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         Kurzdaten
          
          
         Herkunft 
         1769
         - 1770 
         Bonn
         1773 - 84 
         Bonn
         1784 - 89 
          
         Wiener
         Kontakte 
         Brunswick-Töchter 
         Giuletta
         Giuccardi 
         "Unsterbliche
         Geliebte" 
          
         Letzte Jahre 
         Kurzbiographie 
          
         Todesursache  
          
         Anton Schindler Beethovenforschung 
          
         Fidelio
         (Text) 
          
         Literatur
         und Links 
         
           
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                      Ludwig
                     van Beethoven 
                     Fidelio  1. Akt, 4. Auftritt
                      
                   | 
                
             
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            - Vorige. Leonore
 
            Leonore trägt ein dunkles Wams, ein rotes Gilet,
            dunkles Beinkleid, kurze Stiefel, einen breiten
            Gürtel von schwarzem Leder mit einer kupfernen
            Schnalle; ihre Haare sind in eine Netzhaube gesteckt. Auf
            dem Rücken trägt sie ein Behältnis mit
            Lebensmitteln, auf den Armen Ketten, die sie beim
            Eintreten an dem Stübchen des Pförtners ablegt;
            an der Seite hängt ihr eine blecherne Büchse an
            einer Schnur. 
             
            Marzelline 
            auf Leonore zulaufend. 
            Wie er belastet ist. Lieber Gott! Der Schweiß
            läuft ihm von derStirn. 
            Sie nimmt ihr Schnupftuch und versucht, ihr das
            Gesicht abzutrocknen. 
             
            Rocco  
            
            - Warte! Warte!
 
            Er hilft mit Marzelline ihr das Behältnis vom
            Rücken nehmen; es wird beim 
            Bogengange links niedergesetzt. 
             
            Jaquino 
            beiseite auf der Vorderbühne. 
            Es war auch der Mühe wert, so schnell
            aufzumachen, um den Patron da hereinzulassen. 
             
            Er geht in sein Stübchen, kommt aber bald wieder
            heraus, macht den Geschäftigen, sucht aber
            eigentlich Marzelline,Leonore und Rocco zu
            beobachten. 
             
            Rocco 
            
            - zu Leonore.
 
            Armer Fidelio, diesmal hast du dir zuviel
            aufgeladen. 
             
            Leonore  
            
            - vorgehend und sich das Gesicht
            abtrocknend.
 
            Ich muß gestehen, ich bin ein wenig
            ermüdet. Der Schmied hatte an den Ketten so lange
            auszubessern, daß ich glaubte, er würde nicht
            damit fertig werden. 
             
             
            Rocco  
            
            - Sind sie jetzt gut gemacht?
 
             
            Leonore  
            
            - O gewiß, recht gut und
            stark. Keiner der Gefangenen wird sie zerbrechen.
 
             
            Rocco 
            Wieviel kostet alles zusammen? 
             
            Leonore 
            Zwölf Piaster ungefähr. Hier ist die genaue
            Berechnung. 
             
            Rocco  
            
            - durchgeht die Rechnung.
 
            Gut, brav! Zum Wetter! Da gibt's Artikel, auf denen
            wir wenigstens das Doppelte gewinnen können. Du bist
            ein kluger Junge! Ich kann gar nicht begreifen, wie du
            deine Rechnungen machst. Du kaufst alles wohlfeiler als
            ich. In den sechs Monaten, seit ich dir die Anschaffung
            der Lebensmittel übertrug, hast du mehr gewonnen als
            ich vorher in einem ganzen Jahr. 
             
            Beiseite. 
            Der Schelm gibt sich alle diese Mühe offenbar
            meiner Marzelline wegen. 
             
            Leonore  
            
            - Ich suche zu tun, was mir
            möglich ist.
 
             
            Rocco  
            
            - Ja, ja, du bist brav, man kann
            nicht eifriger, nicht verständiger sein. Ich habe
            dich aber auch mit jedem Tage lieber und - sei
            versichert, dein Lohn soll nicht ausbleiben.
 
            Er wirft während der letzten Worte wechselnde
            Blicke auf Leonore und Marzelline. 
             
            Leonore  
            
            - verlegen.
 
            O glaubt nicht, daß ich meine Schuldigkeit nur
            des Lohnes wegen - 
             
            Rocco 
            
            - Still!
 
