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Kulturgeschichte - Spätrenaissance - Karl V. - Jugend


Spätrenaissance

Anfangsseite Karl V.

1500 -1519
Kindheit und Jugend 

1519 -1520
Kaiserwahl und Kaiserkrönung

1521 -1522
Der Reichstag in Worms

1522 -1526
Kampf gegen Franz I.

1526 - 1527
Das Sacco di Roma

1528 - 1534
Der Kaiser und der Papst

1529 - 1541
Der Kaiser und die Türken

1530 - 1555
Der Kaiser und die Protestanten

1536 - 1547
Karl und Franz I. - Fortsetzung

1548 -1555
Der lange Abschied

1556 - 1558
Abdankung und Ende

Karl V.
Herkunft, Kindheit und Jugend (1500 - 1517)

erstellt von Martin Schlu © 2005/2009

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1477 - 1496 -
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1477 Karls Ahnen
Karls Urgroßeltern sind Karl der Kühne, Herzog von Burgund (geb. 10. November 1433 in Dijon; gest. 5. Januar 1477 in der Schlacht bei Nancy) und dessen Ehefrau Margarete von Yorck (geb. 3. oder 13. Mai 1446 in Fotheringhay Castle, Northamptonshire, England, gest. bis 23. November 1503 in Mechelen). Nach dem Tode Karls 1477 geht die burgundische Krone zwar auf die Tochter Maria von Burgund über, doch Margareta von York, Karls Witwe, versucht erst noch, den passenden Mann zu vermitteln, damit Marias Erbe nicht zerfällt.

Dieser Mann wird in dem Habsburger Maximilian, gefunden, der am 19. August  Maria von Burgund heiratet, in Gent, der Stadt, die Maria von Burgund unter anderem in die Ehe einbringt. Die Anwartschaft auf die habsburgische Kaiserkrone steuert Maximilian bei.



Die Großeltern herrschen nach der Kaiserkrönung Maximilians am 19. August 1493 also über halb Europa. Aus der Ehe zwischen Maximilian und Maria von Burgund gehen insgesamt sechs Kinder hervor: Thronfolger wird Philipp (später "der Schöne" , geb. 22. Juli 1478 in Brügge), danach kommt die Tochter Margarethe ("von Österreich" , geb. 1480), ein drittes Kind stirbt direkt nach der Geburt und die anderen drei Kinder sind nach- oder außerehelich und spielen keine große Rolle mehr.

1496 Karls Eltern - Seitenanfang
 Am 20. Oktober heiraten Philipp der Schöne und Johanna von Spanien in Lier, einer Stadt in der burgundisch-flämischen Provinz Antwerpen. Philipp (gest. 25. September 1506 in Burgos) ist Herzog von Burgund, einem Gebiet, das von den Alpen bis zur Nordsee reicht. Johanna von Spanien (geb. 14. November 1479 in Toledo; gest 12. April 1555 in Tordesillas) ist die Infantin (kommende Königin)  von Kastilien, Léon, Granada, Valencia, Sardinien, Mallorca, Katalonien, Rosellón, Sizilien und den überseeischen Besitzungen im Westen. Johanna heiratet  Philipp sechzehnjährig und ist wohl wirklich in ihn verliebt, Philipp jedoch ist nicht das, was man einen treuen Ehemann nennt und hat später viele außereheliche Kinder.
Philipp der Schöne und Johanna von Spanien etwa um 1500
Der Familienbesitz von Eltern und Großeltern umfaßt bei Karls Geburt also das gesamte habsburgische und burgundische Reich von Südfrankreich bis zum Rhein, außerdem alle spanischen und kastilischen Besitzungen in Übersee, die wesentlichen Handelswege der Niederlande, Brabant und Flandern als wichtigste Handels- und Kulturbrennpunkte, Brügge als damaligem Seehafen, Antwerpen, Brüssel und Gent als Handelsmetropolen (Tuchwaren, Wolle, Finanzgeschäfte, Land- und Schiffsverkehr) zwischen Schelde, Nordsee und den Hanseverbindungen - der gesamte Machtbereich ist schon vor Karls Geburt ein Reich "in dem die Sonne nicht untergeht", wie es ein geflügeltes Wort beschreibt.

