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Kulturgeschichte - Renaissance - Luther in Wittenberg


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Martin Luther
Universität Wittenberg (1511 - 1513)

zusammengestellt von Martin Schlu © 2006/Jan. 2008

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1511 - 1512 - 1513 - 1514 - 1515 - Seitenanfang
Luther reist im November 1510 ab , nimmt den Weg über Ulm, Memmingen, Chur und Mailand und trifft irgendwann im Januar 1511 in Rom ein. In der Sache, deretwegen er nach Rom gereist ist, wird nichts erreicht. Doch eine Generalbeichte möchte Luther noch ablegen, das hat er in Erfurt schon zweimal getan und er fühlte sich danach erleichtert. Die Brüder, an die er gerät, sind allerdings nicht sehr geduldig, alles muß sehr schnell gehen und als Luther sorgfältiger hinschaut, bemerkt er sehr schnell, daß es in Rom mit der Theologie nicht weit her ist, mit dem Abkassieren für Ablässe dagegen ist man sehr professionell (Der aktuelle Luther-Film zeigt diese Szene sehr anschaulich und trotzdem sachlich richtig). Ende Januar oder Anfang Februar 1511 reist Luther zurück - eine kritische Bewertung des Gesehenen erfolgt allerdings erst wesentlich später.
 
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Martin Luther wird Doktor der Theologie und kurz darauf Nachfolger von Staupitz in der Professur für Bibelkunde. Seine erste Vorlesung über die Psalmen hält er 1513. Zwei Jahre später folgen Vorlesungen über den Römerbrief und ab 1516 über die Galater -und Hebräerbriefe.
 
Seit etwa 1514 ist Luther nicht nur Mönch und Universitätsprofessor, sondern auch Prediger an der Wittenberger Stadtkirche. Hier geht es nun nicht mehr um akademische Thesen und Gegenthesen, sondern um das Seelenheil seiner "Herde". In der Predigt, bei der Abnahme der Beichte sowie bei der gemeinsamen Feier der Heiligen Messe wird es Luthers Aufgabe, den Menschen den richtigen Weg zur Erkenntnis von Gottes Willen zu zeigen. Hier muß er auch die falschen Wege, diejenigen, die von Gottes Willen wegführen, deutlich machen.
 

Innenraum und Kanzel der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg
Foto: © Martin Schlu, April 2007

 
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Im Frühjahr 1513 findet er beim Bibelstudium Wittenberger Kloster im Römerbrief die Sätze, die ab sofort sein Denken beeinflussen. Die erste Stelle findet er im Römerbrief 3, 21-24:
 
21„Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“
 
Die Schlüsselstelle für Luther steht in Römer, 1,17:
 
17„Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): «Der Gerechte wird aus Glauben leben.» “
(Quelle: http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/3.html und http://www.bibel-online.net/buch/45.roemer/1.html )
 
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Luther erkennt für sich, daß Gottes Gerechtigkeit eben nicht durch Verdienste des Menschen zuteil wird, sondern nur durch göttliche Gnade. Demzufolge muß er keine Angst mehr vor einem strafenden Gott haben, sondern kann auf einen gnädigen Gott hoffen, wenn er nur fest genug glaubt. Das wiederum bedeutet, daß Buße und Opfer keinen Einfluß auf Gottes Gnade haben. Genau an diesem Punkte kollidiert Luther unversöhnlich mit dem System der katholischen Werkgerechtigkeit in Form des Ablaßwesens, da Ablaß nach Römer 1, 17 niemals erkauft werden kann, schon gar nicht für andere Personen. Damit ist die Reformation in Grundzügen vorbereitet.
 
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Seit dem Frühjahr erlebt Luther immer häufiger, daß die Wittenberger der Beichte fernblieben, und stattdessen in die auf brandenburgischem bzw. anhaltinischem Gebiet liegenden Städte Jüterbog und Zerbst gehen, um sich von ihren Sündenstrafen und den Sünden selbst durch den Erwerb von Ablaßzetteln freizukaufen. Martin Luther löst mit dem Anschlag der 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche(1) die Reformation aus. Was als Diskussionsanfang unter fachkundigen Theologen gedacht war, verselbständigt sich und wird immer wieder als Handzettel nachgedruckt. Statt zur Diskussion kommt es erst zum Ketzerprozeß, dann zum Kirchenbann.
 
(1) Ob der Thesenanschlag so stattgefunden hat, ist nicht mehr unumstritten. Der Anschlag an der Tür der Universitätskirche war zumindest akademische Gepflogenheit und erklärt die schnelle Verbreitung. Dagegen spricht nach Auffassung von Hans Volz (1959), daß Melanchthon, der diesen Thesenanschlag erlebt haben will, 1517 noch nicht in Wittenberg war. Für den Ausgang der kirchlichen Revolution, die mit Bekanntwerden des Theseninhalts ausgelöst wurde, spielt dies aber keine Rolle.

 
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