            Mit Blicken wie vorher. 
            Meinst du, ich könnte dir nicht ins Herz
            sehen? 
            Er scheint sich an der zunehmenden Verlegenheit
            Leonores zu weiden und geht dann beiseite, um die Ketten
            zu betrachten. 
             
             
            Nr. 3 Quartett
            Kanon  
             
            Marzelline 
            welche während des Lobes, das Rocco Leonore
            erteilte, die größte Teilnahme hat blicken
            lassen und Leonore mit immer zunehmender Bewegung
            liebevoll betrachtet hat, für sich. 
             
            Mir ist so wunderbar, 
            Es engt das Herz mir ein. 
            Er liebt mich, es ist klar, 
            Ich werde glücklich sein. 
             
            Leonore  
            
            - für sich.
 
            Wie groß ist die Gefahr, 
            Wie schwach der Hoffnung Schein. 
            Sie liebt mich, es ist klar, 
            O namenlose Pein! 
             
            Rocco  
            
            - der währenddessen wieder
            auf die Vorderbühne zurückgekehrt ist, für
            sich. 
 
             
            Sie liebt ihn, es ist klar; 
            Ja, Mädchen, er wird dein. 
            Ein gutes, junges Paar, 
            Sie werden glücklich sein. 
             
            Jaquino 
            der unter dem Beobachten sich immer mehr
            genähert hat, auf der Seite und etwas hinter den
            übrigen stehend, für sich. 
             
            Mir sträubt sich schon das Haar, 
            Der Vater willigt ein. 
            Mir wird so wunderbar, 
            Mir fällt kein Mittel ein. 
             
            Er geht in seine Stube zurück. 
             
             
            Rocco 
            Höre, Fidelio, wenn ich auch nicht weiß, wie
            und wo du auf die Welt gekommen bist, und wenn du auch
            gar keinen Vater gehabt hättest, so weiß ich
            doch, was ich tue - ich - ich mache dich zu meinem
            Tochtermann. 
             
            Marzelline 
            hastig. 
            Wirst du es bald tun, lieber Vater? 
             
            Rocco 
            lachend. 
            Ei, ei, wie eilfertig! 
             
            Ernsthafter. 
            Sobald der Gouverneur nach Sevilla gereist sein wird,
            dann haben wir mehr Muße. Ihr wißt ja,
            daß er alle Monate hingeht, um über alles, was
            hier in dem Staatsgefängnis vorfällt,
            Rechenschaft zu geben. In einigen Tagen muß er
            wieder fort, und den Tag nach seiner Abreise gebe ich
            euch zusammen. Darauf könnt ihr rechnen. 
             
            Marzelline 
            Den Tag nach seiner Abreise? Das machst du
            vernünftig, lieber Vater. 
             
            Leonore  
            
            - schon vorher sehr betreten,
            aber jetzt sich freudig stellend.
 
            Den Tag nach seiner Abreise? 
             
            Beiseite. 
            O welche neue Verlegenheit! 
             
            Rocco 
            Nun, meine Kinder, ihr habt euch doch recht herzlich
            lieb, nicht wahr? Aber das ist noch nicht alles, was zu
            einer guten, vergnügten Haushaltung gehört; man
            braucht auch - 
            Er macht die Gebärde des Geldzählens. 
             
            Nr. 4 Arie
             
             
            Rocco  
            Hat man nicht auch Gold beineben, 
            Kann man nicht ganz glücklich sein; 
            Traurig schleppt sich fort das Leben, 
            Mancher Kummer stellt sich ein. 
            Doch wenn's in den Taschen fein klingelt und rollt, 
            Da hält man das Schicksal gefangen, 
            Und Macht und Liebe verschafft dir das Gold 
            Und stillet das kühnste Verlangen. 
            Das Glück dient wie ein Knecht für Sold, 
            Es ist ein schönes Ding, das Gold. 
             
            Wenn sich nichts mit nichts verbindet, 
            Ist und bleibt die Summe klein; 
            Wer bei Tisch nur Liebe findet, 
            Wird nach Tische hungrig sein. 
            Drum lächle der Zufall euch gnädig und hold 
            Und segne und lenk' euer Streben; 
            Das Liebchen im Arme, im Beutel das Gold, 
            So mögt ihr viel Jahre durchleben. 
            Das Glück dient wie ein Knecht für Sold, 
            Es ist ein mächtig Ding, das Gold. 
             
