     Schnippchen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Schändlicher Schächer! Du Schalk!
                     Du Schelm!
 
                     
                     - Löse den Bast, binde mich los,
 
                     
                     - den Frevel sonst büßest du
                     Frecher!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Gefangen bist du, fest mir gefesselt,
 
                     
                     - wie du die Welt, was lebt und webt,
 
                     
                     - in deiner Gewalt schon wähntest,
 
                     
                     - in Banden liegst du vor mir,
 
                     
                     - du Banger kannst es nicht leugnen!
 
                     
                     - Zu ledigen dich, bedarf 's nun der
                     Lösung.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - O ich Tropf, ich träumender Tor!
 
                     
                     - Wie dumm traut' ich dem diebischen
                     Trug!
 
                     
                     - Furchtbare Rache räche den Fehl!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Soll Rache dir frommen,
 
                     
                     - vor allem rate dich frei:
 
                     
                     - dem gebundnen Manne
 
                     
                     - büßt kein Freier den Frevel.
 
                     
                     - Drum, sinnst du auf Rache,
 
                     
                     - rasch ohne Säumen
 
                     
                     - sorg' um die Lösung zunächst!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er zeigt ihm, mit den Fingern schnalzend,
                     die Art der Lösung an
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - barsch
 
                     
                     - So heischt, was ihr begehrt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Den Hort und dein helles Gold.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Gieriges Gaunergezücht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - für sich
 
                     
                     - Doch behalt' ich mir nur den Ring,
 
                     
                     - des Hortes entrat' ich dann leicht;
 
                     
                     - denn von neuem gewonnen
 
                     
                     - und wonnig genährt
 
                     
                     - ist er bald durch des Ringes Gebot:
 
                     
                     - eine Witzigung wär 's,
 
                     
                     - die weise mich macht;
 
                     
                     - zu teuer nicht zahl' ich die Zucht
 
                     
                     - lass' für die Lehre ich den Tand.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Erlegst du den Hort?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Löst mir die Hand, so ruf' ich ihn
                     her.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge löst ihm die Schlinge an der
                     rechten Hand. Alberich berührt den Ring mit
                     den Lippen und murmelt heimlich einen
                     Befehl.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wohlan, die Nibelungen rief ich mir
                     nah'.
 
                     
                     - Ihrem Herrn gehorchend, hör' ich den
                     Hort
 
                     
                     - aus der Tiefe sie führen zu Tag:
 
                     
                     - nun löst mich vom lästigen
                     Band!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Nicht eh'r, bis alles gezahlt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Nibelungen steigen aus der Kluft
                     herauf, mit den Geschmeiden des Hortes beladen.
                     Während des Folgenden schichten sie den
                     Hort auf.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - O schändliche Schmach!
 
                     
                     - Daß die scheuen Knechte
 
                     
                     - geknebelt selbst mich ersch'aun!
 
                     
                     - zu den Nibelungen
 
                     
                     - Dorthin geführt, wie ich's
                     befehlt'!
 
                     
                     - All zu Hauf schichtet den Hort!
 
                     
                     - Helf' ich euch Lahmen?
 
                     
                     - Hieher nicht gelugt!
 
                     
                     - Rasch da, rasch!
 
                     
                     - Dann rührt euch von hinnen,
 
                     
                     - daß ihr mir schafft!
 
                     
                     - Fort in die Schachten!
 
                     
                     - Weh' euch, find' ich euch faul!
 
                     
                     - Auf den Fersen folg' ich euch nach!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er küßt seinen Ring und
                     streckt ihn gebieterisch aus. Wie von einem
                     Schlage getroffen, drängen sich die
                     Nibelungen scheu und ängstlich der Kluft
                     zu, in die sie schnell
                     hinabschlüpfen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Gezahlt hab' ich;
 
                     
                     - nun laßt mich zieh'n:
 
                     
                     - und das Helmgeschmeid',
 
                     
                     - das Loge dort hält,
 
                     
                     - das gebt mir nun gütlich
                     zurück!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - den Tarnhelm zum Horte werfend
 
                     
                     - Zur Buße gehört auch die
                     Beute.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Verfluchter Dieb!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - leise
 
                     
                     - Doch nur Geduld!
 
