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Kulturgeschichte - Spätrenaissance


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Carlo Gesualdo (1566 - 1613)
 
1566 (oder 1564 / 1561 / 1561)
Vermutlich am 8. März wird Don Carlo Gesualdo, Prinz von Venosa in Neapel oder Umgebung geboren. Carlo ist der zweite Sohn von Fabrizio Il Gesualdo und Girolama Borromeo. Gesualdo liegt ca. 60 km von Neapel entfernt, die Familie hat große Landgüter, deren Wirtschafter entsprechende Abgaben zu leisten haben und den Lebensstandard der Familie finanzieren. Über die Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, allerdings erhält Carlo Unterricht auf Gambe oder Baßlaute und in Komposition.
 
1584/85
Durch den Tod des älteren Bruders wird Carlo Gesualdo mit 19 Jahren designierter Herrscher des Fürstentums Venosa und der Vater besorgt die passende Ehefrau, Gesualdos älteste Cousine Donna Maria d' Avolos
 
1586
Standesgemäß heiratet Gesualdo seine Cousine. Für die 25jährige ist es bereits die dritte Ehe, ihre ersten beiden Männer verstarben am "Übermaß ehelicher Wonnen" (zit. nach Werner Herzog, s.u.)
 
1590
Nach fast vier Jahren Ehe kommt es zum Doppelmord an Maria und ihrem Geliebtem, einem Kardinal, als Gesualdo von seinem Onkel (Giulio Gesualdo) informiert wird, daß Maria ihn von Anfang an mit dem Herzog Fabrizio Carafa, Graf von Andria betrogen hat. Der Onkel hatte zwar ebenfalls mit seiner Nichte eine Affäre anfangen wollen, war aber von ihr zurückgewiesen worden. Der Doppelmord wird von Carlo und seinem Diener sorgfältig geplant und als Carlo die beiden endlich im Bett erwischt, in Neapel im Schlafzimmer seines Hauses ausgeführt. Die Leichen werden zunächst im Treppenhaus liegengelassen, später aber noch präpariert und ausgestellt.
Gesualdo flüchtet von Neapel aus erst einmal auf seine Burg, läßt dort zu seiner Sicherheit den Wald roden und wartet ab, daß sich Marias Familie beruhigt. Vorsichtshalber wird einige Wochen später auch Marias Kind getötet, weil Gesualdo nicht riskieren kann, daß ein außerehelicher Sohn seine Thronfolge gefährdet.
 
1594 - 1596
Gesualdo heiratet Leonora d'Este vom Hofe der Familie Ferrara. Diese Familie hat in der Vergangenheit unter anderem Josquin, Obrecht, Isaac, Lasso, Willaert und viele ander berühmte Musiker in Diensten gehabt und ist ausgesprochen an musikalischem Reichtum interessiert. Dort erhält Carlo bedeutende Inspirationen und kann aus den Quellen der Komponisten lernen. Er behandelt seine zweite Frau jedoch nicht besonders gut und weil er sie offensichtlich regelmäßig mißhandelt, zwingt ihn ihre Familie die Stadt zu verlassen. Also zieht Carlo wieder auf seine Burg in Gesualdo. Dort beginnt er zu komponieren und weil er nun keine Rücksicht mehr nehmen muß, schreibt er so, wie es ihm gefällt. Logischerweise entsteht eine völlig neue Musik.
 
1603
Die "Sacrae Cantiones" werden veröffentlicht, 19 Werke von ca. 5 Minuten Dauer
 
1611
Die Madrigalbände 5 und 6 werden veröffentlicht
 
1613
Gesualdo stirbt auf seiner Burg durch Krankheit oder durch Folter, da er sich offensichtlich mehrmals am Tage auspeitschen ließ (nach Werner Herzog).
 
1960
Im 20. Jahrhundert ist es Igor Strawinsky, der sich um eine Wiederentdeckung Gesualdos verdient macht.

Werke:
Drei Bände mit geistlicher Musik, sieben Madrigalbände

Besonderheiten:
Revolutionäre harmonische Wendungen (z.B. in "Moro lasso")

Externe Links
Carlo Gesualdo
http://www.karadar.com/Worterbuch/gesualdo.html
http://www.gesualdo.com/
http://www.btinternet.com/~rubberneck/gesualdo.html
http://www.cantate-online.de/artikel/0103-1.htm

Film:
"Tod für fünf Stimmen. Carlo Gesualdo, Fürst von Venosa", Film von Werner Herzog ("Death for Five Voices")

Literatur:
Watkins, Glen: Gesualdo. Leben und Tod eines fürstlichen Komponisten,
Verlag Matthes & Seitz, ISBN 3-88221-233-0

CD-Einspielung: Gesualdo (u.a.) : Responsorien des Officium Tenebrae vom Karsamstag, Ensemble Vocal Europeénne/Philippe Herreweghe, Harmonia Mundi, HMT 7901320, F-Arles, 1990/1996

Notenbeispiele (zum freien Download)
http://icking-music-archive.org/ByComposer/Gesualdo.html
6. Madrigalbuch:
http://icking-music-archive.org/scores/gesualdo/SestoLibro/