www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - 17. Jahrhundert - Preußen - Friedrich Wilhelm I.


19. Jahrhundert

Berlin und Potsdam

1126
Deutscher Orden
1620
Friedrich Wilhelm
1648
Nach dem Frieden
1650
Münster und Berlin
1701
Preußens Aufstieg
1713
Friedrich Wilhelm I.
1740
Friedrich II.
1749
Friedrich und Bach
1756
Siebenjähriger Krieg
1772
Polnische Teilung
1778
"Kartoffelkrieg"
1786
Friedrich Wilhelm II.
1797
Friedrich Wilhelm III.
1840
Friedrich Wilhelm IV.
1848
Die Revolution
1861
Wilhelm I.
1871
Reichsgründun
1888
Friedrich III.
1918
II. und III. Reich
1933
Der Betriebsunfall
1949
Doppelter Neustart

Literatur

 

Preußen
1620 - Friedrich Wilhelm
(Der große Kurfürst)
erstellt von © Martin Schlu - Stand: April 2012

zurück - weiter - Kurfürsten
 
1626 - 1634 - 1637 - 1638 - 1640 - 1641 - 1646
 
1620 Geburt des Thronfolgers
Brandenburg ist nun ein halbwegs stabiles Territorium, in Preußen liegt man in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Polen und den Schweden und Georg Wilhelm muß zusehen, daß er aus den zwei Territorien einen Staat formt. Am 16. Februar wird ihm von seiner Frau Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660, der Schwester des "Winterkönigs" Friedrich V. von der Pfalz)  im Schloß auf der Spreeinsel Cölln der Thronfolger geboren und auf den Namen Friedrich Wilhelm getauft. Der soll später mal die Pfalz und Brandenburg vergößern.
 
1626/27 Steuern als Dauerzustand - Seitenanfang
Im Dreißigjährigen Krieg dauert es ein paar Jahre, bis der Krieg spürbar wird, erst 1626 erreicht der Krieg Brandenburg und Preußen. Kurfürst Georg Wilhelm kann nicht verhindern, daß die Dänen und nach ihnen die Kaiserlichen Truppen unter Wallenstein nach Brandenburg vordringen und die Schweden das Weichseldelta besetzen und bis nach Pommern vordringen. Er kommt daher auf die Idee "Kontributionen" einzuführen, zunächst rein militärische Abgaben, damit ein Heer bezahlt werden kann, das sich Schweden und Dänen in den Weg stellt.
 
Er braucht fast zehn Jahre, bis es zu einem Waffenstillstand kommt: 1635 vermitteln die Franzosen zwischen Preußen und Schweden beim Waffenstillstand zu Stuhmsdorf und 1636 ist in Brandenburg Ruhe nach der Schlacht bei Wittstock, die ziemlich blutig endet. Nun erlebt  das Land eine relative Blüte. Man könnte zwar die Kriegssteuer abschaffen, aber so modern ist Georg Wilhelm, daß er sie als regelmäßige Steuer festschreibt.

Damit hat das Land eine stetige Einnahmequelle und im Prinzip bleibt das Steuersystem so bis ins 19. Jahrhundert bestehen und schafft die Grundlage des preußischen Staates: ein Steuersystem, dessen Verwaltung in der Hand der Regierung liegt und eine Militärwesen, das von den "Landständen" (Gutsbesitzern) gestellt wird. Zunächst werden die Stände bei den Steuern gefragt, zu einem späteren Zeitpunkt aber nicht mehr, denn nun geht die Macht auf die brandenburgisch - preußische Regierung über.

Erziehung des Kurprinzen Friedrich-Wilhelm
Der kurfürstliche Prinz (Kurprinz) verbringt seine Kindheit unterdessen in der halbwegs sicheren Festung Küstrin. Ein Erzieher ist bei ihm rund um die Uhr und von 1627 bis 1634 hat er nicht viel zu lachen. Meistens ist er von den Eltern getrennt, nur einmal wird er, 1631, seinem Onkel vorgestellt: Gustav Adolf von Schweden, der mit der Schwester seiner Mutter verheiratet ist. Da ist er elf und Vater und Onkel finden die Idee interessant, ihre Kinder Friedrich-Wilhelm und Christina später einmal zu verheiraten und damit eine Großmacht Schweden/Brandenburg zu schaffen. Unterdessen lernt der Kronprinz eifrig Sprachen, lernt die evangelisch -reformierte Religion und außerdem das Übliche für Kurfürstenkinder: Reiten, Jagen, Rechnen, Kartenlesen, Kämpfen - alles, was man später im Krieg mal gebrauchen kann.

