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Eine Reise nach Florenz / Firenze - Florenz im Frühling
Text  © Simone Oberberg, November 2013, Fotos: © fotalia.com
Das Magazin Forbes hat Florenz aufgrund seiner vielen Denkmäler, Paläste und Museen als eine der schönsten Städte der Welt eingestuft. Ich war außerdem schon öfters mit meinem Mann gemeinsam in der Toskana. Dabei bin ich mir sicher, dass diese sanft hügelige Landschaft, in der man bei den vielen kleinen Dörfern Olivenhaine sehen kann, auch anderen Leuten gefällt. Da mein Mann aufgrund seiner Arbeit keine Zeit hatte, begab ich mich im Oktober auf einen einwöchigen Trip nach Florenz, mit über 350.000 Einwohnern die größte Stadt der Toskana.

Wenn man die „Fiorentini“, also die Florentiner über ihre Stadt befragt, und wenn man es nur in rudimentärem Italienisch tun kann, dann wird schnell deutlich, wie stolz sie auf ihre Stadt sind. Als schon 1982 die Altstadt, heutzutage „Centro Storico“ genannt, zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, hieß es angeblich in der Bewerbung, dass jede Begründung überflüssig und lachhaft sei, weil sie weltweit die meisten Kunstschätze beherbergt. Dies ist Ansichtssache, aber ich kann es irgendwie nachvollziehen.

Doch der Reihe nach. Ich hatte mir schon im Flugzeug einen Bildband über die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt angesehen und gesehen und kann nur sagen: Für den erwähnten Stolz haben die Fiorentini ihre Gründe. Ich kam nordwestlich von Florenz am kleinen, aber feinen Flughafen Amerigo Vespucci mit einer Lufthansa-Maschine an. Trotz des kurzen Flugs war ich etwas verschwitzt, da es im Flugzeug heiß gewesen war, trotzdem war ich froh, vom keineswegs erfrischenden Bonner Nieselregen endlich in die milde Toskana (18 Grad am Nachmittag) entflohen zu sein!

Mit den tagsüber pendelnden Bussen des ATAF, also dem florentinischen Personennahverkehr, kommt man leicht zum Hauptbahnhof, in dessen Nähe mein Hotel lag. Obwohl ich einen Trolley habe, war es ein ganz schönes Gezerre, da gerade um den Bahnhof die Gehsteige saniert wurden. Nachdem ich mein Zeug verstaut hatte, nahm ich eine kurze Dusche und beschloss mir in einem der vielen, kleinen Tavernen einen Brunello zu gönnen. Dies ist ein fruchtiger, rauchiger Wein, den ich Euch empfehlen kann - aber nicht zu viel davon, sonst kippt Ihr in den Arno.

Mit Stadtplan und Notizzettel machte ich mir einen groben Plan für die nächsten Tage. Wer keine Lust auf eigene Planung, sondern ein bisschen Vor-Organisation hat, kann selbstverständlich viele italienische (und andere) Städte auch mit geführten Touren von Internetanbietern kennenlernen. Wenn der Anbieter zuverlässig ist, dann spart man sich so eine Menge Stress und Zeit. Den hatte ich aber auch nicht, da ich meist bei meinen Ausflugszielen bleibe - mein Mann entdeckt schon beim kleinsten Spaziergang so viele neue Sachen, dass wir manchmal total vom Weg abkommen, von daher braucht jeder eine gewisse Organisation…


Blick von den Anhöhen auf die Altstadt mit dem Dom, Foto: Janina Dierks

Also, was habe ich angeschaut? Im Zentrum von Florenz liegt die „Piazza della signoria“ und obwohl Florenz generell nicht so überfüllt ist wie Venedig, wo man von Amis und Japanern fast umgerannt oder zumindest fast blind geblitzt wird oder andere italienische Städte wie Rom oder Mailand, wo ich auch schon war, ist es hier immer relativ voll. Schließlich hat die Krone der Toskana im Jahr auch normalerweise 1,5 Millionen Besucher. Ich gönnte mir aber einen Blick auf den (nachgemachten!) David von Michelangelo und ließ mich von einem vertrauenswürdigen, schwedischen Ehepaar winkend vor dem metallenen Schönling ablichten.

