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Kulturgeschichte - Barock - J. S. Bach: Bach und die Vorgesetzten


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Die Vorfahren 1619
Kindheit in Eisenach 1685
Beim Bruder in Ohrdruf 1695
Michaeliskloster Lüneburg1700
Arnstadt und Weimar 1703-1708
Hof in Weimar 1708-1717
Hof in Köthen 1717-1723
Thomaskantor in Leipzig 1723
Kantaten 1724
Johannespassion 1724
Matthäuspassion 1727
Brief an Georg Erdmann 1730
Collegium Musicum 1729-1741
Kunst der Fuge 1742-1749
Musikalisches Opfer 1747
Am Ende 1750

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Johann Sebastian Bach 1685 - 1750
Die Lebenskrise 1729 - 1730
erstellt von © Martin Schlu - Stand: September 2002 (letzte Revision am 28.12.2013)

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Im Oktober 1729 ist der alte Schulrekor Ernesti gestorben und während des Berufungsverfahrens für dessen nachfolger wird laut, daß man bei der Wahl des Nachfolgers doch bitte klüger vorgehen solle als bei der Wahl des Thomaskantors, mit dem man nichts als Ärger habe. Nachdem weitere Klagen auf den Tisch kommen, faßt der Rat den Beschluß, Bach
"die Besoldung zu verkümmern" und bestellt ihn für den 2. August 1730 zum Gespräch. Bei diesem Gespräch legt Bach den berühmten "Kurtzer, iedoch höchstnöthiger Entwurff einer wohlbestallten Kirchen Music..." vor, der sinngemäß besagt, daß man bei 56 Thomasschülern, die in vier/fünf Kirchen regelmäßig Musik machen sollen, mindestens 36 musikalisch sein müßten (offenbar sind sie es nicht) und man von Schülern nicht die gleichen Leistungen erwarten könne wie von hochbezahlten Virtuosen (zum Vergleich: ein Tenor für die Rezitative einer Kantate wird heute ab ca. € 600.- gehandelt, für die Johannespassion und die Matthäuspassion ab € 1000.- ).

Bach wirft dem Stadtrat Geiz vor und nennt schließlich den Vergleich mit der sächsischen Kurkapelle, die ein Vielfaches mehr kostete, obwohl sie im Prinzip das Gleiche spielt. Der Rat ist nicht überzeugt und beschließt, Bach die Zusatzverdienste zu kürzen. Bachs Grundgehalt beträgt allerdings lediglich 87 Taler, also viel weniger als beispielsweise in Köthen mit 400 Talern oder Weimar mit 150 Talern, jedoch bekommt er Zusatzverdienste für gehaltene Beerdigungen oder Hochzeiten, die den Fehlbetrag annähernd wieder ausgleichen könnten. Eben dies wird nun vom Rat gekürzt.

Als erstes hört Bach auf, für Leipzig zu schreiben. Gleichzeitig hört er sich nach anderen Stellen um und wird Nachfolger Georg Balthasar Schotts als Leiter des "
Schottischen Collegium Musicum". Dies ist ein freies Ensemble, das 1702 von Telemann begründet wurde, ein Vorläufer der städtischen Orchester und Philharmonien. Dirigent eines nicht-kirchlichen Orchesters zu sein, für es zu schreiben und mit ihm Geld zu verdienen ist genau das, was Bach in seiner Situation helfen kann, das Finanzloch zu stopfen. Der Kantor wird also gleichzeitig Kapellmeister und es tut nicht nur ihm und seiner Familie gut, sondern auch dem Leipziger Musikleben.  Seitenanfang

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Quellen:
Alfred Baumgartner: J.S.Bach in : Das große Handbuch der Musik, Kiesel 1989
Martin Geck: Johann Sebastian Bach. rororo-Monographien Bd. 80, Reinbek bei Hamburg 1993
Malte Korff: Johann Sebastian Bach. dtv-Portrait, München 2000
Martin Schlu: Ergänzungen zur Matthäuspassion, Manuskript, 1992/2000
Maarten t'Haart: Bach und ich. Piper, München 2000/TB Piper 3296, München 2002