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                  | Annette
                     von Droste-Hülshoff1826 - 1840 Stille Erfolge im
                     Rüschhaus
 unter Mitarbeit von (Anna
                     Eckel)
                     Klasse 10d / 2001, revidiert am 17. August 2010 ©
                     Martin Schlu
 |  1826
            - 1827
            - 1826
            - 1827
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            - 1838
            - 1839
            - 1840Am
25. Juli 1826 stirbt unerwartet Annettes Vater Clemens August Freiherr
von Droste-Hülshoff. Damit erbt der älteste Sohn Werner Schloß
Hülshoff, worauf die Mutter Therese mit Annette und der Schwester Jenny
auf den "Witwensitz" Rüschhaus bei Nienberge (Nähe Münster) zieht. Dort
leben sie zu dritt mit etwas Personal (Knecht, Magd, Köchin,
Zimmermädchen und der ehemaligen Amme Maria Katharina Plettendorf) in
einsamer Zurückgezogenheit, die sie nur durch eine längere Reise in die
Schweiz unterbrechen. Abgesichert sind sie finanziell schon lange: jede
der Damen erhält eine Abfindung, Annette darüber hinaus eine
"Leibrente" (eine Art der damaligen Lebensversicherung) von 200
Reichstalern jährlich, wovon die Mutter die Hälfte für Verpflegung
bekommt.
Im Sommer kann man zwar einen Boten nach Schloß Hülshoff schicken, wenn eine Kutsche
            gebraucht wird, aber im Herbst und Winter sind die Wege
            aufgeweicht, so daß man dort laufen muß.
            Annette gibt die Wegdauer zwischen Schloß
            Hülshoff und dem Rüschhaus mit einer guten
            Stunde an - tatsächlich sind es vier
            Kilometer. Das Rueschhaus
            beherbergt heute ein Droste Museum (wie Schloß
            Hülshoff), der Garten wurde nach den
            Originalplänen des Architekten und ersten Bewohners
            Johann Conrad Schlaun restauriert. Auch dieses Haus ist
            per Bus gut zu erreichen. Da es bewohnt ist, ist eine
            Besichtigung nur mit Führung möglich.Internetadresse: www.rueschhaus.de (Foto: © Martin
            Schlu, September 2006)
 
 
 
1827
            -
            Seitenanfang   1828
            -
            SeitenanfangDie Einsamkeit im
            Rüschhaus hat auch etwas Gutes: Da es keine
            Ablenkung gibt, hat Annette ausgiebig Zeit zu schreiben
            und der größte Teil ihrer Werke wird auch dort
            geschrieben - es entstehen die ersten Entwürfe zur
            "Judenbuche".
            Inspiriert wird Annette durch Besuche beim
            Großvater, der früher der "Droste" zu
            Hülshoff war - eine Art Richter für mittlere
            Strafsachen - und in seiner Amtszeit mit der
            Mordsache
            Soistmann-Behrend
            betraut war, die die historische Vorlage zur Judenbuche
            bildet. Weitere Einflüsse entstehen durch
            Unterhaltungen mit Wilhelm Grimm, der aber wohl erkennt,
            daß Annette ihm überlegen sein könnte und
            rückblickend über sie sagt: 
            
