www.martinschlu.de

Frührenaissance - Einführung


Renaissance

Einführung
Politik
Musik
Erfinder
Wirtschaft
Kunst
Literatur


Politik
Maximilian I.
Martin Luther
Heinrich VIII.
Die Reformation
Karl V.

 

Seitenanfang

Musik
John Dunstable
Gilles Binchois
Guillaume Dufay
Johannes Ockeghem
Heinrich Isaac
Josquin des Prez
Jakob Obrecht
Pierre de la Rue
Ludwig Senfl
Giacomo Arcadelt
Claude Goudimel

Seitenanfang

Entdecker -
Johannes Gutenberg
Christoph Kolumbus

-Seitenanfang


Wirtschaft
Familie Fugger
Familie Medici

Seitenanfang


Kunst
Tizian
Leonardo da Vinci
Albrecht Dürer
Matthias Grünewald
Michaelangelo
Raffael
Stefan Lochner

 

Literatur

Seitenanfang

Einführung in die Frührenaissance
von Martin Schlu 7. Augst 2013 - Einführung in die Spätrenaissance
zurück - weiter
Die Frührenaissance ist das Bindeglied zwischen dem ausgehenden Mittelalter etwa eines Oswald von Wolkensteins oder der „Carmina Burana“ hin zu einem vorsichtigen Orientieren an neuen Werten, wie sie sich in der Neuzeit durchgesetzt haben. Drei Strömungen sind festzustellen: die beginnende italienische Renaissance, die ab 1400 einsetzt (italienischer Begriff daher „quattrocento“), die deutsche Renaissance, die erheblich später einsetzt (etwa ab Luthers Thesenanschlag 1517) und die spanisch/französische Renaissance, die etwa mit den Bourbonen in Frankreich und dem Papst in Avignon beginnt und mit dem Tod Karls V. 1558 endet. Man hat in Europa also fast zweihundert Jahre Spielraum für etwas, was den Übergang vom Mittelalter zu einem neuzeitlichen Denken kennzeichnet. Gründe dafür gibt es reichlich und man beginnt daher in Italien. Das zentrale Wort der beginnenden italienischen Renaissance lautet „Humanismus“ und seine Vertreter sind Dante Alighieri, Petrarca und Boccaccio:

Dante Alighieri (1265 - 1321) entstammt dem gotischen Hochmittelalter, denkt, schreibt und dichtet zuerst auf Latein, überträgt diese Texte aber nach und nach ins Italienische und setzt damit nicht nur Italienisch als Literatursprache durch, sondern schafft damit - wie später Luther in Deutschland - eine Standardsprache, eine Art Hoch-Italienisch, das überall verstanden wird. Seine „Göttliche Kommödie“ ist ein mittelalterliches Mysterienspiel, das er zwischen 1307 und 1320 verfaßt hat und Reisebeschreibungen zwischen Hölle (Inferno), Läuterungsberg (Purgatorio) und Paradies (Paradiso) enthält. Die Inhalte entsprechen der strengen mittelalterlichen Scholastik, die persönliche Biographie Dantes ist dagegen abwechslungsreich wie ein Renaissancepapst: vom Mitregenten in Florenz ins Exil gezwungen, mit der Todesstrafe belegt, Allianzen mit dem deutschen König bzw. Kaiser Heinrich VII. schmiedend, überall in Italien auftauchen und noch im Tode ein Zankapfel zwischen Ravenna und Florenz, das seine Leiche doch wieder gerne in den Stadtmauern gehabt hätte.  Dante ist vielleicht derjenige, an dem man Mittelalter und frühe Renaissance in einer Person darstellen könnte - auch  hier eine Verbindung zu
Luther , der zweihundert Jahre später in Deutschland ebenfalls das Bindeglied zwischen den Zeiten wird.