Ich spazierte über die angeblich schon zu etruskischer Zeit eingerichtete Brücke „Ponte Vecchio“, die auch zum Medici-Palast führt. Früher waren dort die Metzger beheimatet, aber sie mussten gehen. Sie hatten immer Schlachtabfälle in den Arno geworfen, was zu einem fürchterlichen Gestank führte. Heute kann man nur sagen „Pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht, beziehungsweise, nicht so sehr) - denn auf der Brücke finden sich heute einige edle Schmuckgeschäfte, sie ist überdacht und beherbergt Läden an den Seiten. In der Nähe ist der Palazzo Vecchio hinter dem man zu den berühmten Uffizien gelangt. Dort befindet sich eine berühmte Sammlung von Kunstwerken, dementsprechend lang ist aber auch die Schlange davor… Früher waren dort, glaube ich, Verwaltungsabteilungen untergebracht, aber heute sind dort über 4.000 bekannte Gemälde zu besichtigen, ich habe dort auch einen ehemaligen Bewohner der Stadt gesehen, und zwar Leonardo Da Vinci, aber in Stein gemeißelt.


Blick auf die „Ponte Vecchio“ Foto: © fotalia.com

Wer einen Sonnenuntergang mit Blick auf die Toskana erleben will, sollte es so machen wie ich auf meinem „Solo-Trip“ (ohne meine bessere Hälfte): Ich empfehle Euch den wunderschönen Garten „Giardino di Bobloli“. Hier solltet ihr alle Stufen (es sind leider einige) erklimmen, um zum höchsten Punkt zu gelangen. Die Umgebung mit ihren Olivenbäumen und den beiden Flüssen von Florenz (Arno und von Norden kommend, Mugnone) zu sehen ist wunderschön, am besten im Sonnenuntergang. Vergesst Eure Kamera nicht und hofft, dass ein paar vertrauenswürdige Schweden zum Knipsen vorbeikommen. Beim romantischen Bild, was viele meiner Bekannten von Italien habe, sind nämlich die auch hier herumwuselnden Taschendiebe nicht unbedingt inbegriffen.

Natürlich gibt es die typischen Touristenziele wie die Kathedrale „Santa Maria del Fiore“ mit der Renaissance-Kuppel des Architekten Brunelleschi und weitere Perlen der Architektur von Künstlern wie Masccio etc. Schaut Euch aber unbedingt den Palazzo Pitti an. Er ist einer der vielen Paläste, die die im 15. und 16. Jahrhundert durch ihre Lage und ihre fähigen Kaufleute reich gewordene Stadt hervorgebracht hat, in dem Falle birgt er die Privatsammlung der bekannten Dynastie der Medici. Das große Gebäude hat einen lauschigen Garten davor und ist von gelblicher Farbe, man kann sich vorstellen, dass sich hier der italienische König wohlgefühlt hat, der hier vor Jahrhunderten gewohnt hat. Seine restaurierten Gemächer kann man ebenfalls besichtigen. Die Galleria Pitti beherbergt Werke von Rubens, Raffael, Tizian und anderen Pinselvirtuosen, wie ich als Musiker sie gerne nenne.

Einen nicht so bekannten Palast möchte ich Euch noch als letztes ans Herz legen: Den „Palazzo Davanzati“. Da er irgendwie von der Kommune finanziert wird, ist der Eintritt kostenlos, er hat einen kleinen Innenhof und gut erhaltene Räume. Diese sollen zeigen, wie eine bürgerliche Wohnung im 14. Jahrhundert aussah und wie sich der Stil Richtung Renaissance änderte. Vor allem die Badezimmer haben mir gefallen - solche hätte ich auch gerne, kann sie mir aber nicht leisten!

Leider musste ich nach einer Woche wieder abdüsen, mir hat es sehr gefallen und ich könnte noch einiges mehr schreiben. Ich will es aber Euch überlassen, diese interessante und auf verschiedene Weisen (Architektur, Flair, Landschaft …) schöne Stadt auf eigene Faust kennenzulernen. Und außerdem fing ich trotz des guten Weins und des guten Essens (habe mir übrigens Oliven aus der Region mitgenommen, sehr zu empfehlen!) an, meinen Mann zu vermissen. Also - nichts wie ab nach Hause und Grüße an Euch Leser!

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