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Bremerhaven und das Klimamuseum
Text und Fotos:     Martin Schlu, Stand: 13. September 2025


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Bremerhaven kann man bereits vom Misselwardener Wattenmeer sehen - zumindest die hohen Kräne, die man auch von Hamburg kennt. Nun ist die Stadt in erster Linie der wichtigste Fischereihafen Deutschlands und nicht bekannt für eine mondäne Innenstadt oder seltene, historischen Perlen. Wir hatten aber oft gelesen, daß die Stadt nun ein Klimamuseum hat, dies wurde in der Presse und im TV überragend besprochen und nach einer Woche Regen am Dorumer Wattenmeer waren wir endlich weichgekocht und fuhren hin. Schließlich kriegen die beiden Enkelmädchen in der Schule ein Klimathema nach dem anderen vorgesetzt und da kann es ja nicht schaden, wenn man sie mal in ein Klimamuseum mitnimmt - was auch immer das ist.

Erste Überraschung: Es ist weiter, als es aussieht. Das hat damit zu tun, daß es entlang des Wattenmeeres eben keine Küstenstraße gibt. Man fährt entweder im Zickzack Richtung Südwesten über Wremen und Imsum (die Orte heißen wirklich so) oder man nimmt die A 27. Die angegebenen Fahrtzeit (etwa eine halbe Stunde) stimmte aber nicht, sondern über die Autobahn waren wir eine gute Stunde unterwegs, obwohl es keinen Stau gab. Das Navi schickte uns dafür direkt zum Hafen und - anders als bei Google Earth - stand dort ein supermoderner Bau - eben das Klimamuseum (Klimahaus). Weil es ja immer noch regnete, war es  auch gut voll und so stellten wir uns in die Schlange an und  warteten etwa eine halbe Stunde.


Futuristisch ist schon die Eingangshalle des Klimamuseums
Futuristisch ist schon die Eingangshalle des Klimamuseums

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Zweite Überraschung: Es ist schweineteuer. Frei sind nur Kinder unter vier Jahren. Wenn die Pänz endlich trocken sind, werden € 14,00 fällig und für uns waren pro Nase € 24,00 fällig. Nix mit Seniorenrabatt. Weil viel diskutiert wurde, dauerte es an der Kasse auch länger. Für eine Sonderausstellung wären noch einmal etliche Euro fällig geworden, aber das haben wir uns verkniffen, denn wir wollten ja erstmal schauen. Ab dem zweiten Besuch ist das Jahresticket billiger, aber dazu später mehr.

Durch die Massen von Besuchern kämpften wir uns eine Treppe hoch in den ersten Stock und das erste Exponat war eine rote Richterrobe. Auf den zwei etwa DIN A1 großen Erklärtafeln war in einer etwas verschwurbelten Sprache und in kleiner Schrift ausgiebig zu lesen, daß der Klimaschutz nun als Grundrecht anerkannt werden soll, wozu ein hohes Gericht nun die Weichen gestellt hat. Ich hatte aber nicht so viel Zeit zu lesen, weil die Enkelmädchen nun vorwärtsstürmten, denn sie wollten ja etwas sehen. Das nächste Exponat war eine Schrift in schummerigem Licht, die aus Goethes „Zauberlehrling“ zitierte: „die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los!“ Ich kenne als ehemaliger Deutschlehrer nun meinen Goethe und ich kann auch - wiederum auf zwei A1-Tafeln - umfangreiche Texte schnell erfassen, aber die meisten Besucher waren wohl keine Deutschlehrer, denn sie drängten vorbei auf der Suche nach etwas, was sie anschauen konnten. Nur war da nix.

Goethes Zauberehrling im Klimahaus
Goethes Zauberehrling im Klimahaus


Dritte
Überraschung: Sprache ist etwas Tolles, aber man muß sich auch ausdrücken können.

Wir haben folgende Dinge gesehen: Ein Wasserbecken mit etwa 5 cm Wasser drin. Eine Etage höher sieht man dann eine Projektion der Erde, noch eine Etage höher gibt es einen Text, daß die Astronauten (von Apollo 8) erstmalig diese zerbrechliche Erde vom Weltraum aus gesehen haben. (Ich war damals zehn und habe da auch Bücher drüber gelesen). Auch hier wieder viel, viel Text - leider ohne Bezug zum Klima.