                     
                     - Der den alten mir schuf, schafft einen
                     andern:
 
                     
                     - noch halt' ich die Macht, der Mime
                     gehorcht.
 
                     
                     - Schlimm zwar ist's, dem schlauen Feind
 
                     
                     - zu lassen die listige Wehr!
 
                     
                     - Nun denn! Alberich ließ euch
                     alles:
 
                     
                     - jetzt löst, ihr Bösen, das
                     Band.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - zu Wotan
 
                     
                     - Bist du befriedigt? Lass' ich ihn frei?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Ein goldner Ring ragt dir am Finger;
 
                     
                     - hörst du, Alp?
 
                     
                     - Der, acht' ich, gehört mit zum
                     Hort.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - entsetzt
 
                     
                     - Der Ring?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Zu deiner Lösung mußt du ihn
                     lassen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - bebend
 
                     
                     - Das Leben, doch nicht den Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - heftiger
 
                     
                     - Den Reif' verlang' ich,
 
                     
                     - mit dem Leben mach', was du willst!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Lös' ich mir Leib und Leben,
 
                     
                     - den Ring auch muß ich mir
                     lösen;
 
                     
                     - Hand und Haupt, Aug' und Ohr
 
                     
                     - sind nicht mehr mein Eigen,
 
                     
                     - als hier dieser rote Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Dein Eigen nennst du den Ring?
 
                     
                     - Rasest du, schamloser Albe?
 
                     
                     - Nüchtern sag',
 
                     
                     - wem entnahmst du das Gold,
 
                     
                     - daraus du den schimmernden schufst?
 
                     
                     - War's dein Eigen, was du Arger
 
                     
                     - der Wassertiefe entwandt?
 
                     
                     - Bei des Rheines Töchtern hole dir
                     Rat,
 
                     
                     - ob ihr Gold sie zu eigen dir gaben,
 
                     
                     - das du zum Ring dir geraubt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - Schmähliche Tücke!
                     Schändlicher Trug!
 
                     
                     - Wirfst du Schächer die Schuld mir
                     vor,
 
                     
                     - die dir so wonnig erwünscht?
 
                     
                     - Wie gern raubtest
 
                     
                     - du selbst dem Rheine das Gold,
 
                     
                     - war nur so leicht
 
                     
                     - die Kunst, es zu schmieden, erlangt?
 
                     
                     - Wie glückt es nun dir Gleißner
                     zum Heil,
 
                     
                     - daß der Niblung, ich, aus
                     schmählicher Not,
 
                     
                     - in des Zornes Zwange,
 
                     
                     - den schrecklichen Zauber gewann,
 
                     
                     - dess' Werk nun lustig dir lacht?
 
                     
                     - Des Unseligen, Angstversehrten
 
                     
                     - fluchfertige, furchtbare Tat,
 
                     
                     - zu fürstlichem Tand soll sie
                     fröhlich dir taugen,
 
                     
                     - zur Freude dir frommen mein Fluch?
 
                     
                     - Hüte dich, herrischer Gott!
 
                     
                     - Frevelte ich, so frevelt' ich frei an
                     mir:
 
                     
                     - doch an allem, was war,
 
                     
                     - ist und wird,
 
                     
                     - frevelst, Ewiger, du,
 
                     
                     - entreißest du frech mir den Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Her der Ring!
 
                     
                     - Kein Recht an ihm
 
                     
                     - schwörst du schwatzend dir zu.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er ergreift Alberich und entzieht seinem
                     Finger mit heftiger Gewalt den Ring.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - gräßlich aufschreiend
 
                     
                     - Ha! Zertrümmert! Zerknickt!
 