1634  Lehrjahre in den Niederlanden - Seitenanfang
Während in der Mark Brandenburg kaiserliche und schwedischen Truppen bei ihren Schlachten das Land verwüsten, wird der 14-jährige Kurprinz im Juli in die Niederlande gebracht. Er soll  dort lernen, soviel er kann. Die Landesprache muß erlernt werden, an der Universität Leiden soll er auch studieren und vor allem ist er in Holland sicher vor dem Krieg. Er wird bei seinem Großonkel einquartiert, Friedrich Heinrich von Oranien, dem Onkel der Mutter. Dort bekommt er einen kleinen Hof und kann die Vorlesungen in Leiden besuchen. Was Friedrich Wilhelm in Leiden und am Oranienhof lernt, wird später immens wichtig für Brandenburg/Preußen, denn die Nierdländer haben ene exzellente Verwaltung, sind in der Buchführung führend, entwickeln sich gerade zur größten Handelmacht der Welt und so kann FW dort viel lernen - selbst für Kenntnisse des Schiffbaues, die er in Amsterdam erwirbt, reicht die Zeit.

1637 Pommern wird frei - Seitenanfang
Das benachbarte pommersche Herzogshaus stirbt aus und eigentlich hätte der brandenburgische Kurfürst nun Zugriff auf das Gebiet. Doch die Schweden behalten die pommerschen Gebiete als Faustpfand, weil abzusehen ist, daß es irgendwann Friedensverhandlungen geben wird - es ist ja immer noch Krieg. Daraufhin stellt Kurfürst Georg Wilhelm maximale Forderungen: im Falle eines Friedensschlusses möchte er sieben Erzbistümer, außerdem kurkölnisches und jülisches Gebiet (Man denke daran, daß es im Kölner Krieg schon im diese Gebiete ging). Von einer Maximalforderung kann man immer noch abrücken, aber erst einmal ist der Wunsch nach brandenburgisch/preußischer Expansion auf dem Verhandlungstisch.


1638 Rückkehr nach Berlin - Seitenanfang
Friedrich Wilhelm wird nach Berlin zurückgerufen und findet in Brandenburg ein weitgehend zerstörtes Umfeld vor - die Schweden haben wüst gehaust und das Land ist im Prinzip hinüber.
 
1640 Friedrich Wilhelm I. wird Kurfürst - Seitenanfang
Als Kurfürst Georg Wilhelm am 1. Dezember in Königsberg stirbt, wird der älteste Sohn Friedrich Wilhelm (6.2.1640 - 29.4.1688) neuer Kurfürst. Er wurde von seinem Vater zwar nicht in die Einzelheiten der preußischen Politik eingeweiht, aber er lernt schnell und packt bei den Friedensverhandlungen die Gelegenheiten beim Schopfe, das Reich zu vergrößern.


1641 Preußen als Lehen - Hochzeitsverhandlungen - Seitenanfang
Das Lehen Preußen muß zwar immer noch durch den persönlichen Besuch beim polnischen König Wladyslav IV. erneuert werden, doch für die Ostpreußischen Gebiete bis Königsberg reicht eine Schmiergeldzahlung. Friedrich Wilhelm reist im Oktober 1641 nach Warschau und bestätigt am 8. Oktober, daß er Preußen zu Lehen erhalten hat - das letztemal, daß ein preußischer Herrscher dies tun muß.