            
               "Es war nicht
               gut fertig werden mit ihr!"(Zitat
               aus: Lutz Görner spricht und singt Annette von
               Droste-Hülshoff, Ed Lutz Görner,
               3-8025-4048-4, Auszug, ab 1:44")
 1829
            -
            SeitenanfangDer Bruder Ferdinand
            stirbt. Es kommt zu einem Wiedersehen mit Katharina
            Schücking, die mittlerweile einen vierzehnjährigen Sohn hat, Levin Schücking. 1830
            -
            SeitenanfangAnnette reist nun ab und
            zu nach Bonn und Köln und trifft dort ihre
            Verwandschaft Moritz von Haxthausen und ihre Freundin
            Sybille Mertens-Schaafhausen (1787-1857, genannt die
            "Rheingräfin"), die damals in Plittersdorf wohnt
            (heute ein Ortsteil von Bonn - Bad Godesberg) und einen
            intellektuellen Zirkel führt, zu dem u.a. Gottfried
            und Johanna Kinkel gehören, Adele Schopenhauer, Karl
            Simrock und Ferdinand Freiliggrath. Hier holt sich
            Annette die Anerkennung, die sie in Münster nicht
            bekommt, weil sie sich im Rheinland als Intellektuelle
            nicht verstecken muß. 1831
            -
            SeitenanfangDie Freundin Katharina
            Schücking stirbt und Annette fühlt sich
            für deren 16jährigen Sohn Levin verantwortlich
            (geb. am 6. September 1814). Es kommt daher zum ersten
            Zusammentreffen Annette und Levins im Rüschhaus,
            später, ab 1838
            wird es regelmäßig.   Levin
            Schücking
   1832
            -
            SeitenanfangDer Vetter Clemens von Droste-Hülshoff 
            stirbt in Bonn.
 1833
            -
            SeitenanfangDas Versepos "Das Hospiz
            auf dem großen St. Bernhard" wird abgeschlossen.
            Zwischendurch ist Annette öfter schwer krank, erholt
            sich aber immer wieder.  1834
            -
            SeitenanfangDas
            Versepos
            "Des Arztes
            Vermächtnis" wird begonnen. Es kommt zur
            Freundschaft mit dem Dozenten für Philosophie
            Bernhard Schlüter, der ein Nachbar der
            Münsterschen Wohnung ist und einige Werke von ihr
            redigiert. Annette reist in die Niederlande und
            überlegt, ihre Versepen zu veröffentlichen. Da
            es noch nicht für einen Gedichtband reicht, arbeitet
            sie an weiteren Epen wie z.B. "Die Schlacht im Loener
            Bruch". 1835
            -
            SeitenanfangAnnette reist nach
            Eppishausen, wo ihre Schwester Jenny mit Freiherr Joseph von Laßberg wohnt, macht aber wieder für einige Wochen in
            Bonn Zwischenstation bei Sybille Mertens-Schaffhausen.
            Dort wandert sie im Kottenforst, Ennert und im
            Siebengebirge und besucht die touristischen
            Sehenswürdigkeiten der gerade entstehenden
            "Rheinromantik". 
 
         Siebengebirge im Morgenlicht von Bonn aus. Foto: Martin Schlu @ 2010
 
 
        Als sie in der Schweiz ist, bearbeitet
            sie u.a. das "Lochamer Liederbuch" als Oper, und schreibt
            die Gedichte "Der Graf von Thal", "Am Weiher",
            "Schloß Berg" und "Der Säntis".  1836
            -
            SeitenanfangAuf der Rückreise
            von Eppishausen nach Münster bleibt Annette wieder
            für einige Wochen in Bonn. 1837
            -
            SeitenanfangAnnette arbeitet am Epos
            "Die Schlacht im Loener Bruch" und beginnt eine weitere
            Oper
            "Die Wiedertäufer".
            Nach einem Zwischenaufenthalt in Köln trifft Annette
            wieder im Rüschhaus ein und plant mit Bernhard
            Schlüter und Wilhelm Junkmann ihre erste
            Gedichtausgabe. Außerdem lernt sie
            die fünfzehn Jahre jüngere Elise Rüdiger
            kennen, Tochter einer Schriftstellerin, die mit einem
            höheren Beamten verheiratet ist und ihre Freundin
            fürs Leben wird. Nach siebzehn Jahren besucht sie
            außerdem wieder Gut Bökendorf - nach der
            Beziehungskatastrophe von 1819
            herrschte Funkstille zwischen Annette und den
            Haxthausens.  1838
            Seitenanfang 
         Der Gedichtband, wie er in der Meersburg ausgestellt ist
 Foto: Martin Schlu © 2010
 
