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Kulturgeschichte - Spätrenaissance - Gabrieli - San Marco


Spätrenaissance

Venezianische Musik

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Biographie G, Gabrielis

Kompositionslehre Gabrielis
1. Hintergründe

1.1. Die Bedeutung Venedigs in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht
1.2. Die Basilika San Marco
1.3. Chor und Orchester an San Marco
1.4. Krchenmusiker an San Marco

2. Theorie
3. Aufführungspraxis
4. Beispiele
5. Zusammenfassung
6. Literatur

1.4. Kirchenmusiker an San Marco
Chor und Orchester an San Marco
aus: Kompositionstechnik und Aufführungspraxis mehrchöriger Werke der venetianischen Spätrenaissance - dargestellt am Beispiel Giovanni Gabrielis in San Marco/Venedig. Überarbeitete Staatsarbeit von Martin Schlu, Bonn 1984/2008

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Seit Willaerts Amtszeit ab dem 11. 12. 1527 gab es den "maestro di capella" also den Chordirektor und "primo organisto" und "secondo organisto". Erster und zweiter Organist entsprechen etwas Haupt- und Nebenorganist, wobei es wohl üblich war, daß der Nebenorganist dem Hauptorganisten irgendwann nachfolgte. Die Ämter galten normalerweise bis zum Tode, doch es gibt auch Organisten, die früher aufhörten.
 
Die Tabelle zeigt die Jahre 1527 bis 1613.
 

Jahr

"maestro di capella"

1° organisto

2° organisto

Schlüsselwerk

1527

Adrian Willaert
ab 11. 12. 1527, gest. 7.12.1562

Willaert war Schüler von Jean Mouton, der wiederum von Josquin des Préz



1529

Lehrer von:




1531

Giuseffe Zarlino, Jachet Fiammingo/Buus, Cyprian de Rore




1533

und Girolamo Paraboscu




1535





1537





1539





1541


Jachet Fiammingo (Buus)
ab 15. 7. 1541, gest. nach 1546



1543





1545





1547





1549





1551


Girolamo Paraboscu
ab 1551, gest. 21. 4. 1557

Annibale Padovano
ab 29.11.1552, gest. 15.3.1575

"salmi spezzati"

1553





1555



Claudio Merulo
ab 30.9.1556


1557

Marc Antonio Ingegnieri ist als Streicher im Orchester nachweisbar (Fronleichnam)

Claudio Merulo
ab 2.7. 1557, gest. 4. 5. 1604

Andrea Gabrieli
ab 1557

I

1559





1561





1563

Cyprian de Rore
ab 18.10.1563




1565

Giuseffe Zarlino
ab 5. 7. 1565, gest. 14.2. 1590




1567

Lehrer von:




1569

Jan Pietersen Sweelinck, Samuel Scheidt, Scheidemann, Praetorius




1571





1573





1575





1577





1579





1581





1583





1585

A. G. war Lehrer von:

Andrea Gabrieli
ab 1584, gest. 30. 8. 1585 oder 1586

Giovanni Gabrieli
ab 7. 11. 1584


1587

Giovanni Gabrieli, Hans Leo Haßler, Heinrich Schütz und Mogens Pedersen

Giovanni Gabrieli
ab 30. 12. 1586, gest. 12. 8 . 1612
(diskutiert wird auch der 15. 5. 1613)

Vincenco Bell'Haver(Bellavere)
ab 30.12.1586, gest. 29.8.1587

"Concerti"

1589



Giuseffe Guami
ab 30. 10. 1588, bis 1591, gest. 1611


1591

Baldessare Donato (Donati)
ab 9. 3. 1590, gest. Juni 1603


Paolo Giudo
ab 7. 11. 1584


1593





1596





1597




"Sacrae Symphoniae"

1599





1601





1603

Giovanni Croce
ab 13.7. 1603




1605





1607





1609

Cesare Martinengo
ab 22. 8. 1609, gest. 10. 7. 1613




1611





1613

Claudio Monteverdi
ab 18.9. 1613, gest. November 1643




 
Es ergeben sich folgende Schüler- und Lehrerverbindungen
im Umkreis der Musiker an San Marco:

Josquin des Prez (zwischen 1450 und 1455 in Saint-Quentin; † 27. August 1521 in Condé-sur-l’Escaut, Frankreich) wird der Lehrer von Johannes Mouton.

