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Rundfahrt über den Königsee
Text und Fotos: Martin Schlu,         Stand: 20. August 2025

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Der Königssee hat seinen Ursprung der Legende nach in der Erzählung der furchtbaren Watze-Familie, die soviel gemordet hatten, daß Gott irgendwann den König, die Königin und die sieben furchtbaren Kinder zu Stein verwandelte und ihr Blut den Königssee und den Oberen See füllte. Tatsachlich ist dieser Gebirgssee in 600 Meter Höhe ein Relikt der Eiszeit, als das Eis dort ca. 900 Meter hoch war. Es schmolz irgendwann ab und weil die Senke dort ziemlich tief ist, kommt der Überrest des Gletschers als See auf bis zu 200 Meter Tiefe.

Atemberaubende Landschaft mit 200 Meter Seetiefe
Atemberaubende Landschaft mit 200 Meter Seetiefe

Bei meinem ersten Besuch hatten wir eine Fewo in Schönau - zwei Kilometer entfernt - und scheiterten an der Parkplatzsuche, weil gegen zwölf Uhr mittags nichts mehr frei war, wir aber die Tochter im Rollstuhl dabei hatten und es nicht möglich war, anzuhalten und sie auszuladen. Später haben wir gehört, daß im Jahr über eine halbe Million Touristen dort Bötchen fahren und da wurde klar, daß die 2.000 Parkplätze dort natürlich nicht reichten, weil die Saison erheblich kürzer ist als 250 Tage. Es war auch unklar, wie weit der Rolli zu schieben war und wir haben natürlich angenommen, daß die Boote barrierefrei sind.

Wir haben dann keinen zweiten Versuch gemacht, aber zwei Jahre später kann besagte Tochter wieder laufen, wir fahren um halb neun los und finden zehn Minuten später noch einen Parkplatz, aber es ist viel los, denn dieser Parkplatz ist auch der Anlaufpunkt für die Wanderer, die mit der Seilbahn auf den Jenner wollen, den anderen Berchtesgadener Hausberg neben dem Watzmann.

Ein paar Hundert Parkplätze sind mit Solarpaneelen überdacht und bieten Schatten, aber die sind auch als erste belegt. Der Bus (ab Berchtesgadener Bahnhof) hält vor dem Fahrkartenschalter und da erleben wir die erste Überraschung, denn die normale Fahrt kostet pro Person € 29,00, doch disabled persons sind frei und da die Tochter das „B“ für Begleitung in ihrem Ausweis eingetragen hat, ist die Schwester ebenfalls frei (das haben wir später noch ein paar Mal erlebt, auch im Salzburger Museum). Es ist neun Uhr, der Beginn des Bootsbetriebes, aber überall stehen Menschen, die auf die Boote wollen und die Schlangen werden länger. Die Boote sind klein, eng und nichts für Rollis - wir wären vor zwei Jahren gar nicht auf das Boot gekommen. Sie haben auch keine Klos, und so gehen immer wieder ein paar Menschen aus den Schlangen auf das gut ausgeschilderte WC.

Eines von 38 Booten auf dem Weg zur Touristenladung
Eines von 38 Booten auf dem Weg zur Touristenladung
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Als das Boot halbwegs voll ist (fast jeder hat einen Sitzplatz) surren die E-Motoren und das Schiff nimmt Fahrt auf. Die Sitze sind gerade so groß, daß die Beine nicht einschlafen und Fotografieren wird zur Glückssache, weil die Schiebefenster nur ein bißchen aufgehen. Man will die anderen ja auch nicht dadurch stören, daß man sich überall durchdrängelt und so wird eben mehr geguckt und weniger geknipst.

Die Besatzung ist zu zwei, einer steuert und der andere erklärt und reißt Witze. Auch wenn man weiß, daß die zwei Männer jetzt acht Touren hinterenander abreißen werden, wirkt alles gekonnt und locker - wie bei guten Comedians.  Nach den Beschreibungen und Legenden hält das Boot an einer Steilwand, die 200 Meter hoch und genauso tief in den See ragt und packt eine Trompete aus. Jeder weiß, was jetzt kommt, denn der Skipper stellt den Motor ab und der Kommentator spielt eine Folge von kurzen Tönen, die zwei Sekunden versetzt wieder zu hören sind. Früher hat man das mit Schüssen gemacht, aber nachdem das Wild Reißaus genommen hat (weil das Echo die Schüsse noch länger und lauter wiedergibt als die unschuldigen Tönchen), durfte es nur noch eine Trompete sein. Das Blasen gehört also zur Stellenbeschreibung.