                     
                     - Der Traurigen traurigster Knecht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - den Ring betrachtend
 
                     
                     - Nun halt' ich, was mich erhebt,
 
                     
                     - der Mächtigen mächtigsten
                     Herrn!
 
                     
                     - er steckt den Ring an
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Ist er gelöst?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Bind' ihn los!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - löst Alberich vollends die
                     Bande
 
                     
                     - Schlüpfe denn heim!
 
                     
                     - Keine Schlinge hält dich:
 
                     
                     - frei fahre dahin!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alberich
 
                     
                     - sich vom Boden erhebend
 
                     
                     - Bin ich nun frei?
 
                     
                     - mit wütendem Lachen
 
                     
                     - Wirklich frei?
 
                     
                     - So grüß' euch denn
 
                     
                     - meiner Freiheit erster Gruß! -
 
                     
                     - Wie durch Fluch er mir geriet,
 
                     
                     - verflucht sei dieser Ring!
 
                     
                     - Gab sein Gold mir Macht ohne Maß,
 
                     
                     - nun zeug' sein Zauber Tod dem, der ihn
                     trägt!
 
                     
                     - Kein Froher soll seiner sich freun,
 
                     
                     - keinem Glücklichen lache sein lichter
                     Glanz!
 
                     
                     - Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
 
                     
                     - und wer ihn nicht hat, den nage der
                     Neid!
 
                     
                     - Jeder giere nach seinem Gut,
 
                     
                     - doch keiner genieße mit Nutzen
                     sein!
 
                     
                     - Ohne Wucher hüt' ihn sein Herr;
 
                     
                     - doch den Würger zieh' er ihm zu!
 
                     
                     - Dem Tode verfallen, feßle den Feigen
                     die Furcht:
 
                     
                     - solang er lebt, sterb' er lechzend
                     dahin,
 
                     
                     - des Ringes Herr als des Ringes Knecht:
 
                     
                     - bis in meiner Hand den geraubten wieder ich
                     halte! -
 
                     
                     - So segnet in höchster Not
 
                     
                     - der Nibelung seinen Ring!
 
                     
                     - Behalt' ihn nun,
 
                     
                     -  
 
                     
                     - lachend
 
                     
                     - hüte ihn wohl:
 
                     
                     -  
 
                     
                     - grimmig
 
                     
                     - meinem Fluch fliehest du nicht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er verschwindet schnell in der Kluft. Der
                     dichte Nebelduft des Vordergrundes klärt
                     sich allmählich auf
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Lauschtest du seinem Liebesgruß?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - in den Anblick des Ringes an seiner Hand
                     versunken
 
                     
                     - Gönn' ihm die geifernde Lust!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - es wird immer heller
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - nach rechts in die Szene
                     blickend
 
                     
                     - Fasolt und Fafner nahen von
                     fern:
 
                     
                     - Freia führen sie her. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Aus dem sich immer mehr zerteilenden
                     Nebel erscheinen Donner, Froh und Fricka und
                     eilen dem Vordergrunde zu.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Sie kehren zurück!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Willkommen, Bruder!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - besorgt zu Wotan
 
                     
                     - Bringst du gute Kunde?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - auf den Hort deutend
 
                     
                     - Mit List und Gewalt gelang das Werk:
 
                     
                     - dort liegt, was Freia löst.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Aus der Riesen Haft naht dort die
                     Holde.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Wie liebliche Luft wieder uns weht,
 
                     
                     - wonnig' Gefühl die Sinne
                     erfüllt!
 
                     
                     - Traurig ging es uns allen,
 
                     
                     - getrennt für immer von ihr,
 
                     
                     - die leidlos ewiger Jugend
 
                     
                     - jubelnde Lust uns verleiht.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Der Vordergrund ist wieder hell geworden;
                     das Aussehen der Götter gewinnt wieder die
                     erste Frische: über dem Hintergrunde haftet
                     jedoch noch der Nebelschleier, so daß die
                     Burg unsichtbar bleibt. Fasolt und Fafner treten
                     auf, Freia zwischen sich führend.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - eilt freudig auf die Schwester zu, um sie
                     zu umarmen
 
                     
                     - Lieblichste Schwester, süßeste
                     Lust!
 
