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Füssen - Tor nach Italien Text und Fotos: Martin Schlu, Stand: 1. Oktober 2025 |
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Füssen ist der westliche Beginn des Ostallgäus, in der Ferienzeit eine ewige Staustelle um die A7 und trotzdem eine Stadt, die man kennen sollte. Sie liegt dort, wo der Lech seinen Weg aus den Alpen durchgesetzt hat und ist schon seit römischer Zeit eine der ganz wichtigen Handelsrouten auf dem Weg von Italien nach Deutschland, der „via claudia“. ![]() Der Lech bei Füssen nach dem Lechfall. Die Römer wußten, wie sie den Handel kontrollieren konnten und bauten auf dem Schlossberg eine Kontrollfestung, die bis zum Untergang des Römischen Reichs bestand. Nach den Römern kam 748 Magnus, eine Missionar aus Sankt Gallen und gründete am Schlossberg das Kloster St. Mang, außerdem wenige Kilometer entfernt eine kleine Kirche in Waltenhofen (heute St. Maria und Florian). Nach den Römern kamen die Welfen, nach denen die Staufer. Der bayrischen Herzog Ludwig II. (nicht der bayrische „Kini“) versuchte den Besitz Füssens gegenüber dem Reich durchzusetzen und baute das heutige „Hohe Schloß“ . Er konnte 1292 eine Einigung mit dem Kaiser erzielen: Ludwig bekam das Land und der Kaiser das Schloß. Darauf konnte Ludwig verzichten, denn die Stadt war durch ihre Lage weit mehr wert als das, was er abgeben mußte und die Burg durfte er ja behalten. nach oben ![]() Füssen am Lech, vom Burgturm aus gesehen Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte boomte die Stadt, denn der Lech war für den Handel ein regelrechtes Gottesgeschenk. Über die via claudia kamen die Waren aus Italien mit Huftieren über die Alpenässe und nachdem der Lech etwa 100 Meter in die Tiefe gefallen war, wurde er bei Füssen befahrbar und damit hatte man eine direkte Verbindung zur Donau. Füssen wurde ausgesprochen reich dadurch. Heute ist der Lech etwas gemäßigter, denn der Lechfall wurde entschärft. Er fällt heute nur noch etwa 12 Meter tief und die Fließgeschwindigkeit ist durch Staustufen langsamer. Bei Waltenhofen, wo Magnus das erste Kirchlein bauen ließ, liegt heute der Forggensee, ein ab 1954 aufgestauter Wasserkraftspeicher des Lech, mit dem weniger der Schiffsverkehr als das Schmelzwasser reguliert wird. Ab Füssen läuft der Verkehr heute über die Bahn und die Straße, mal flüssiger, mal nicht. Einen Hafen gibt es ncht mehr, nur noch Anlegestellen für die Forggenseeschiffahrt. nach oben ![]() Lechfall im Füssen, an der B17 kurz vor Österreich Wenn man Zeit in Füssen verbringt sollte an sich folgende Dinge unbedingt ansehen: Das Hohe Schloß, die Klosterkirche Sankt Mang und die uralte Innenstadt. nach oben Das Hohe Schloß bestand schon 1192, als Ludwig von Bayern den oben genannten Kompromiß erzielte. Wie es in der Gotik üblich war, malte man die Fenster etwas größer, als sie wirklich waren, und versah sie auch mit aufgemalten Erkern und Vorsprüngen. Das ist heute natürlich nicht mehr original gotisch, denn das Erste, was nach ein paar hundert Jahren von den Wänden fällt, ist der Putz. Weil Burg und Schloß aber niemals länger leer standen, konnte man immer ausbessern und machte das natürlich aufgrund dessen, was man vorfand. ![]() Der Hof des Hohen Schlosses von Füssen - die Fensterverzierungen sind alle aufgemalt (Illusionsmalerei). Das Schloß hatte immer die Funktion eines Herrschersitzes (Fürstbischof oder Herzog oder Erzbischof), bis Maximilian von Bayern (2. bayrischer König) 1832 entschied, die Ruinen von Hohenschangau zu kaufen und das Schloß wieder aufzubauen. Die Räume wurden als Verwaltungssitz genutzt, vor 1800 als Lazarett im bayrisch-österreichischen Krieg und bis zur Säkularisation 1802/03 besetzten es die Franzosen. Danach fiel alles an die neu gegründete bayrische Krone. Heute ist das Schloß nur noch Museum. Im gotischen Bildersaal im ersten Stock hängen Altartafeln und Ölbilder u.a. von Hans Holbein unter der originalen Holzdecke aus dem 13. Jahrhundert und daß in diesem Raum diverse < verschiedene, nicht sexuell uneindeutige> Bischöfe empfangen haben, läßt sich ganz leicht nachvollziehen, wenn man an die Decke guckt. ![]() Bischöfe, die hier residiert haben, wurden in die Decke eingearbeitet (leider kriegt man die Namen nicht so ohne Weiteres raus) Nicht nur im Bildersaal hängt Kunst, sondern im gesamten ersten Stock. Wer noch mehr sehen will, kann am Wehrgang auf der alten Stadtmauer laufe und auf den Burgturm klettern. Dort hat man einen hinreißenden Blick auf die Stadt, außerdem wurden sehr liebevoll zwei Zimmer im Turm hergerichtet. Der wichtigste Raum ist das Gefängnis, der nächstwichtige Raum die Wohnstube des Türmers, der auf den/die Gefangenen aufpassen nd bei Gefahr auch Feuer oder Feinde melden mußte. ![]() Wehrgang und Wehrturm der Schloßburg. nach oben Das Kloster Sankt Mang ist eine Gründung des Mönches Magnus, der um 748 aus St. Gallen nach Füssen kam, um hier eine Einsiedelei nach benediktinischem Vorbild aufzubauen. Als Magnus starb, soll er nicht verwest worden sein, was den Anlaß zu einer Klostergründung gab und praktischerweise hatte man direkt die Reliquie des Heiligen. Noch praktischer war, daß das Kloster (wie erwähnt) an der via claudia lag, der wichtigen Verbindung nach Italien.
Die Kirche selbst ist hell und barock. Sie ist nicht so überladen wie die Wieskirche in Steingaden und man kann sich gut vorstellen, daß die Besucher sie als Pause zum Durchatmen nutzen, wenn sie dem Trubel der Altstadt entgehen wollen. ![]() nach oben Die alte Innenstadt geht vom Lech den Berg hinauf ![]() |
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