Der Trompeter bei der Arbeit
Der Trompeter bei der Arbeit - das Instrument muß man sich vorstellen (Konzerttrompete á la Posaunenchor)
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Das nächste Highlight ist die Kirche Sankt Bartholomä - eine Wallfahrtskirche. Das macht die Sache ein bißchen spannend, denn der See hat kaum Zugänge, so daß man als bayrischer Pilger schon stunden- und tagelang unterwegs war, je nachdem woher man kam. Die Kirche wirkt durch das Bergpanorama natürlich einzgartig, aber zur Messe kommt man am besten mit dem Boot - abgesehen davon, daß hier eine ganze Menge interessante Wanderwege starten sollen. Ich habe es den  Berichtenden einfach mal geglaubt. Je nachdem, wo man sitzt, sieht man übrigens besser oder schlechter und morgens muß man gegen das Licht fotogafieren. Ich habe darum das Bild von der Rückfahrt genommen, da war das Licht besser.

St. Bartolomä aus Richtung Salet
St. Bartolomä vor dem Watzmann-Massiv

Beim Halt an der Kirche verlassen ein paar Wanderer das Boot mit Rucksack und Wanderstöcken (ich nenne sie immer „Krötentöter“ wegen der Spitzen) und laufen Richtung  Berg. Das Boot ist deswegen ein bißchen leerer und der Erzähler zeigt nach dem Ablegen ein paar Wasserfälle und erzählt weitere Dönekes über See und Landschaft. Man könne an der Endstation noch zum nächsten See laufen, eine leichte Tour mit höchstens einer halben Stunden Fußweg. Man könnte hier ganz viel laufen, denke ich mir, aber dann hätte man aus einer Wandererfamilie kommen und schon mit zehn Jahren die Klettertouren mit Mama und Papa begeistert mitgemacht haben sollen. Das wird bei mir nichts mehr, das hätte Ende der 1960er Jahre geschehen müssen.

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Das Ziel der Bootsfahrt kommt in Sicht, ein kleiner Haltepunkt namens Salet. Man sieht Wege, die für die Wanderer irgendwohin führen, drei Restaurants oder Einkehrhöfe und der erste, keinen Kilometer weit entfernt, hat noch schattige freie Plätze. Es ist noch keine zwölf, sage ich der Bedienung und bestelle eine Weißwurst. Die Bedingung, sagt sie, ist, daß man das Zwölf-Uhr-Läuten nicht hören soll und hier hört man nichts, weil die Walfahrtskirche nicht um zwölf läutet. Klingt irgendwie logisch und München ist weit weg.

Natur, Wasser, Berge
Natur, Wasser, Berge und eine Einkehrmöglichkeit - das reicht!

Es wird irgendwann Zeit zurückzufahren, weil das Thermometer 30 Grad überschritten hat. Auf dem Rückweg zur Haltestation kommen uns jetzt (kurz vor zwölf) Massen von Menschen entgegen und die Boote legen im Zehn-Minuten-Takt an. Auch unser Boot wird so vollgestopft, daß nicht alle Passagiere sitzen können. Ein paar setzen sich auf den Boden, die meisten sind einfach nur still und dösen und die Luft ist zum Schneiden. Gegen Dreiviertel Eins (ca. 12:45 Uhr) legen wir wieder in Schönau an und es stehen Tausende Menschen Schlange vor den Bussen, den Kassen und den Klos. Der Parkplatz ist ziemlich blockiert, weil die Ankommenden die Abfahrenden nicht als solche erkennen und nur millimeterweise Platz machen. Das Abfahren vom Parkplatz dauert gut zwanzig Minuten.

Das Bild unten (ein leeres Boot, das die Massen abholen wird) zeigt etwas, was es in der Hochsaison am Königssee nicht gibt: Stille und Einsamkeit. Vielleicht kommt man besser im Herbst, denn die Boote fahren das Jahr durch.

Stille und Einsamkeit
Stille und Einsamkeit findet man nicht in der Hochsaison

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