                     
                     - Bist du mir wieder gewonnen?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - ihr wehrend
 
                     
                     - Halt! Nicht sie berührt!
 
                     
                     - Noch gehört sie uns.
 
                     
                     - Auf Riesenheims ragender Mark
 
                     
                     - rasteten wir; mit treuem Mut
 
                     
                     - des Vertrages Pfand pflegten wir.
 
                     
                     - So sehr mich's reut, zurück doch bring'
                     ich's,
 
                     
                     - erlegt uns Brüdern die Lösung
                     ihr.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Bereit liegt die Lösung:
 
                     
                     - des Goldes Maß sei nun gütlich
                     gemessen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Das Weib zu missen, wisse, gemutet mich
                     weh:
 
                     
                     - soll aus dem Sinn sie mir schwinden
 
                     
                     - des Geschmeides Hort häufet denn
                     so,
 
                     
                     - daß meinem Blick die Blühende
                     ganz er verdeck'!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - So stellt das Maß nach Freias
                     Gestalt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia wird von den beiden Riesen in die
                     Mitte gestellt. Darauf stoßen sie ihre
                     Pfähle zu Freias beiden Seiten so in den
                     Boden, daß sie gleiche Höhe und
                     Breite mit ihrer Gestalt messen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Gepflanzt sind die Pfähle nach Pfandes
                     Maß;
 
                     
                     - Gehäuft nun füll' es der
                     Hort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Eilt mit dem Werk: widerlich ist mir's!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Hilf mir, Froh!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Freias Schmach eil' ich zu enden.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge und Froh häufen hastig zwischen
                     den Pfählen die Geschmeide 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Nicht so leicht und locker gefügt!
 
                     
                     - er drückt mit roher Kraft die
                     Geschmeide dicht zusammen
 
                     
                     - Fest und dicht füll' er das
                     Maß.
 
                     
                     - er beugt sich, um nach Lücken zu
                     spähen
 
                     
                     - Hier lug' ich noch durch:
 
                     
                     - verstopft mir die Lücken!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Zurück, du Grober!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Hierher!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Greif' mir nichts an!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Hierher! Die Klinze <Ritze>
                     verklemmt!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - unmutig sich abwendend
 
                     
                     - Tief in der Brust brennt mir die
                     Schmach!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - den Blick auf Freia geheftet
 
                     
                     - Sieh, wie in Scham schmählich die Edle
                     steht:
 
                     
                     - um Erlösung fleht stumm der leidende
                     Blick.
 
                     
                     - Böser Mann! Der Minnigen botest du
                     das!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Noch mehr! Noch mehr hierher!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Kaum halt' ich mich: schäumende
                     Wut
 
                     
                     - weckt mir der schamlose Wicht!
 
                     
                     - Hierher, du Hund! Willst du messen,
 
                     
                     - so miß dich selber mit mir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Ruhig, Donner! Rolle, wo's taugt:
 
                     
                     - hier nützt dein Rasseln dir
                     nichts!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - holt aus
 
                     
                     - Nicht dich Schmähl'chen zu
                     zerschmettern?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Friede doch!
 
                     
                     - Schon dünkt mich Freia verdeckt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Der Hort ging auf.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - mißt den Hort genau mit dem Blick
                     und späht nach Lücken
 
                     
                     - Noch schimmert mir Holdas Haar:
 
                     
                     - dort das Gewirk wirf auf den Hort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Wie? Auch den Helm?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Hurtig, her mit ihm!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Laß ihn denn fahren!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - wirft den Tarnhelm auf den Hort
 
                     
                     - So sind wir denn fertig!
 