1500 Geburt Karls - Seitenanfang
Als am 24. Februar Karl in (der heute belgischen Stadt) Gent im "Prinsenhof" geboren wird, ist bereits klar, daß er über die Mutter der künftige Erbe der spanischen Königskrone sein wird, über den Vater  Nachfolger der habsburgischen Kaiserkrone werden kann und selbstverständlich wird er als strenggläubiger Christ erzogen. Dies wird bei der deutschen Reformation noch wichtig werden.

Zwölf Tage nach seiner Geburt findet die Taufe  in der Kathedrale „Sint Baaf“ statt, die gerade halbwegs fertig geworden ist. Dort bekommt der Junge  den Namen des Urgroßvaters Karl des Kühnen (1433–1477) und dessen Witwe, die 64jährige Margarete von Yorck, trägt den Thronfolger auch zur Taufe - noch ist die Idylle perfekt.

Sint Baaf, die Taufkapelle Karls V.

1501 Erweiterung - Seitenanfang
Nach längeren Kämpfen fällt das Königreich Neapel  an Spanien und vergößert damit Karls künftigen Besitz.

1502

1503 Verwandschaft I - Seitenanfang
Am 23. November stirbt in Mecheln Karls Urgroßmutter, Margarethe von Yorck im Alter von 65 Jahren - für die damaligen Verhältnisse ist das sehr alt.

1504 Erbe I - Seitenanfang
Als am 26. November Isabella I. von Kastilien stirbt (geb. 22. April 1451), ist die Thronfolge unklar, denn Johanna von Burgund wird zwar Königin von Aragon und Kastilien, jedoch hat ihre Mutter Isabella eine Klausel eingefügt, daß möglicherweise die Regentschaft bis zur Volljährigkeit des Thronfolgers auch an Johannas Vater Ferdinands II. von Aragón gehen könne. Philipp der Schöne mag sich nicht um jeden Preis mit  Ferdinand von Aragon um das kastilische Reich streiten und Johanna hat nicht mehr viel zu melden. Daher läßt Ferdinand seine Tochter für wahnsinnig erklären und übernimmt nun auch die Herrschaft in Kastilien.

 
1505 Seitenanfang


1506 Erbe II Seitenanfang
Nach dem Tod des Vaters Philipps des Schönen am 25. September 1506 in Burgos wird Karl Herrscher über die Niederlande und Flandern, seine Mutter wird formell endlich Königin von Spanien, Kastilien, Neapel und Österreich. Jedoch schafft es Johanna nicht ihre Macht in Spanien durchzusetzen, zieht wochenlang mit dem Sarg Philipps durch das Land, scheut sich Entscheidungen zu treffen und wird schnell als "Johanna loca" (= die Wahnsinnige) bezeichnet. Bis auf weiteres erziehen daher Karls  Tante Margarete von Österreich ihn und zwei seiner Schwestern in Gent und seine Muttersprache wird Französisch. Nur selten wird in der Familie Flämisch gesprochen. Dynastisch bedingt muß Karl zwar Spanisch lernen, später kommen noch Deutsch und Italienisch dazu, doch fit wird er in diesen beiden Sprachen nie.
"Ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch zu meinem Pferd"
wird er später einmal scherzen.

Papst Julius II. gibt im gleichen Jahr den Neubau der Peterskirche in Auftrag. Damit wird ein Baustein für die spätere Auseinandersetzung zwischen Karl und Luther gelegt.

 
1507 Proklamation - Seitenanfang
Karl wird in Mecheln zwar als zukünftiger Herrscher proklamiert, doch seine Tante Margarete regiert weiter für ihn, bis er alt genug sein wird. Karl hat weitere Geschwister: Eleonore, Isabella und Maria und den Bruder Ferdinand (1503-1564), der ihn später als Kaiser Ferdinand I. beerben wird. Die Schwestern dagegen werden dynastisch verheiratet um die Macht des Hauses Habsburg zu sichern.

