www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Klassik


Kindheit 1749 - 1763
Jugend 1764-1769
Studium 1769- 1772 -
Erster Erfolg: "Werther" 1774
Karriere 1775 - 1787 -
Familie und Beruf 1788 - 1816
Alterswerke 1816 - 1825
Letzte Jahre... 1826 -1832  
Goethe und Bettina von Arnim
Link ins Goethehaus

Erzählung
Werthers Leiden 1. Teil
Werthers Leiden 2. Teil
Drama: Faust
Zueignung-
Vorspiel auf der Bühne
Prolog im Himmel -
Der Tragödie erster Teil -
Der Nachbarin Haus -
Szene YX ungelöst...

Gedichte

 

 

-> Querformat bitte nutzen

erstellt: Juli 2000 von Martin Schlu

Johann Wolfgang von Goethe Werthers Leiden, 2. Buch

GoetheSeite 4 von 11     Seite 3 <<   >> Seite 5

Am 25. Mai 1772 I Am 11. Junius 1772 I Am 16. Junius 1772 I
Am 29. Julius 1772
I >> weiter

Am 25. Mai 1772

Ich hatte etwas im Kopfe, davon ich euch nichts sagen wollte, bis es ausgeführt wäre: jetzt, da nichts draus wird, ist es ebenso gut. Ich wollte in den Krieg; das hat mir lange am Herzen gelegen. Vornehmlich darum bin ich dem Fürsten hierher gefolgt, der General in ***schen Diensten ist. Auf einem Spaziergang entdeckte ich ihm mein Vorhaben; er widerriet mir es, und es müßte bei mir mehr Leidenschaft als Grille gewesen sein, wenn ich seinen Gründen nicht hätte Gehör geben wollen.

Am 11. Junius 1772 zurück Seitenanfang

Sage was du willst, ich kann nicht länger bleiben. Was soll ich hier? Die Zeit wird mir lang. Der Fürst hält mich, so gut man nur kann, und doch bin ich nicht in meiner Lage. Wir haben im Grunde nichts gemein mit einander. Er ist ein Mann von Verstande, aber von ganz gemeinem Verstande; sein Umgang unterhält mich nicht mehr, als wenn ich ein wohl geschriebenes Buch lese. Noch acht Tage bleibe ich, und dann ziehe ich wieder in der Irre herum. Das Beste, was ich hier getan habe, ist mein Zeichnen. Der Fürst fühlt in der Kunst und würde noch stärker fühlen, wenn er nicht durch das garstige wissenschaftliche Wesen und durch die gewöhnliche Terminologie eingeschränkt wäre. Manchmal knirsche ich mit den Zähnen, wenn ich ihn mit warmer Imagination an Natur und Kunst herumführe und er es auf einmal recht gut zu machen denkt, wenn er mit einem gestempelten Kunstworte dreinstolpert.

Am 16. Junius 1772 zurück Seitenanfang

Ja wohl bin ich nur ein Wandrer, ein Waller auf der Erde! Seid ihr denn mehr?

Am 16. Junius

Wo ich hin will? Das laß dir im Vertrauen eröffnen. Vierzehn Tage muß ich doch noch hier bleiben, und dann habe ich mir weisgemacht, daß ich die Bergwerke im ***schen besuchen wollte; ist aber im Grunde nichts dran, ich will nur Lotten wieder näher, das ist alles. Und ich lache über mein eigenes Herz - und tu' ihm seinen Willen.

Am 29. Julius 1772 zurück Seitenanfang

Nein, es ist gut! Es ist alles gut! - Ich - ihr Mann! O Gott, der du mich machtest, wenn du mir diese Seligkeit bereitet hättest, mein ganzes Leben sollte ein anhaltendes Gebet sein. Ich will nicht rechten, und verzeihe mir diese Tränen, verzeihe mir meine vergeblichen Wünsche! - sie meine Frau! Wenn ich das liebste Geschöpf unter der Sonne in meine Arme geschlossen hätte - es geht mir ein Schauder durch den ganzen Körper, Wilhelm, wenn Albert sie um den schlanken Leib faßt.

Und, darf ich es sagen? Warum nicht, Wilhelm? Sie wäre mit mir glücklicher geworden als mit ihm! O er ist nicht der Mensch, die Wünsche dieses Herzens alle zu füllen. Ein gewisser Mangel an Fühlbarkeit, ein Mangel - nimm es, wie du willst; daß sein Herz nicht sympathetisch schlägt bei - o! - bei der Stelle eines lieben Buches, wo mein Herz und Lottens in einem zusammentreffen; in hundert andern Vorfällen, wenn es kommt, daß unsere Ermpfindungen über eine Handlung eines Dritten laut werden. Lieber Wilhelm! - Zwar er liebt sie von ganzer Seele, und so eine Liebe, was verdient die nicht!

- Ein unerträglicher Mensch hat mich unterbrochen. Meine Tränen sind getrocknet. Ich bin zerstreut. Adieu, Lieber!

weiter zum 4. August 1772 zurück Seitenanfang