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Odense - Andersens Geburtsort
Text und Fotos: © Martin Schlu,    Stand: 18. Juni 2025
                                               
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Egeskov

Kerteminde

Odense und
Hans Christian
Andersen


Odensee ist mit gut 180.000 Einwohnern die größte Stadt Fünens und nach Kopenhagen und Aarhus die drittgrößte Stadt Dänemarks. Sie ist weit über tausend Jahre alt, Bischofssitz für Fünen, Universitätsstadt und die Geburtsstadt von Hans Christian Andersen. Im Dom aus dem 14. Jahrundert liegen die Reliquien zweier Heiligen, außerdem Königsgräber von vier Königen seit Hans I.

Für mich ist sie wegen Hans Christian Andersen wichtig, weil ich über den schon mal geschrieben habe und den einen Tag, den ich hier bin, schafft man auch nicht mehr. Immerhin sind die zentralen Stellen für mich alle fußläufig in der ehemaligen Altstadt um den Dom, wo man idealerweise auch einen Parkplatz findet (Q-Park). Meine Frau und ich kommen am St. Knuds-Platz heraus, laufen an St. Alban vorbei, dann am Rathaus und gelangen in die Munkemøllestræde (Mönchmühlenstraße), an deren Anfang Andersens Geburtshaus liegt. Statt dem pittoresken Bild dieses Hauses beherrschen zwei Lieferwagen das Bild - c'est la vie.


Wenn man sich die Autos wegdeckt, hat man fast das Bild, mit dem die Stadt wirbt.Wenn man sich die Autos wegdeckt, hat man fast das Bild, mit dem die Stadt wirbt.

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Das Haus ist überschaubar, aber Andersens Eltern waren ja auch arm. Um elf Uhr sind wir die ersten Besucher und an der Kasse werden DKR 75,00 pro Person fällig, also etwa € 10,00. Nach der Kasse queren wir einen kleinen Raum mit Zeichnungen und dänischen Erklärungen und danach kommt man in den Raum, in dem die junge Familie von 1808 - 1816 gewohnt hat: Bett, Küche, Werkstatt und Spielzimmer in einem Raum auf maximal zwanzig Quadratmeter.

Vor den beiden Fenstern ist der Lieferwagen zu erkennen, davor der Schustertisch.
Oben: Vor den beiden Fenstern ist der Lieferwagen zu erkennen, davor der Schustertisch, ein Ofen, rechts eine Anrichte für die Küche

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Unten: Zwischen Ofen und Werkstatt paßte noch ein Bett, das Vater Andersen selbst gebaut hat und in dem die ganze Familie schlief.

Zwischen Ofen und Werkstatt paßte noch ein Bett.

Nein, für die Armut der Andersens kann die Kasse nichts, aber für das, was man sieht, ist es ein stolzer Preis. Draußen sieht es anders an. Es gibt noch ein zweites Haus, das von den Andersens vermutlich als Lagerraum mit genutzt wurde und dahinter wird es ein Plumpsklo gegeben haben. Das ist heute moderner und in das Haus integriert und hinter dem Haus ist ein Garten angelegt worden, den es um 1803 mit Sicherheit nicht gegeben hat. Es gibt aber Bänke im Garten und da kann man ein paar Minuten sitzen, bis die nächsten Besucher kommen.

Mutter Andersen war Wäscherin und mußte bis zum Flüßchen Odense Å vermutlich ca. 200 Meter laufen. Dieser Waschplatz wird immer noch gezeigt, aber weil die Bebauung seit 1803 dichter geworden ist, muß man heute etwa einen  Kilometer laufen und das habe ich mir dann verkniffen. Es wäre ohnehin nicht mehr original gewesen. Als wir das Wohnhaus (nicht das Geburtshaus, das ist woanders) verlassen, kommt uns eine Busladung Boomer entgegen, deren fetter Reisebus die Straße blockiert. Die werden in dem Zimmerchen ihren Spaß haben.

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Vom Andersen Haus führen aufgeklebte Fußspuren zum St. Knuds-Dom, wo Hans Christian konfirmiert wurde. Dieser Dom, das Andersen-Haus und viele andere ähnliche Häuser haben die Altstadt gebildet, aber eine Altstadt hat Odense hier nicht mehr. Eine zweite Kirche, St. Alban, ist neugotisch und wurde 1906 fertig, also lange nach Andersen. Alles Andere ist neuer.

Der Dom wiederum lohnt sich wirklich.
Das Innere des Doms - von der erhöhten Altarempore aus.

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Nun ist dieser Dom seit knapp 1200 Jahren an dieser Stelle und wenn man sich die weiße Farbe wegdenkt, sind darunter rote, schwarze und gelb Backsteine, wie man sie aus der Backsteingotik der Hansestäde kennt. Warum man das alles weiß übertüncht hat, kann ich nur raten - vielleicht sollte der Dom einfach heller werden. Im Altarraum gibt es drei Ebenen - ganz oben die Altarebene mit dem wertvollen Altar von 1521, darunter ein Umgang, darunter die Krypta mit den Reliquien des heiligen Knut und Benedikt. Ich wollte sie mit dem Handy fotografieren, hatte aber aus Versehen den Blitz aktiviert und mich innerlich bei Knut dafür entschuldigt. So nahe wir hier kommt man in Köln an die Heiligen Drei Könige niemals heran und in Bonn sind Cassius und Florentius auch nicht zu sehen.

Die heiligen Knochen - aus Datenschutzgründen nenne ich keine Namen
Die heiligen Knochen - aus Datenschutzgründen nenne ich keine Namen

Später habe ich herausgefunden, daß die Knochen seit dem Jahr 1100 in diesen kleinen Eichensärgen liegen, die nur einen guten Meter breit sind. Damit sie hineinpaßten, wurden die Beinknochen übereinander gelegt - anatomisch nicht korrekt, aber vielleicht volksnäher? Heute liegen Glasplatten über den Reliquien, früher eher nicht.

Auf dem Rückweg nehmen wir noch St. Alban und das Rathaus wahr. Die Neustadt mit den Malls und Modeläden brauchen wir nicht mehr - aus dem Alter sind wir raus.

St. Alban in Odense
St. Alban in Odense - definitiv keine Altstadt

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