            
            - Leonore
 
            Ihr könnt das leicht sagen, Meister Rocco, aber ich,
            ich behaupte, daß die Vereinigung zweier
            gleichgestimmter Herzen die Quelle des wahren ehelichen
            Glückes ist. 
             
            Mit Wärme. 
            O dieses Glück muß der größte
            Schatz auf Erden sein! 
             
            Sich wieder fassend und mäßigend. 
            Freilich gibt es noch etwas, was mir nicht weniger
            kostbar sein würde, aber mit Kummer sehe ich,
            daß ich es durch alle meine Bemühungen nicht
            erhalten werde. 
             
            
            - Rocco
 
            Und was wäre denn das? 
             
            Leonore 
            Euer Vertrauen! Verzeiht mir diesen kleinen Vorwurf, aber
            oft sehe ich Euch aus den unterirdischen Gewölben
            dieses Schlosses ganz außer Atem und ermattet
            zurückkommen. Warum erlaubt Ihr mir nicht, Euch
            dahin zu begleiten? Es wäre mir so lieb, wenn ich
            Euch bei Eurer Arbeit helfen und Eure Beschwerden teilen
            könnte. 
             
            
            - Rocco
 
            Du weißt doch, daß ich den strengsten Befehl
            habe, niemanden, wer es auch sein mag, zu den
            Staatsgefangenen zu lassen. 
             
            Marzelline  
            Es sind ihrer aber gar zu viele in dieser Festung. Du
            arbeitest dich ja zu Tode, lieber Vater. 
             
            Leonore  
            
            - Sie hat recht, Meister Rocco. Man
            soll allerdings seine Schuldigkeit tun;
 
             
            zärtlich. 
            aber es ist doch auch erlaubt, mein ich, zuweilen
            daran zu denken, wie man sich für die, die uns
            angehören und lieben, ein bißchen schonen
            kann. 
            Sie drückt eine seiner Hände in den
            ihrigen. 
             
            Marzelline 
            Roccos andere Hand an ihre Brust drückend. 
            Man muß sich für seine Kinder zu erhalten
            suchen. 
             
            Rocco 
            sieht beide gerührt an. 
            Ja, ihr habt recht, diese schwere Arbeit würde
            mir doch endlich zu viel werden. Der Gouverneur ist zwar
            sehr streng, er muß mir aber doch erlauben, dich in
            die geheimen Kerker mit mir zu nehmen. 
             
            Leonore macht eine heftige Gebärde der
            Freude. 
            Indessen gibt es ein Gewölbe, in das ich dich
            wohl nie werde führen dürfen, obschon ich mich
            ganz auf dich verlassen kann.  
             
            Marzelline  
            Vermutlich, wo der Gefangene sitzt, von dem du schon
            einige Male gesprochen hast? 
             
            Rocco  
            Du hast's erraten. 
             
            Leonore 
            forschend. 
            Ich glaube, es ist schon lange her, daß er
            gefangen ist? 
             
            Rocco 
            Es ist schon über zwei Jahre. 
             
            Leonore 
            heftig. 
            Zwei Jahre, sagt Ihr? 
             
            Sich fassend. 
            Er muß ein großer Verbrecher sein. 
             
            Rocco  
            Oder er muß große Feinde haben, das kommt
            ungefähr auf eins heraus. 
             
            Marzelline 
            So hat man denn nie erfahren können, woher er ist
            und wie er heißt? 
             
            
            - Rocco
 
            O wie oft hat er mit mir von alledem reden wollen. 
             
            Leonore  
            Nun? 
             
            
            - Rocco 
 
            
            - Für unsereinen ist's aber am
            besten, so wenig Geheimnisse als möglich zu wissen,
            darum hab ich ihn auch nie angehört. Ich hätte
            mich verplappern können, und ihm hätte ich doch
            nicht genützt.
 
             
            Geheimnisvoll. 
            Nun, er wird mich nicht lange mehr quälen. Es
            kann nicht mehr lange mit ihm dauern. 
             
            
            - Leonore
 
            
            - beiseite.
 
            Großer Gott! 
             
            Marzelline 
            Lieber Himmel! Wie hat er denn eine so schwere Strafe
            verdient? 
             