 
        Der
erste Gedichtband erscheint im Aschendorff'schen Verlag in Münster, aber noch nicht unter Annettes vollem Namen, sondern nur unter ihren Namenskürzeln. Er wird von der Öffentlichkeit wenig
beachtet und nur von einem kleinem Kreis bewundert. Zu diesem Kreis, der sich
in Münster als "Hecken-Schriftsteller-Gesellschaft" trifft, gehören
Jakob Grimm, Ferdinand Freiligrath, Karl Gutzkow, die befreundete Elise
Rüdiger, Loise von Bornstedt, andere Personen und eben Levin Schücking,
der siebzehn Jahre jüngeren Sohn ihrer 1831
            gestorbenen schriftstellernden Jugendfreundin Katharina ,
            der nun ihre Muse, ihr Berater und Agent wird und ohne
            den ihre wichtigsten Werke nicht erschienen und nicht
            bekannt geworden wären. Levin hat mittlerweile Jura
            studiert, findet aber keine feste Anstellung und
            schlägt sich irgendwie durch: er hat als Erzieher
            gearbeitet, versucht sich als Schriftsteller und hat nun
            erste Erfolge als Kritiker einer angesehenen Zeitung. 
Erst jetzt nimmt der nun 24jährige Levin
            Schücking Annette als Dichterin
            wahr -
            vorher war sie
            für ihn nur die Freundin der Mutter und da er
            mittlerweile als Literatkritiker etwas gilt, sind die
            Kontakte zur 17 Jahre älteren älteren Annette
            mal dienstlich, mal privat.
            Annette
            unterstützt ihn regelmäßig mit Geld, denn
            soviel verdient er doch noch nicht, und jeden Dienstag
            läuft Levin von Münster ins eine Stunde
            entfernte Rüschhaus um sie zu treffen. Er bringt ihr
            Bücher mit, über die sie diskutieren, sie
            wandern und essen zusammen und kommen sich so näher.
            Sie schreibt ihm: 
            
            
               "Mein Talent
               steigt und stirbt mit Deiner Liebe. Was ich werde,
               werde ich durch Dich und um Deinetwillen. Sonst
               wäre es mir viel lieber und bequemer, mir
               innerlich allein etwas
               vorzudichten." Wenn sie in Annettes
            "Schneckenhäuschen" sitzen, wie sie ihr kleines
            Zimmer nennt, und stundenlang reden, findet die Mutter
            diesen Umgang zum siebzehn Jahre jüngeren Levin
            Schückin schockierend. So schreibt Annette an Elise
            Rüdiger: 
               "Es gibt
               Menschen, die durchaus nicht fähig sind, sich ein
               rein freundschaftliches Verhältnis zwischen
               Männern und Frauen zu denken" Levin wiederum flirtet
            mit der zwei Jahre älteren Elise Rüdiger, die
            diese Liebe auch erwiedert. Das aber betrachtet Annette
            ebenfalls mit Argwohn, da Elise verheiratet ist und die
            Ehe für Annette etwas Heiliges ist - so katholisch
            bleibt sie doch. Unterdessen
zieht die Schwester Jenny Laßberg mit ihrem Mann und den Zwillingen
Hildegard und Hildegunde auf die Meersburg am Bodensee, die der
Schwager
1837 vom Land für 10.000 Gulden gekauft hat. Diese Burg stammt aus dem
Mittelalter, wurde im Mittelalter erweitert, ist bis zur
Säkularisation im Besitz der Fürsten zu Konstanz gewesen und wird für
Annette später ein zweites Zuhause werden. Diese Burg liegt oberhalb
des
gleichnamigen Ortes am Bodensee und der Ort Konstanz
liegt gleich gegenüber. Joseph von Laßberg wird später berichten, daß
die Burg aus dem 7. Jahrhundert stammt und vom Merowingerherrscher
Dagobert bewohnt sein soll - damit steigert er den Marktwert des
Häuschens und dies steht auch heute noch in vielen Reiseführern - ob es stimmt, ist umstritten.
Burg Meersburg von der Unterstadt aus gesehen, darunter der Abendblick auf Konstanz. Fotos: Martin Schlu ©2010
  1839
            -
            SeitenanfangAnnette setzt ihre
            längere Zeit liegengebliebene Arbeit an der
            Judenbuche fort. Reisen führen sie nach Abbenburg
            und Bökendorf, wo sie mit Amalie Hasenpflug
            zusammentrifft, die ihre beste Freundin wird. Weitere Ziele sind Kassel, Wehrden und
            Erpenburg. Die Arbeit am "Geistlichen Jahr" wird wieder
            aufgenommen. 1840
            -
            SeitenanfangWerke, an denen Annette
            lange gearbeitet hat, werden in diesem Jahre endlich
            fertig: "Die
            Judenbuche" und
            "Das Geistliche Jahr", obwohl am "Jahr" immer wieder
            gefeilt und verbessert wird, ohne daß es zu einer
            endgültigen Fassung kommt. Außerdem schreibt
            Annette das Lustspiel "Perdu!" und viele Balladen, u. a.
            "Der Geyerpfiff", "Der Mutter Wiederkehr", "Der Graue",
            "Der Schloßelf". Levin Schücking
            besucht Annette weiter häufig im Rüschhaus,
            Else Rüdiger zumindest ab und zu. zurück
            - weiter
             -
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