                     
                     - Seid ihr zufrieden?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Freia, die Schöne, schau' ich nicht
                     mehr:
 
                     
                     - so ist sie gelöst? Muß ich sie
                     lassen?
 
                     
                     - er tritt nahe hinzu und späht durch den
                     Hort
 
                     
                     - Weh! Noch blitzt ihr Blick zu mir her;
 
                     
                     - des Auges Stern strahlt mich noch an:
 
                     
                     - durch eine Spalte muß ich's
                     erspäh'n.
 
                     
                     - außer sich
 
                     
                     - Seh' ich dies wonnige Auge,
 
                     
                     - von dem Weibe lass' ich nicht ab!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - He! Euch rat' ich,
 
                     
                     - verstopft mir die Ritze!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Nimmersatte! Seht ihr denn nicht,
 
                     
                     - ganz schwand uns der Hort?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Mitnichten, Freund! An Wotans Finger
 
                     
                     - glänzt von Gold noch ein Ring:
 
                     
                     - den gebt, die Ritze zu füllen!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wie! Diesen Ring?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Laßt euch raten!
 
                     
                     - Den Rheintöchtern gehört dies
                     Gold;
 
                     
                     - ihnen gibt Wotan es wieder.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Was schwatztest du da?
 
                     
                     - Was schwer ich mir erbeutet,
 
                     
                     - ohne Bangen wahr' ich's für mich!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Schlimm dann steht's um mein
                     Versprechen,
 
                     
                     - das ich den Klagenden gab!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Dein Versprechen bindet mich nicht;
 
                     
                     - als Beute bleibt mir der Reif.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Doch hier zur Lösung mußt du ihn
                     legen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Fordert frech, was ihr wollt,
 
                     
                     - alles gewähr' ich;
 
                     
                     - um alle Welt,
 
                     
                     - doch nicht fahren lass' ich den Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - zieht wütend Freia hinter dem Horte
                     hervor
 
                     
                     - Aus denn ist's, beim Alten bleibt's;
 
                     
                     - nun folgt uns Freia für immer!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - Hilfe! Hilfe!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Harter Gott, gib ihnen nach!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Spare das Gold nicht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - Spende den Ring doch!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner hält den fortdrängenden
                     Fasolt noch auf; alle stehen
                     bestürzt
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Laßt mich in Ruh'! Den Reif geb' ich
                     nicht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan wendet sich zürnend zur Seite.
                     Die Bühne hat sich von neuem verfinstert;
                     aus der Felskluft zur Seite bricht ein
                     bläulicher Schein hervor: in ihm wird
                     plötzlich Erda sichtbar, die bis zu halber
                     Leibeshöhe aus der Tiefe aufsteigt; sie ist
                     von edler Gestalt, weithin von schwarzem Haar
                     umwallt.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Erda
 
                     
                     - die Hand mahnend gegen Wotan
                     ausstreckend
 
                     
                     - Weiche, Wotan! Weiche!
 
                     
                     - Flieh' des Ringes Fluch!
 
                     
                     - Rettungslos dunklem Verderben
 
                     
                     - weiht dich sein Gewinn.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Wer bist du, mahnendes Weib?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Erda
 
                     
                     - Wie alles war - weiß ich;
 
                     
                     - wie alles wird, wie alles sein wird,
 
                     
                     - seh' ich auch, -
 
                     
                     - der ew'gen Welt Ur-Wala,
 
                     
                     - Erda, mahnt deinen Mut. Drei der
                     Töchter,
 
                     
                     - ur-erschaff'ne, gebar mein Schoß;
 
                     
                     - was ich sehe, sagen dir nächtlich die
                     Nornen.
 
                     
                     - Doch höchste Gefahr führt mich
                     heut'
 
                     
                     - selbst zu dir her.
 
                     
                     - Höre! Höre! Höre!
 
                     
                     - Alles was ist, endet.
 