Petrarca (1304 - 1374) ist ebenfalls im Mittelalter verwurzelt, macht Lebenserfahrungen zwischen Florenz und Avignon, verehrt seine „Laura“ ähnlich der ritterlichen Minneverehrung des Mittelalters, ist mit der mittelaterlichen Zahlensymbolik vertraut, aber seine Denkweise ist vom Individuum geprägt, nicht mehr von der göttlichen Vorsehung. Petrarcas literarischen Schriften nehmen das persönliche Erlebnis zum Ziel, sei es als Bergbesteigung (was man später ind er Romantik noch bis zum Erbrechen finden wird) oder als Verehrung der einzelnen Person. Petrarca beschäftigt sich viel mit römischer und griechischer Literatur, nimmt Versmaße und Stoffe der antiken Vorlagen auf und erweckt sie zu neuem Leben (frz. „renaissance“ /ital. „rinascità“).

Boccaccio (1313 - 1375) verlebt seine Kindheit in Florenz im väterlichen Hauses eines Bankangestellten, erlernt den Beruf des Kaufmanns, liest aber lieber anstatt zu rechnen und widmet sich fortan der Literatur. Über den Vater bekommt er Zugang zum neapolitanischen Hof des Robert von Anjou (König von Neapel), lernt dort eleganten, höfischen Lebensstil kennen, verkehrt mit Intellektuellen und eignet sich autodidaktisch eine breitgefächerte Bildung an. Hier geht es endgültig in das Renaissance-Denken über, denn Literatur und Kultur wird auf einmal Boccaccios Lebenszweck - nicht mehr die so alltägliche Brotbeschaffung. Als er wieder nach Florenz zurückkehrt und dort Petrarca trifft, kümmert er sich fast nur noch um Literatur, erhält den Zugang zur florentinischen Bibliothek, schreibt, redigiert, kopiert und übersetzt die klassischen Stoffe: Homers „Ilias“ und die „Odyssee“, er verfaßt eigene Stoffe nach griechischem und römischem Muster und erwirkt 1360 einen Lehrstuhl für Literatur in Florenz - ein absolutes Novum. Alles, was danach passiert, ist Renaissance.

In der Architektur ist der Übergang an einer Stelle festzumachen, nämlich an Brunellischis Domkuppel in Florenz, die - 1368 entworfen - nach über siebzig Jahren Bauzeit erst um 1440 halbwegs fertig ist. Die Laterne am oberen Ende der Kuppel wird erst gesetzt, als ihr Planer schon lange tot ist. Brunelleschi kann eine Kuppel mit diesen Dimensionen nicht mehr mit mittelalterlichen Konstruktionspraktiken bauen (Lehrgerüst, das bebaut und danach abgetragen wird), weil es gar nicht so hohe Bäume gibt, denn die Kuppel setzt erst bei 52 Metern Höhe an. Also konstruiert er ein Gerüst, das hängend mit der Kuppel mitwächst und entwirft gleichzeitig eine Doppelschale um die Druckkräfte dieser Kuppel irgendwie abzufangen. Kurz gesagt: der Dom wird im Mittelalter begonnen, die Kuppel in der Renaissance gebaut.

In der Malerei ist der Unterschied im Wiederentdecken der Zentralperspektive zu finden. Antike Bilder sind wenig erhalten, antike Skulpturen umso mehr. Figuren wie der „David“ von Michelangelo (1475–1564) haben griechische oder römische Traditionen, die im Mittelalter verloren gegangen waren. Mittelalterliche Bilder stellen ihre Größenverhältnisse nicht physikalisch richtig dar, sondern nach den Machtverhältnissen von Dargestelltem, Auftraggeber, Stifter und Maler. Dies wird nun überwunden und es entstehen wieder Bilder, die saubere Perspektiven zeigen, physikalisch richtige Sichtachsen und Maßstäbe. Als zahlreiche Beispiele seien nur einige ausgesuchte Maler genannt: Dürer, Vater und Sohn Holbein, Michelangelo, Raffael und viele mehr. In den folgenden Artikeln sind sie immer wieder zu finden.

Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Dante_Alighieri
http://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Petrarca
http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Boccaccio
http://www.wissen.de/bildwb/brunelleschis-domkuppel-florenz-geniestreich-der-baugeschichte
http://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Florenz
http://florenz2010.wordpress.com/stadtspaziergange-durch-florenz/tag-20-brunelleschis-domkuppel/
http://de.wikipedia.org/wiki/David_(Michelangelo)