            Rocco 
            noch geheimnisvoller. 
            Seit einem Monat schon muß ich auf Pizarros
            Befehl seine Portion immer kleiner machen. Jetzt hat er
            binnen vierundzwanzig Stunden nicht mehr als zwei Unzen
            schwarzes Brot und ein halb Maß Wasser; kein Licht
            als den Schein einer Lampe - kein Stroh mehr - nichts
            - 
             
            Marzelline 
            O lieber Vater, führe Fidelio ja nicht zu ihm!
            Diesen Anblick könnte er nicht ertragen. 
             
            Leonore  
            
            - Warum denn nicht? Ich habe Mut und
            Stärke!
 
             
            Rocco 
            sie auf die Schulter klopfend 
            Brav, mein Sohn, brav! Wenn ich dir erzählen wollte,
            wie ich anfangs in meinem Stande mit meinem Herzen zu
            kämpfen hatte! - Und ich war doch ein ganz anderer
            Kerl als du mit deiner feinen Haut und deinen weichen
            Händen. 
            
             
            Nr. 5 Terzett
             
             
            Rocco  
            
            - Gut, Söhnchen, gut,
 
            Hab immer Mut, 
            Dann wird dir's auch gelingen. 
            Das Herz wird hart 
            Durch Gegenwart 
            Bei fürchterlichen Dingen. 
             
            Leonore  
            
            - mit Kraft.
 
            Ich habe Mut! 
            Mit kaltem Blut 
            Will ich hinab mich wagen. 
            Für hohen Lohn 
            Kann Liebe schon 
            Auch hohe Leiden tragen. 
             
            Marzelline 
            zärtlich. 
            Dein gutes Herz 
            Wird manchen Schmerz 
            In diesen Grüften leiden. 
            Dann kehrt zurück 
            Der Liebe Glück 
            Und unnennbare Freuden. 
             
            Rocco 
            Du wirst dein Glück ganz sicher bauen. 
             
            Leonore 
            Ich hab auf Gott und Recht Vertrauen. 
             
            Marzelline 
            Du darfst mir auch ins Auge schauen, 
            Der Liebe Macht ist auch nicht klein. 
            Ja, wir werden glücklich sein. 
             
            Leonore 
            Ja, ich kann noch glücklich sein. 
             
            Rocco 
            Ja, ihr werdet glücklich sein. - 
            Der Gouverneur soll heut erlauben, 
            Daß du mit mir die Arbeit teilst. 
             
            Leonore 
            Du wirst mir alle Ruhe rauben, 
            Wenn du bis morgen nur verweilst. 
             
            Marzelline 
            Ja, guter Vater, bitt ihn heute, 
            In kurzem sind wir dann ein Paar. 
             
            Rocco 
            Ich bin ja bald des Grabes Beute, 
            Ich brauche Hilf', es ist ja wahr. 
             
            Leonore 
            für sich. 
            Wie lang bin ich des Kummers Beute! 
            Du, Hoffnung, reichst mir Labung dar. 
             
            Marzelline  
            
            - zärtlich zu Rocco.
 
            Ach, lieber Vater, was fällt Euch ein? 
            Lang Freund und Rater müßt Ihr uns sein. 
             
            Rocco  
            Nur auf der Hut, dann geht es gut, 
            Gestillt wird euer Sehnen. 
            Gebt euch die Hand und schließt das Band 
            In süßen Freudentränen. 
             
            Leonore  
            
            - Ihr seid so gut, Ihr macht mir
            Mut,
 
            Gestillt wird bald mein Sehnen! 
             
            Für sich 
            Ich gab die Hand zum süßen Band, 
            Es kostet bittre Tränen. 
             
            Marzelline 
            O habe Mut! O welche Glut! 
            O welch ein tiefes Sehnen! 
            Ein festes Band mit Herz und Hand. 
            O süße, süße Tränen! 
             
            Rocco 
            Aber nun ist es Zeit, daß ich dem Gouverneur die
            Briefschaften überbringe. 
             
             
            Nr. 6.
            Marsch  
             
            Rocco. 
            Ah! Er kommt selbst hierher! 
            Zu Leonore. 
            Gib sie, Fidelio, und dann entfernt euch! 
             
            Leonore nimmt die Blechbüchse ab, gibt sie Rocco
            und geht mit Marzelline ab ins Haus. Während des
            zuvor begonnenen Marsches wird das Haupttor durch
            Schildwachen von außen geöffnet, Offiziere
            ziehen mit einem Detachement ein, dann kommt Pizarro, das
            Tor wird wieder geschlossen. 
             
            
            - zurück
            - weiter
 
          
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