                     
                     - Ein düst'rer Tag dämmert den
                     Göttern:
 
                     
                     - dir rat' ich, meide den Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie versinkt langsam bis an die Brust,
                     während der bläuliche Schein zu
                     dunkeln beginnt
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Geheimnis-hehr
 
                     
                     - hallt mir dein Wort:
 
                     
                     - weile, daß mehr ich wisse!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Erda
 
                     
                     - im Versinken
 
                     
                     - Ich warnte dich; du weißt genug:
 
                     
                     - sinn' in Sorg' und Furcht!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - sie verschwindet gänzlich
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Soll ich sorgen und fürchten,
 
                     
                     - dich muß ich fassen, alles
                     erfahren!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er will der Verschwindenden in die Kluft
                     nach, um sie zu halten. Froh und Fricka werfen
                     sich ihm entgegen und halten ihn
                     zurück
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Was willst du, Wütender?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - Halt' ein, Wotan!
 
                     
                     - Scheue die Edle, achte ihr Wort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan starrt sinnend vor sich
                     hin
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - sich entschlossen zu den Riesen wendend
 
                     
                     - Hört, ihr Riesen! Zurück, und
                     harret:
 
                     
                     - das Gold wird euch gegeben.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Freia
 
                     
                     - Darf ich es hoffen?
 
                     
                     - Dünkt euch Holda wirklich der
                     Lösung wert?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Alle blicken gespannt auf Wotan; dieser
                     nach tiefem Sinnen zu sich kommend, erfaßt
                     seinen Speer und schwenkt ihn wie zum Zeichen
                     eines mutigen Entschlusses
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Zu mir, Freia! Du bist befreit.
 
                     
                     - Wieder gekauft kehr' uns die Jugend
                     zurück!
 
                     
                     - Ihr Riesen, nehmt euren Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er wirft den Ring auf den Hort
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Riesen lassen Freia los; sie eilt
                     freudig auf die Götter zu, die sie
                     abwechselnd längere Zeit in höchster
                     Freude liebkosen.
 
                     
                     - Fafner breitet sogleich einen ungeheuren
                     Sack aus und macht sich über den Hort her,
                     um ihn da hineinzuschichten
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - dem Bruder sich entgegenwerfend
 
                     
                     - Halt, du Gieriger! Gönne mir auch
                     was!
 
                     
                     - Redliche Teilung taugt uns beiden.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Mehr an der Maid als am Gold
 
                     
                     - lag dir verliebtem Geck:
 
                     
                     - mit Müh' zum Tausch vermocht' ich dich
                     Toren;
 
                     
                     - Ohne zu teilen, hättest du Freia
                     gefreit:
 
                     
                     - teil' ich den Hort,
 
                     
                     - billig behalt' ich die größte
                     Hälfte für mich.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Schändlicher du! Mir diesen
                     Schimpf?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - zu den Göttern
 
                     
                     - Euch ruf' ich zu Richtern:
 
                     
                     - teilet nach Recht uns redlich den Hort!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan wendet sich verächtlich
                     ab
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Den Hort laß ihn raffen;
 
                     
                     - halte du nur auf den Ring!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - stürzt sich auf Fafner, der immerzu
                     eingesackt hat
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Zurück, du Frecher! Mein ist der
                     Ring;
 
                     
                     - mir blieb er für Freias Blick!
 
                     
                     - Er greift hastig nach dem Reif. Sie
                     ringen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Fort mit der Faust! Der Ring ist mein!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt entreißt Fafner den
                     Ring
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fasolt
 
                     
                     - Ich halt' ihn, mir gehört er!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - mit einem Pfahle nach Fasolt
                     ausholend
 
                     
                     - Halt' ihn fest, daß er nicht
                     fall'!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er streckt Fasolt mit einem Streiche zu
                     Boden, dem Sterbenden entreißt er dann
                     hastig den Ring
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fafner
 
                     
                     - Nun blinzle nach Freias Blick!
 