Eine passende Kurfürstin muß allerdings noch her und da bietet sich eine Ehe mit der vierzehnjährigen Christina von Schweden an (17.12. 1626 greg. - 19. 4. 1689) , der Tochter Gustav Adolfs von Schweden und Maria Eleonora von Brandenburg (1599–1655), damit auch gleichzeitig die Cousine Friedrich Wilhelms. Diese Verbindung war bereits 1631 von den Vätern Gustav Adolf und Georg Wilhelm ins Spiel gebracht worden um - seit 1618 im Krieg - mit einer Hochzeit ihrer damals noch sieben und elf Jahre alten Kinder den Habsburgern später Paroli bieten zu können. Zwar ist Christina seit dem Tod ihres Vaters 1631
„Königin der Schweden, Goten und Wandalen, Großfürstin von Finnland, Herzogin von Estland und Karelien und Herrin von Ingermanland“ (zit. nach Msson, 396) 
doch volljährig wird sie erst dreizehn Jahre später (1644), solange führt Axel Oxenstierna die Regierungsgeschäfte und der wiederum hat mit Brandenburg nichts am Hut. Die Idee der schwedisch-preußischen Verbindung ist also nicht neu und Friedrich Wilhelm wirbt auch fast sechs Jahre lang intensiv um Christina - letztendlich aber vergeblich und so kommt es nicht zur Vereinigung Schwedens und Preußens. Friedrich Wilhelm beißt am schwedischen Hof einfach auf Granit.
Als Grund der Absage nennt der schwedische Kanzler im Juni 1646 eine zu enge Verwandschaft, eine zu unterschiedliche Religion (Christine ist Lutheranerin, Friedrich Wilhelm Calvinist) und außerdem wäre die Zuneigung nicht ausreichend - was doppelter Quatsch ist, weil das damals sowieso keine Rolle gespielt hätte und Friedrich Wilhelm Christine wirklich gemocht hat. Daß Christna überhaupt keine Lust auf einen Ehemann hatte, wurde einfach nicht publik gemacht - vermutlich war sie wirklich lesbisch - und daß sie neun Jahre später öffentlich zum Katholizismus konvertierte, sei nur am Rande erwähnt.

 
1646 Hochzeit mit Louise - Seitenanfang
Kurfürst Friedrich Wilhelm reist im August mit großem Gefolge ins Heilbad Hornhausen - nicht, weil er eine Kur nötig hätte, sondern um endlich einen Hochzeitsvertrag auszuhandeln. Nach dem Hochzeitsdesaster mit Christine und dem Stand der Dinge lassen die Schweden über Pommern auf Dauer nicht mit sich reden und wenn man eine Allianz aufbauen will, ist die Heirat mit einer protestantischen Prinzessin der erste Schritt auf dem Weg zu einem möglichen Krieg mit den Schweden und es gibt nicht zuviele passende Kandidatinnen.Die ausersehene Braut ist Louise-Henriette von Nassau-Oranien, eine kluge und selbstbewußte Frau und sicherlich nicht jemand, der einfach tut, was man ihr sagt.

Als man im Oktober mit den Fragen der Mitgift einig ist, wird alles klar gemacht und ein Troß in Bewegung gesetzt, der die Braut standesgemäß abholt. Dreißig Kutschen, zwanzig Gepäckwagen, zwanzig Pferde, zwölf Trompeter, zwei Pauker und die Berliner Hofkapelle fahren Richtung Westen und durchqueren das erstemal das neue Territorium, das bis zu den Cleve'schen Gebieten reicht. In Duisburg geht man auf ein Schiff und kommt am 22. November in Den Haag an. Eigentlich will man sich noch etwas Zeit lassen, doch der Schwiegervater liegt im Sterben und darim wird die Hochzeit etwas vorgezogen. Mit der Trauung am 7. Dezember wird die Linie Oranien begründet und damit die Verwandschaft zum holländischen Königshaus (die einem späteren Wilhelm 1918 sehr nützlich erscheint, weil er nach der Abdankung eben dorthin fahren kann um den Rest seines Lebens als Deutscher Ex-Kaiser in Doorn zu verbringen).
 
zurück - weiter - Seitenanfang

Literatur:
Beuys, Barbara: Der Große Kurfürst. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1979
Masson, Georgina: Christina von Schweden, Wunderlich 1968, Heyne-Verlag München 1983
: