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Kulturgeschichte - 18. Jahrhundert - Der „Kartoffelkrieg“


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Literatur

 

Preußen
1778 - Der Kartoffelkrieg
erstellt von © Martin Schlu - Stand: Dez 2009

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1778
Friedrich ist 66 Jahre alt, als er noch einmal zu einem letzten Kriegszug aufbricht. Einen Grund gibt es eigentlich nicht, außer, daß Österreich nach dem Tod des letzten bayrischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph das Land Bayern beansprucht, weil das bayrische Staatsgebiet sonst an Karl-Theodor von der Pfalz fallen würde.  Eine Allianz von Bayern und Österreich muß verhindert werden, weil die wiederum Peußen gefährlich werden könnte und so rücken im Juli 1778 150.000 preußische Soldaten und 21.000 sächsische Soldaten zur Verstärkung in Böhmen ein - rein vorsorglich, damit Österreich nicht auf dumme Gedanken kommt. Damit rettet Friedrich sozusagen den Freistaat Bayern.

Bereits  Ende August fällt der erste Schnee, die Wege sind matschig und die Armee tritt auf der Stelle. Die Soldaten sterben zu Tausenden an der Ruhr und an anderen Seuchen und Friedrich notiert später, er habe oft nicht gewußt ob Frieden oder Krieg gewesen sei. Nur die Bayern sind vergrätzt und "Preuße" (oder noch schlimmer "Saupreiß") ist bis heute ein gängiges bayrisches Schimpfwort. Die Soldaten rennen planlos von A nach B, verwüsten lediglich die Felder und daher trägt dieser absolut unnötige Feldzug den Namen "Kartoffelkrieg".
Im Frieden von Teschen wird festgelegt, daß Karl-Theodor von der Pfalz nach München ziehen und bayrischer Kurfürst werden muß, Österreich bekommt das bayrische Innviertel mit Braunau und Schärding (darum wird Hitler später gebürtiger Österreicher) und Friedrichs Erbansprüche auf Bayreuth und Ansbach werden bestätigt. Kein einziger Schuß ist gefallen und aus Langweile haben die Österreicher zuviele Pflaumen am Weg abgeerntet, Durchfall und Bauchweh bekommen und darum heißt dieser Krieg in Österreich "Zwetschgengegrummel"
Frustriert zieht sich Friedrich nach Sanssouci zurück und ist für den Rest seine Lebens ein cholerischer ungerechter alter Mann, der keine Körperpflege mehr betreibt, die Diener schikaniert, in verdreckter Kleidung herumläuft und nur noch seine Hunde liebt. Flöte kann er schon seit einem Jahr nicht mehr spielen, weil ihm - vermutlich wegen fehlender Hygiene - die Vorderzähne ausgefallen sind.

 
1786
Den letzten Rest seines Lebens verbringt Friedrich im Lehnstuhl sitzend. Am 16. August erleidet Friedrich offenbar einen Schlaganfall und kann nicht mehr sprechen. Als er einen Tag später stirbt, ist nur sein Kammerdiener bei ihm. Begraben wird Friedrich nicht zusammen mit seinen geliebten Hunden im Park von Sanssouci oder in der Berliner Hohenzollerngruft, sondern in der Potsdamer Garnisonskirche, die später - 1969 - auf Befehl Walter Ullbrichts gesprengt wird. Erst 1991 wird er in Anwesenheit des deutschen Bundeskanlers Helmut Kohl an seinem gewünschten Begräbnisplatz im Schloßpark Sanssouci beigesetzt - diese Umbettung ist einer der frühen Versuche, durch Setzen von Symbolen die Relikte der DDR-Regierung aufzuheben. Seither erfreut sich Friedrich regen Interesses und häufiger Besuche.
 
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