Johannes Mouton (1459-1522),  französischer Komponist einiger sg. "L'homme armé-Messen",
wiederum  unterrichtet Adrian Willaert (1490 - 1562).

Adrian Willaert (um 1490; † 7. Dezember 1562 in Venedig) ist ein flämischer Komponist, kommt 1527 als Organist nach Venedig und wird der  Lehrer von Cyprian de Rore,  Constanzo Porta, Francesco della Viola († 1568), Gioseffo Guami, Andrea Gabrieli sowie den Musiktheoretikern Nicola Vicentino und Gioseffo Zarlino.
Cyprian de Rore (1515/16 Ronse - 1565 Parma) unterrichtet Gioseffo Zarlino , Jachet Fiammingo (1. Organist) und Girolamo Paraboscu (1. Organist seit 1541) und Marcantonio Ingegnieri (1535-1592): Ingegnieri wiederum wird Lehrer von Claudio Monteverdi, der direkter Nachfolger von Giovanni Gabrieli an San Marco wird.
Giuseffe Zarlino(* 22. März 1517 in Chioggia; † 14. Februar 1590 in Venedig) ist Lehrer von Jan Pietersen Sweelinck (* April 1562 in Deventer; † 16. Oktober 1621 in Amsterdam).
Jan Pietersen Sweelinck wiederum unterrichtet Samuel Scheidt (getauft 4. November 1587 in Halle (Saale), † 24. März 1654 in Halle), Heinrich Scheidemann (auch: Henricus Scheidemann, * um 1596 in Wöhrden in Holstein; † 1663 in Hamburg) und J. Praetorius. Scheidt und Schütz werden eine Zeit lang Kollegen und arbeiten eng mit Michael Praetorius zusammen.
Andrea Gabrieli (um 1510 in Venedig; † 1586 Venedig) wird 1536 zunächst Sänger an San Marco. Danach ist er für einige Zeit in Verona bei Vincenzo Ruffo, kommt aber wieder nach San Marco zurück, wo er ab 1557 zweiter und ab 1584 erster Organist ist. Sein Neffe Giovanni Gabrieli wird einer seiner Schüler, außerdem ab 1584 Hans Leo Haßler, der mit Giovanni Gabrieli später in München bei Orlando di Lasso studiert.
Giovanni Gabrieli (* 1557 † 1612) wiederum unterrichtet Heinrich Schütz (* am 8. (jul.) bzw. am 18. (greg) Oktber 1585. in Köstritz; † 6. (jul.) bzw. 16. (greg.)  November in Dresden), Mogens Pedersen (1580 - 1628, Musiker am Hofe Christians IV. von Dänemark) und einige andere.
Hans Leo Haßler (getauft 26. Oktober 1564 zu Nürnberg; † 8. Juni 1612 bei Frankfurt) erhält erst Unterricht bei Leonard Lechner, ab 1584 bei Andrea Gabrieli in Venedig und noch später mit dessen Neffen Giovanni in München Unterricht bei Orlando di Lasso. 1585 wird er Organist des Grafen Oktavian II. von Fugger zu Augsburg, 1600 Hofmusikus bei Kaiser Rudolf II. in Prag, der ihn adelt. 1608 wird Haßler kursächsischer Hofmusikus in Dresden. Über Schüler Haßlers ist nichts bekannt.
Es gibt sozusagen eine direkte Verbindung zwischen Josquin des Prez bis zu Heinrich Schütz und Samuel Scheidt.
(Ergänzungen: Juni 2011)
 
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