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Kulturgeschichte - Mittelalter


Spätmittelalter

Biographie Carl Orff

01. Fortuna Imperatrix Mundi (CB 17)
02. Fortune plango vulnera (CB 16)
03. Veris leta facies
04. Omnia sol temperat (136)
05. Ecce gratum (CB 143)
07. Floret silva nobilis (CB 149)
08. Chramer, gip die varwe mir (CB 16*)
09. Reie-Swaz hie gat umbe
10. Were diu werlt alle min
11. Estuans interius
12. Cignus ustus cantat (CB 130)
13. Ego sum abbas (CB 222)
14. In taberna quando sumus (CB 196)
15. Amor volat undique
16. Dies, nox et omnia
17. Stetit puella CB 177)
18. Circa mea pectora
19. Si puer cum puellula (CB 183)
20. Veni, veni, venias (CB 174/174a))
21. In trutina
22. Tempus est iocundum (CB 179)
23. Dulcissime
24. Ave formosissima
25. Fortuna Imperatrix Mundi (CB 17)

 


Andere Texte und externe Links
CB 183 Si puer cum puellula
CB 185. Ich was ein chint so wolgetan

Spätmittelalter
Carmina Burana Nr. 185
Stand: 12. 1. 2003

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Untenstehendes Beispiel soll zweierlei zeigen: erstens, daß selbst mittelalterliche Texte interessant zu lesen sind, zweitens, daß die unsere Schüler und Schülerinnen interessierenden Texte meistens nicht in den Deutschbüchern stehen und gerade bei der CB schamhaft herausgekürzt oder falsch übersetzt worden sind.
 
Empfehlenswerte Einspielung:
CD "O Fortuna" - Glück und Unglück in Liedern und Texten des Mittelalters. Freiburger Spielleyt, 1996 , Freiburger Musik Forum
Quelle: Carmina Burana 185 (1217 - 1250)
Übersetzung: Martin Schlu 1999
 

Ich was ein chint so wolgetan

Ich war ein unschuldiges Kind

Ich was ein chint so wolgetan,
virgo dum florebam
do brist mich div werlt al,
omnibus placebam.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Da wolde ih an die wisen gan,
flores adunare,
do wolde mich ein ungetan
ibi deflorare.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er nam mich bi der wizen hant,
sed non indecenter,
er wist mich div wise lanch
valde fraudulenter.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er grait mir an daz wize gewant
valde indecenter
er fûrte mih bi der hant
multum violenter.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er sprach: „vrowe ge wir baz!
nemus est remotum"
dirre wech der habe haz!
planxi et hoc totum.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

„Iz stat ein linde wolgetan
non procul a via
da hab ich mine herphe lan,
timpanum cum Iyra.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Do er zu der linden chom,
dixit: „sedeamus,"
- div minne twanch sêre den man -
„ludum faciamus!"
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er graif mir an den wizen lip,
non absque timore
er sprah:„ich mache dich ein wip,
dulcis es cum ore!"
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er warf mir uof daz hemdelin
corpore detecta
er rante mir in daz purgelin
cuspide erecta.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Er nam den chocher unde den bogen
bene venabatur
der selbe hete mich betrogen
ludus compleatur.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.

Ich war ein unschuldiges Kind
damals, als ich entjungfert wurde,
alle Welt nannte mich tugendsam,
allen gefiel ich.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Ich wollte damals an die Wiesen gehn,
Blumen pflücken,
da wollte mich ein Strolch
dort entjungfern.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er nahm mich bei der weißen Hand,
aber nicht unschicklich,
er zog mich den weißen Pfad -
sehr trickreich.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er griff mir an das weiße Gewand
sehr unschicklich
er führte mich bei der Hand
mit viel Gewalt.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er sprach: „Mädchen, laß uns gehen.
Der Wald ist weit genug"
Dieser Weg soll verflucht sein!
Ich jammerte den ganzen Weg.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

„Es steht eine schöne Linde
nicht weit vom Weg
da habe ich meine Harfe gelassen,
die Trommel mit der Leier.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Als er zu der Linden kam,
sagte er: „Setzen wir uns,"
- die Lust veränderte den Mann -
„Laß uns ein Spiel machen!"
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er griff mir an den weißen Leib,
nicht ohne Furcht bei mir,
er sprach:„Ich mache dich zum Weib,
du bist zum Beten zu süß!"
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er warf mir das Hemdlein ab,
der Körper lag bloß,
er drang mir in meinen Schoß
mit aufgerichtetem Speer.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Er nahm den Köcher und den Bogen,
man(n) hatte gut gejagt ,
er hatte mich betrogen,
das Spiel war beendet.
Hoy et oe
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

Texte mit deutscher Übersetzung
01. Fortuna Imperatrix Mundi (CB 17)
02. Fortune plango vulnera (CB 16)
04. Omnia sol temperat (136)
05. Ecce gratum (CB 143)
07. Floret silva nobilis (CB 149)
08. Chramer, gip die varwe mir (CB 16*)
10. Were diu werlt alle min
12. Cignus ustus cantat (CB 130)
13. Ego sum abbas (CB 222)
14. In taberna quando sumus (CB 196)
19. Si puer cum puellula (CB 183)
22. Tempus est iocundum (CB 179)
25. Fortuna Imperatrix Mundi (CB 17)  
 
CB 183 Si puer cum puellula
CB 185. Ich was ein chint so wolgetan