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18. Jahrhundert - Preußen - Friedrich Wilhelm I.



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Literatur

 

Preußen
1713 - Friedrich Wilhelm I.
erstellt von © Martin Schlu - Stand: 1, November 2014

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1713 - 1714 - 1715 - 1717 - 1720 - 1723 - 1730 - 1731 - 1739 - 1740
  
1713
Die erste Tat des neuen Königs Friedrich Wilhelm I. (14.8.1688 - 31.5.1740) ist ein drastischer Sparkurs. Der Vater hat 20 Millionen Taler Schulden hinterlassen, also werden viele Etats zusammengestrichen oder abgeschafft. Der neue Finanzetat sieht vor, daß vier Fünftel des Einkommens für das Militär ausgegeben werden was Voltaire später zu der Bemerkung verleitet, normalerweise hielte sich ein Land eine Armee, aber hier hielte sich die Armee ein Land.
 
Friedrich Wilhelm gilt als Asket, schläft lieber auf dem Feldbett, ist Frühaufsteher und kennt alle militärischen Tricks. Er baut eine Logistik zur Versorgung des Heeres auf, die es in dieser Form nur bei Wallenstein gegeben hat, er gründet die „Langen Kerls“, eine Garnison, die aufgrund der Körpergröße beim Nahkampf mit dem Bajonett überlegen ist, weil die übergroßen Soldaten beim Stechen einfach einen längeren Arm haben. Alles, was Friedrich Wilhelm tut, dient dazu, die Armee zu stärken, damit wächst die militärische Macht und dadurch auch die politische. Natürlich wird dieser Grundsatz auch auf die Erziehung des gerade ein Jahr alten Thronfolgers angewendet, auch wenn dieser 1730 fast daran zerbricht.
 
1714 - Seitenanfang
In Preußen werden relativ früh die Hexenprozesse abgeschafft. Man braucht die Frauen, damit sie Soldaten bekommen, da kann man sie nicht verbrennen. Doch selbst nach Goethes Tod 1832 kommt es noch zu letzten Hexenhinrichtungen (Ostseehalbinsel Hela 1836 und in Remagen/Rhein, 1837).
 
1715 - Seitenanfang
Preußen beginnt den "Nordischen Krieg" und erobert Teile von Vorpommern und Stralsund.
 
1717 - Seitenanfang
Friedrich Wilhelm führt die allgemeine Schulpflicht in Preußen ein, damit seine Soldaten besser ausgebildet werden können.
Der neue Dom zur Grablege der Hohenzollern und zur dynastischen Repräsentation wird erstmal nicht gebaut, sondern bekommt eine Grundsanierung, die 1722 abgeschlossen ist (frühere Bauphase) - (nächste Bauphase)
 
1720 - Seitenanfang
Preußen gewinnt den "Nordischen Krieg" und kann von Schweden zusätzlich Stettin und den Rest Vorpommerns kaufen. Damit geht das Gebiet von Königsberg durchgehend bis nach Brandenburg. Zur Repräsentation schreibt Johann Sebastian Bach - noch als Köthener Hofkapellmeister - eine Hofmusik, die "Brandenburgischen Konzerte", die der Kurfürst dankend annimmt, aber niemals bezahlt - Sparsamkeit auch hier.
 
1723 - Seitenanfang
Die preußische Verwaltung wird modernisiert und zur Behörde. Die oberste Verwaltungsinstanz wird das "Generaldirektorium"
 
1730 - Seitenanfang
Prinz Friedrich ist das soldatische Leben am Hofe seines Vaters zuwider und er beschließt nach England zu fliehen. Sein bester Freund Hans Hermann von Katte (geb. 1704) hilft ihm dabei. Beide kommen allerdings nicht weit und der Vater reagiert militärisch hart: er wertet die Tat der beiden Freunde als gemeinschaftliche Desertation und als das Kriegsgericht zuerst für von Katte "ewige Vestungshaft" beschlossen hat, funkt der König solange dazwischen und besteht auf einem härten Urteil, bis sich das Miltärgericht fügt und von Katte endlich zum Tode verurteilt. Er wird am 6. November hingerichtet, während der achtzehn Jahre alte Friedrich vom Gefängnisfenster in Küstrin zuschauen muß ist und bis zuletzt im Glauben gelassen wird, auch hingerichtet zu werden.
 