                     
                     - An den Reif rührst du nicht mehr!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Er steckt den Ring in den Sack und rafft
                     dann gemächlich den Hort vollends ein. Alle
                     Götter stehen entsetzt. Langes, feierliches
                     Schweigen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Furchtbar nun erfind' ich des Fluches
                     Kraft!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - Was gleicht, Wotan, wohl deinem
                     Glücke?
 
                     
                     - Viel erwarb dir des Ringes Gewinn;
 
                     
                     - daß er nun dir genommen, nützt
                     dir noch mehr:
 
                     
                     - deine Feinde - sieh - fällen sich
                     selbst
 
                     
                     - um das Gold, das du vergabst.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - tief erschüttert
 
                     
                     - Wie doch Bangen mich bindet!
 
                     
                     - Sorg' und Furcht fesseln den Sinn:
 
                     
                     - wie sie zu enden, lehre mich Erda:
 
                     
                     - zu ihr muß ich hinab!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - schmeichelnd sich an ihn
                     schmiegend
 
                     
                     - Wo weilst du, Wotan?
 
                     
                     - Winkt dir nicht hold die hehre Burg,
 
                     
                     - die des Gebieters gastlich bergend nun
                     harrt?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - düster
 
                     
                     - Mit bösem Zoll zahlt' ich den Bau.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - auf den Hintergrund deutend, der noch in
                     Nebel gehüllt ist
 
                     
                     - Schwüles Gedünst schwebt in der
                     Luft;
 
                     
                     - lästig ist mir der trübe
                     Druck!
 
                     
                     - Das bleiche Gewölk
 
                     
                     - samml' ich zu blitzendem Wetter,
 
                     
                     - das fegt den Himmel mir hell.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er besteigt einen hohen Felsstein am
                     Talabhange und schwingt dort seinen Hammer;
                     Nebel ziehen sich um ihn zusammen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - He da! He da! He do!
 
                     
                     - Zu mir, du Gedüft! Ihr Dünste, zu
                     mir!
 
                     
                     - Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
 
                     
                     - er schwingt den Hammer
 
                     
                     - Auf des Hammers Schwung schwebet
                     herbei!
 
                     
                     - Dunstig Gedämpf! Schwebend
                     Gedüft!
 
                     
                     - Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
 
                     
                     - He da! He da! He do!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er verschwindet völlig in einer
                     immer finsterer sich ballenden Gewitterwolke.
                     Man hört Donners Hammerschlag schwer auf
                     den Felsstein fallen: ein starker Blitz
                     entfährt der Wolke; ein heftiger
                     Donnerschlag folgt. Froh ist mit dem Gewölk
                     verschwunden.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Donner
 
                     
                     - unsichtbar
 
                     
                     - Bruder, hieher! Weise der Brücke den
                     Weg!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Plötzlich verzieht sich die Wolke;
                     Donner und Froh werden sichtbar: von ihren
                     Füßen aus zieht sich, mit blendendem
                     Leuchten, eine Regenbogenbrücke über
                     das Tal hinüber bis zur Burg, die jetzt,
                     von der Abendsonne beschienen, im hellsten
                     Glanze erstrahlt. Fafner, der neben der Leiche
                     seines Bruders endlich den ganzen Hort
                     eingerafft, hat, den ungeheuren Sack auf dem
                     Rücken, während Donners Gewitterzauber
                     die Bühne verlassen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Froh
 
                     
                     - der der Brücke mit der
                     ausgestreckten Hand den Weg über das Tal
                     angewiesen, zu den Göttern
 
                     
                     - Zur Burg führt die Brücke,
 
                     
                     - leicht, doch fest eurem Fuß:
 
                     
                     - beschreitet kühn ihren schrecklosen
                     Pfad!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan und die anderen Götter sind
                     sprachlos in den prächtigen Anblick
                     verloren.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Abendlich strahlt der Sonne Auge;
 
                     
                     - in prächtiger Glut prangt glänzend
                     die Burg.
 
                     
                     - In des Morgens Scheine mutig
                     erschimmernd,
 
                     
                     - lag sie herrenlos, hehr verlockend vor
                     mir.
 
