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Kulturgeschichte - 18. Jahrhundert - Von der Königskrönung zu Friedrich dem Großen


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Literatur

 

Preußen
1701 - Preußens Aufstieg
erstellt von © Martin Schlu - Stand: April 2012

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1701 - 1704 - 1705 - 1708 - 1712 - 1713
  
1700 - Seitenanfang
Kurfürst Friedrich III. verhandelt mit Kaiser Leopold I. über die letzten Details der Königskrönung. Man einigt sich darauf, daß die brandenburgischen Truppen dem Kaiser gegen die Franzosen helfen, falls es zum Krieg kommt, außerdem würde man bei einer kommenden Kaiserwahl immer für einen Habsburger stimmen. Das überzeugt den Kaiser und am 4. Dezember unterschreibt und siegelt er den "Krontraktat", der die rechtliche Grundlage für die kommende Erhebung Friedrichs III. zum König Friedrich I. regelt.
 
Zehn Tage später bricht der König mit 300 Kutschen und Gepäckwagen ins 600 km entfernte Königsberg auf . Man teilt die Reisegruppe in vier Abteilungen auf, die alle eine andere Route nehmen müssen, denn seit dem 30jährigen Krieg weiß man, daß ein paar tausend Soldaten einen Ort "verheeren" können und man möchte es sich nicht mit den Untertanen verderben. Sie werden noch ungeheure Lasten zu tragen haben, denn die Krönung kostet knapp sechs Millionen Reichstaler(1), das anderthalbfache Bruttosozialprodukt der anderthalb Millionen Einwohner. Jetzt müssen sie erst einmal 30.000 Pferde stellen, die für die Pferdewechsel benötigt werden.
(1)Anke Plötz berichtet über den Kaufwert eines "Reichstahlers" er habe etwa den Wert von heute 20,00.- Euro betragen

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Am Vorabend er Krönung stiftet Friedrich das kommende preußische Symbol, den Adler mit der Aufschrift "suum cuique" (Jedem das Seine) und den schwarzen Adlerorden.
 
Adler am Denkmal von Andreas Schlüter, s.u. (Foto: Martin Schlu, © 2006)
 
Am folgenden Tag, dem 18. Januar, läßt sich Friedrich III. nicht von Kaiser oder Papst zum König krönen, sondern tut dies selbst. Damit signalisiert er, daß er nur noch Gott selbst untersteht, ein intelligenter Einfall, weil er damit die gleiche Rangfolge einnimmt, wie z. B. der französische König. Anschließend wird Friedrichs Ehefrau von ihm gekrönt (daß sie während der Zeremonie Schnupftabak nimmt, sorgt für einen handfesten Ehekrach und es hat ihr der König nie verziehen) und die vorher detailliert geplanten Festlichkeiten beginnen. Die materielle Verschwendung ist so immens, daß die Beobachter aus dem Ausland sehr beeindruckt sind, denn diesen Standard kennen sie nicht. Nach sieben Wochen Festlichkeiten begeben sich König Friedrich und sein Gefolge wieder nach Brandenburg und nehmen Wohnung im frisch renovierten und umgebauten Berliner Schloß. Unterwegs kommen sie am Reiterstandbild von Andreas Schlüter vorbei, der die königliche Würde bereits 1698 vorweggenommen hat. Nun ist Friedrich König "in" Preußen (denn noch steht man beim polnischen König im Wort, daß man das polnische Reich nicht beansprucht), König "von" Preußen wird erst sein Enkel und Nachfolger Friedrich II. Trotzdem kann man nun vom "Königreich Preußen" reden
(Quelle: Geo, S. 29-33).
 
1701 - Seitenanfang
Als Zeichen der religiösen Bedeutung wird die Planung eines neuen Doms begonnen, der den alten um 1300 gebauten gotischen Bau ersetzen soll. Baubedingung ist eine zentrale Kuppel und eine Gruft, in der alle Hohenzollern auf den jüngsten Tag warten können, eine Entscheidung, die schon Kurfürst Joachim II. 1536 getroffen hatte. Leider erlebt Friedrich nicht mehr die Fertigstellung, die erfolgt erst im 19. Jahrhundert.