Man muß allerdings verstehen, daß Friedrich Wilhelm bei seiner Überzeugung auch aus persönlichen Gründen keine Ausnahme der Militärgerichtsbarkeit hätte zulassen können. Sein Sohn, der Kronprinz, durfte nur aus Gründen der Staatsräson weiterleben - zum Sterben war er zu wertvoll. Ein Bericht über die "Katte-Tragödie" findet sich u.a. bei Theodor Fontane in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg".
 
1731/32 - Seitenanfang
20.000 Salzburger flüchten vor der Gegenreformation nach Preußen und werden in Ostpreußen angesiedelt, weil die Pest dieses Gebiet entvölkert hat und viele Höfe brach liegen.
 
Kronprinz Friedrich wird endlich aus dem Gefängnis entlassen, das Verhältnis zu seinem Vater bleibt aber zerrüttet.
 
1733 - Seitenanfang
Kronprinz Friedrich heiratet Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Als standesgemäßes Schloß bezieht er Schloß Rheinsberg, allerdings darf seine Frau ihre Möbel nicht dort hinstellen, da Friedrich lieber alleine lebt und sich im Rundturm eine Bibliothek einrichten läßt, in der man ihn nicht stören darf. Ab und zu muß er zwar nach Ruppin, weil er Oberbefehlshaber der dort stationierten Soldaten ist, aber Friedrich umgibt sich lieber mit Literaten, Musikern und Künstlern - vorzugsweise aus Frankreich - und beginnt Bilder zu sammeln und Bücher zu schreiben. In der Bibliothek entsteht mit Friedrichs "Antimachiavelli" ein Traktat, in dem sich Friedrich II. mit einer menschlichen und sittlichen Staatsführung auseinandersetz ein Gegenstück zur autoritären Staatsform des Vaters. Diese Denkweise wird Friedrich später in Sanssouci noch verfestigen - aus dem soldatisch erzogenen Kronprinzen wird bald ein geistig liberaler Kulturmensch.
 
Schloß Rheinberg zwischen Potsdam und der Uckermark. Im vorderen (südlichen) Turm befand sich Friedrichs Bibliothek.
Foto: © Martin Schlu, April 2007
 
1739 - Seitenanfang
Voltaire veröffentlicht den von Prinz Friedrich II. in französischer Sprache verfaßten "Antimachiavelli".
 
1740 - Seitenanfang
Am 31. Mai stirbt der "Soldatenkönig" und macht den Thron frei für Friedrich II. Dieser hat zumindest keine Geldprobleme, denn die Sparsamkeit des Vaters hat aus dem Haushaltsdefizit von 20 Mio. Talern nach 27 Jahren strenger Wirtschaft eine gut gefüllte Kriegskasse gemacht. Im gleichen Jahr stirbt auch der Wiener Kaiser Karl VI. und macht den Thron frei für seine Tochter Maria Theresia. Die Besitzfragen sind schnell geklärt - der jüngere Bruder Heinrich übernimmt Schloß Rheinsberg und hält sich größtenteils aus der Politik heraus, Friedrich geht nach Berlin und läßt sich schon bald eine großere Variante der Rheinsberger Bibliothek bauen: Schloß Sanssouci. Daß Heinrich als Jüngerer sein Leben lang im Schatten des älteren Bruders stand, obwohl er genauso fähig war wie dieser, gehört zu den Familientragödien: Friedrich sah auf seinen schwulen Bruder hinunter und Heinrich ließ dessen Namen auf dem Ehrenobelisken gegenüber Rheinsberg erst gar nicht anbringen....
 
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