                     
                     - Von Morgen bis Abend, in Müh' und
                     Angst,
 
                     
                     - nicht wonnig ward sie gewonnen!
 
                     
                     - Es naht die Nacht: vor ihrem Neid
 
                     
                     - biete sie Bergung nun.
 
                     
                     - Wie von einem großen Gedanken
                     ergriffen, sehr entschlossen
 
                     
                     - So grüß' ich die Burg,
 
                     
                     - sicher vor Bang' und Grau'n!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er wendet sich feierlich zu
                     Fricka
 
                     
                     - Folge mir, Frau:
 
                     
                     - in Walhall wohne mit mir!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Fricka
 
                     
                     - Was deutet der Name?
 
                     
                     - Nie, dünkt mich, hört' ich ihn
                     nennen.
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Was, mächtig der Furcht,
 
                     
                     - mein Mut mir erfand,
 
                     
                     - wenn siegend es lebt,
 
                     
                     - leg' es den Sinn dir dar!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er faßt Fricka an der Hand und
                     schreitet mit ihr langsam der Brücke zu;
                     Froh, Freia und Donner folgen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - im Vordergrunde verharrend und den
                     Göttern nachblickend
 
                     
                     - Ihrem Ende eilen sie zu,
 
                     
                     - die so stark in Bestehen sich
                     wähnen.
 
                     
                     - Fast schäm' ich mich, mit ihnen zu
                     schaffen;
 
                     
                     - zur leckenden Lohe mich wieder zu
                     wandeln,
 
                     
                     - spür' ich lockende Lust:
 
                     
                     - sie aufzuzehren, die einst mich
                     gezähmt,
 
                     
                     - statt mit den Blinden blöd zu
                     vergehn,
 
                     
                     - und wären es göttlichste
                     Götter!
 
                     
                     - Nicht dumm dünkte mich das!
 
                     
                     - Bedenken will ich's: wer weiß, was ich
                     tu'!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - er geht, um sich den Göttern in
                     nachlässiger Haltung anzuschließen.
                     Aus der Tiefe hört man den Gesang der
                     Rheintöchter heraufschallen
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - in der Tiefe des Tales, unsichtbar
 
                     
                     - Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
 
                     
                     - Wie lauter und hell leuchtest hold du
                     uns!
 
                     
                     - Um dich, du klares, wir nun klagen:
 
                     
                     - gebt uns das Gold!
 
                     
                     - O gebt uns das reine zurück!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - im Begriff, den Fuß auf die
                     Brücke zu setzen, hält an und wendet
                     sich um
 
                     
                     - Welch' Klagen klingt zu mir her?
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - späht in das Tal hinab
 
                     
                     - Des Rheines Kinder beklagen des Goldes
                     Raub!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Wotan
 
                     
                     - Verwünschte Nicker!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - zu Loge
 
                     
                     - Wehre ihrem Geneck!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Loge
 
                     
                     - in das Tal hinabrufend
 
                     
                     - Ihr da im Wasser, was weint ihr herauf?
 
                     
                     - Hört, was Wotan euch wünscht!
 
                     
                     - Glänzt nicht mehr euch Mädchen das
                     Gold,
 
                     
                     - in der Götter neuem Glanze
 
                     
                     - sonnt euch selig fortan!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die Götter lachen und beschreiten
                     dann die Brücke. 
 
                     
                     -  
 
                     
                     - Die drei Rheintöchter
 
                     
                     - aus der Tiefe
 
                     
                     - Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
 
                     
                     - O leuchtete noch in der Tiefe dein laut'rer
                     Tand!
 
                     
                     - Traulich und treu ist's nur in der
                     Tiefe:
 
                     
                     - falsch und feig ist, was dort oben sich
                     freut!
 
                     
                     -  
 
                     
                     - während die Götter auf der
                     Brücke der Burg zuschreiten, fällt der
                     Vorhang - Seitenanfang
 
                     
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