Ein weiteres Ausstellungsobjekt war ein Video eines afrikanischen Mädchens, das darüber klagt, daß der Weg zum Wasser so weit ist, daß man sehr lange unterwegs ist. Außerdem sei es so heiß. Leider fehlte hier auch ein Hinweis, daß dies vielleicht mit der Erderwärmung zu tun hat. Kinder kommen da aber nicht drauf, die fragen höchstens, warum denn nicht der Wasserhahn aufgedreht wird, oder ob die Klimaanlage kaputt ist. Dies wurde auf den üblichen textintensiven Tafeln aber auch nicht erklärt. Schön ist der Ausblick von oben auf das Gebäude aber trotzdem.



In einem anderen Raum hatten Gutmenschen Holzstücke mit Begriffen beschriftet, die vermutlich eine bessere Welt beschreiben sollten. Ein kleiner Junge im Kindergartenalter (€ 14,00) baute ganz versonnen kleine Türmchen aus diesen Bausteinen und wiirkte sichtlich entspannt - vermutlich, weil er die Begriffe nicht lesen konnte und nicht auf die Idee gekommen wäre, daß er sozusagen an einer besseren Welt baute. Der Vater wirkte etwas genervt, weil er nun € 38,00 für etwas ausgegeben hatte, was der Junge auch zuhause spielen konnte. Da haben wir den Rundgang beendet.


Warum sollen Kinder viel Geld ausgeben, wenn sie nicht lesen können?
Warum sollen Kinder viel Geld ausgeben, wenn sie nicht lesen können?


Außerdem gab es einen U-Bahn-Wagen (ohne Beschriftung) und einen Zeitschriftenstand (auch ohne Beschriftung), wo auch mir nicht klar war, was diese Dinge im Klimahaus zu suchen hatten. Sprache dient zur Verständigung, aber was ich in diesen zwei Etagen gesehen habe, war schlimmste Projektpäsentation etwa einer achten Klasse, wo die Schüler/innen ihre in der Projektwoche gesammelten Erkenntnisse auf zwei Plakatkartons aufschreiben müssen und die Eltern sollen es dann lesen. Wenn man schon so viele Millionen in den Bau gesteckt hat, hätte man auch ein paar Euro für eine didaktisch gute Darstellung ausgeben können. Als Lehrer würde ich eine Fünf geben und schreiben „Thema verfehlt“.

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Vierte Überraschung: Es gab doch drei positive Dinge. Das Drittbeste war das Klo:



Deutlich über dem Rasthof-Standard..
...und vor allen Dingen sauber.

Das Zweitbeste war die Cafeteria. Fritten wurden in Porzellanschalen verkauft, was theoretisch ja nachhaltig ist. Majo und Ketchup gab es aus Spendern (Corona ist ja lange her).  Leider ließen aber ständig Kinder die für sie zu schweren Schalen fallen. Dies gab immer einen tollen Knall und ich habe an den alten Schalke-Witz denken müssen („Warum wird auf Schalke die Pommes in einer Tüte verkauft?“ - „Weil die Schalker keine Schale halten können!“).  Die Auswahl war besser als an der Frittenbude, aber nicht besser als bei IKEA.

Das Beste war die Dachterasse. Es stürmte, es regnete nur ein bißchen und weil die Dachterasse in etwa dreißig Metern Höhe lag, gab es Wind von vorne, von oben und von unten. Die Enkelinnen spielten Marylin Monroe und ließen ihre Röcke fliegen. Später haben sie nur vom Dach erzählt - der Rest war an ihnen vorbeigegangen.


Fast wie bei Marylin
Oben:
Fast wie bei Marylin - in dem Film ist es eine Lüftung aus dem Kaufhaus. Hier ist es Seewind.

Unten: Von der Terasse aus sieht man dem Hafen und das Meer

Der Hafen vom Dach des Klmamuseums bei Regen
Der Hafen vom Dach des Klmamuseums bei Regen

Das Jahresticket werden wir uns nicht kaufen. Einmal reicht!

Zum Ausgleich gehen wir durch den Verbindungstunnel in eine Art Outlet-Center und da gibt es eine Eisdiele. Der größte Eisbecher kostet da weniger als das Kinderticket beim Klimahaus und so wird das alles noch gut. Aber die nächsten zehn Jahre muß ich nicht nochmal hierhin.



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