(nächste Bauphase)

Reiterstandbild des großen Kurfürsten vor dem Charlottenburger Schloß an der Spree
Foto: Laura Schlu, 2006
 
 1704  - Seitenanfang
Charlotte will - wie jedes Jahr - zum Karneval nach Hannover fahren, wird krank, nimmt dies auf die leichte Schulter und ist drei Tage später tot. Sie wird nur 36 Jahre alt und König Friedrich ist untröstlich. Zuerst wird ein knappes halbes Jahr Staatstrauer gehalten, dann tröstet sich Friedrich mit der Frau des Ministerpräsidenten, heiratet sie jedoch nie. Die, die dann geheiratet wird, macht Friedrich nicht glücklich, bekommt keine Kinder, fühlt sich auch nicht wohl in der Ehe und ist heute fast vergessen (Sophie-Luise von Mecklenburg-Schwerin). Dadurch, daß Schloß und Stadtteil nach der ersten Ehefrau Charlotte benannt werden, bleibt diese auch immer gegenwärtig und sitzt sozusagen mit auf der Bettkante.
 
Ostflügel von Schloß Charlottenburg, Foto: Martin Schlu © Oktober 2006
 
1705  - Seitenanfang
Der Sohn und Kronprinz Friedrich Wilhelm I. heiratet die Prinzessin Sophia-Dorothea von Hannover. Ihr Vater ist der spätere Kurfürst Georg Ludwig, der 1714 als Georg I. König von England wird. Hier liegt die Grundlage der Verwandschaft der Hohenzollern zum englischen Königshaus, denn dieser Georg ist der Bruder der verstorbenen Sophie-Charlotte und Braut und Bräutigam sind damit Vetter und Kusine - nichts Ungewöhnliches bei dynastischen Verbindungen.
 
1708 - Seitenanfang
In Preußen bricht die Pest aus und läßt 200.000 Menschen sterben, fast jeden dritten Einwohner. Man kann nicht helfen, man kann nur schauen, daß sich die Pest nicht ausbreitet. Damit zumindest die Untertanen in Berlin verschont werden und König Friedrich nicht anstecken können, wird die Stadt abgeriegelt und ein Pesthaus eingerichtet. Daraus wird 1710 die Berliner "Charité".
 
Nachdem die Seuche vorbei ist, gerät Friedrich in Schwierigkeiten, weil Tote eben auch keine Steuern mehr bezahlen. Die Finanzlast wird muß daher auf die restlichen zwei Drittel umverteilt werden. Steuern werden auf Schokolade, Salz, Perücken und weitere Dinge des täglichen Bedarfs erhoben und unverheiratete Mädchen müssen zwei Groschen "Jungfernsteuern" pro Monat bezahlen. Es hilft nichts.
 
1709  - Seitenanfang
Berlin wird Königliche Residenz - und damit das zweite Mal Hauptstadt. In der Königlichen Familie gibt es Erbschaftsstreß, weil die ersten zwei Kinder des Kronprinzen schon kurz nach der Geburt gestorben sind - vielleicht auch durch den Jahrhundertwinter, die „grimmige Kälte“ mit Temperaturen bis 30° minus in Berlin. Zur Sicherheit heiratet König Friedrich Wilhelm ein drittesmal, damit vielleicht doch noch ein Thronfolger der Enkelgeneration zustande kommt, aber es nützt nichts. Die dritte Ehefrau Luise von Mecklenburgh-Schwerin ist mit 23 fast dreißg Jahre jünger als der 51jährige König, wird nicht für voll genommen und bleibt sehr unglücklich. Später wird dem Kronprinzenpaar eine Tochter geboren, die überlebt (Friderike Sophie Wilhelmine), der darauffolgende Junge stirbt allerdings schon wieder nach kurzer Zeit.
 
1712  - Seitenanfang
Endlich wird am 24. Januar der Enkel und künftige Thronfolger Friedrichs I. geboren und bekommt traditionell den Namen Friedrich (II.). Später wird man ihm den Beinamen "der Große" geben. Die unglückliche Königin Luise wird irgendwann wahnsinnig.
 
1713  - Seitenanfang
Friedrich I. stirbt am 25. Februar. Der Nachfolger, sein Sohn Friedrich Wilhelm I. ist unterwegs und wird sofort zurückgerufen, neuer Kronprinz wird der einjährige Friedrich II.
Beim Tod König Friedrichs ist der Staat mit 20 Millionen Talern verschuldet, dem Zehnfachen seines Bruttosozialproduktes - es ist fast wie heute.  
 
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Literatur:
Beuys, Barbara: Der Große Kurfürst. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1979