1508 Verwandschaft I - Seitenanfang
Karls Opa, Maximilian I.,  wird endlich zum Kaiser des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gekrönt (HRR).
 
1509 Verwandschaft II und III - Seitenanfang
Im Februar läßt Ferdinand von Aragon seine Tochter (und Karls Mutter) Johanna zur Sicherheit in die Festung von Tordesillas bringen, die Tore schließen und von seinen Getreuen bewachen. Johanna wird dieses Gefängnis nie mehr  verlassen und erst 1555, als sie stirbt, wird sie aus der Festung getragen. Auch Karl wird sie nur besuchen (1517)
Heinrich VIII. (1491-1547) wird König von England und heiratetet am 11. Juni die zweite Tochter Isabellas von Kastilien,  Katharina von Aragon (1485 - 1536). Karls Tante ist von 1509 -1533 englische Königin - ein künftiger Familienbesitz von der Größe Europas zeichnet sich ab.
 
Heinrich VIII
Heinrich VIII.


1510 Seitenanfang


1511 Seitenanfang


1512 Seitenanfang

1513 Papstwechel - Seitenanfang
Papst Julius II stirbt und Leo X. wird sein Nachfolger.
 

Papst Julius II

Papst Leo X.

Papst Julius II
(Pontifikat 1503-1513)

Papst Leo X.
(Pontifikat 1513-1521)


1514 Seitenanfang


1515 Volljährigkeit, Erbe III - Seitenanfang
Franz I. wird am 1. Januar durch den Tod des Vaters Ludwig XII. zum König von Frankreich und dieses Land gilt als politischer Gegner. Karl wird daher umgehend am 5. Januar für volljährig erklärt, damit seine Tante Margarete nicht mehr regieren kann. Er ist leichter zu beeinflussen als sie, denn seine geistigen Kapazitäten sind damals noch nicht sehr hoch. Doch nun ist er Herzog von Burgund.

1516 Erbe IV - Seitenanfang
Ein Jahr später, als der spanische Großvater stirbt, wird Karl König der spanischen Kernländer Aragon und Kastilien mit dem Königreich Neapel und den spanischen Eroberungen von Mexiko  bis Peru. Dabei ist er noch nicht richtig erwachsen. Er ist sicher kein Bücherwurm (obwohl er später weit über 100.000 Briefe hinterlassen wird),  geht am liebsten  jagen oder fischen, liebt Ritterspiele (was ihm später den Ruf des "letzten Ritters" eintragen wird) und hat schon damals einen Hang zum Genuß. Er verzehrt täglich Unmengen von Fleisch und Bier, obwohl er  kaum kauen kann - die schlechten Zähne wird Karl sein Leben lang behalten und der übermäßige Fleischkonsum führt wahrscheinlich zur Gicht, die ihn sein Leben lang plagt.

1517 Verwandschaft IV - Seitenanfang
Die ersten politischen Aufgaben kommen auf den siebzehnjährigen Karl zu, als er sich mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Ferdinand treffen muß, um sich in Spanien als König zu zeigen. Nach wochenlanger Irrfahrt mit vierzig Schiffen und Tausenden Mann Gefolge treffen sich die beiden Brüder im November in der Nähe von Valladolid, einer kastilischen Provinz, und feiern altersgemäß erst einmal ein zünftiges Turnier, bei dem es etliche Verletzte und tote Pferde gibt - Ritterspiele eben. Nebenbei wird noch Politik gemach, denn die kastilischen Stände, die "Cortes", wollen Karl nur zusammen mit seiner Mutter (Johanna, die Wahnsinnige) zum König ausrufen, die seit 1509 in der Festung von Tordesillas gefangen gehalten wird. Zwar besucht Karl seine Mutter, läßt sie aber nicht frei. In Aragon hat er noch heftigeren Widerstand zu besiegen und wenn er den spanischen Thron auf Dauer durchsetzen will, müßte er ein paar Jahre im Land bleiben, sein Spanisch aufpolieren und innenpolitisch arbeiten.
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Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_V._%28HRR%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_I._(Kastilien)