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Die Schwangauer Königsschlösser Text und Fotos: Martin Schlu, Stand: 26. September 2025 |
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Hohenschwangau - Neuschwanstein - Herrenchiemsee - Linderhof - Museum der Könige Vorab Hohenschwangau ist das Elternhaus Ludwigs II. (1845-1886), in dem er aufwuchs und seine Begeisterung für deutsche Heldensagen und Richard Wagner entwickelte. Neuschwanstein ist Ludwigs Traumschloß, das er plante, seitdem er König war und in dem er lediglich die letzten drei Wochen seines Lebens leben konnte. Der Linderhof ist ein zum Schloß umgebautes Haus, in dem Ludwig wirklich eine längere Zeit lang wohnte und das Neue Schloß auf Herrenchiemsee ist - wie Neuschwanstein - ein Neubau im alten Stil, dessen Fertigstellung Ludwig nicht mehr erlebt hat. Darüber hinaus gibt es noch weitere Gebäude, die für Ludwig wichtig waren: Schloß Nymphenburg, in dem er geboren wurde, und ein paar private Rückzugsorte wie das Königshaus am Schachem oder die Roseninsel im Starnberger See. Wenn man vor hat, Neuschwanstein (NSS) oder Hohenschwangau (HSG) zu besuchen, sucht man sich im Internet am besten eine Zeit aus, die möglichst früh liegt, kalkuliert drei bis vier Stunden Zeit ein und weiß, daß man pro Person etwa einen Fuffi los wird (Erfahrungswerte). Das Kombiticket für beide Schlösser kostet € 40,00, ist aber nicht zu empfehlen, weil man nach drei Stunden Schloßbesuch nicht sofort weitermachen kann ohne eine Reizüberflutung zu erleiden. Pro Tag ein Besuch reicht! Die Anreise erfolgt im im PKW, geparkt wird auf einem der sieben Parkplätze (€ 12,00 für die ersten sechs Stunden, dann wird es billiger) Vom Parkplatz zum Schloß sind es etwa drei (NSS) und zwei (HSG) Kilometer. Die Kutsche kostet pro Person € 8,00 hin und € 4,00 zurück (NSS) bzw. € 5,50 hin und € 3,00 zurück (HSG). Den letzten Kilometer muß man laufen. ![]() Wenn man es erübrigen kann, sollte man wirklich die Kutsche nehmen. Nicht nur verkitschte Naturen finden diese Fahrt gemütlich und man kann sich zumindest eine Viertelstunde fühlen wie die bayrischen Könige, die ja auch überall hin kutschiert wurden. Genaue Zeitplanungen sind aber nicht möglich, weil die Kutschen nach Bedarf fahren und in der Hochsaison wartet man auch schon mal eine Stunde. Man muß nur eine Viertelstunde vor Einlaß auf dem Burghof sein. Wer zu spät ist, hat Pech, weil das Ticket dann ungültig wird. Wer bei schlechtem Wetter zu früh dran ist, hat auch Pech, weil es kaum Sitzgelegenheiten gibt und man sich außerhalb der Burgen nicht unterstellen kann. Anschließend steht man vor dem Burgtor und wartet gottergeben darauf, daß der Zeitpunkt kommt, zu der man eingelassen wird. Erst dann wird die Gruppe aufgerufen, mit der man endlich ins Allerheiligste gelassen wird. Bei einer Million Besucher pro Jahr ist alles streng durchgetaktet und daß die Besucherverwaltung ihr Geschäft versteht, merkt man spätestens in den dort eingerichteten Souvenirläden, in denen man sehr viel Geld lassen kann. ![]() Wartebereich bei Schloß Hohenschwangau bei schlechtem Wetter nach oben Schloß Hohenschwangau Hohenschwangau ist der Wiederaufbau des Schlosses „Schwanstein“ aus dem 11. Jahrhundert, das als „castrum swangowe“ der Wohnsitz der Ritter von Schwangau war, die für die Staufer und die Welfen wichtige Reichsverwalter (verweser) waren. Als die von Schwangau 1536 ausstarben, kam ihr Erbe an das Reich und Kaiser Karl V. gab die Burg weiter an seinen Ratsherren Paumgartner. Da wurde sie das erste Mal umfassend saniert. Die Besitzer wechselten weiter und die Burg kam 1604 an den bayrischen Herzog Maximilian von Bayern. Die Wittelsbacher benutzten die Burg eher als Jagdschloß, im 30jährigen Krieg verfiel die Burg ein bißchen, im Erbfolgekrieg eine bißchen mehr und nach den Koalitionskriegen bis 1809 war die Burg nach einem Angriff der Franzosen sturmreif geschossen. ![]() Schloß Hohenschwangau von Schwangau aus (Parkplatz) Der bayrische Kurfürst und ab 1806 erste bayrische König Max Joseph hatte in den ersten Jahren seiner Amtszeit alle möglichen Steuern erhoben um etwa 3,6 Millionen Gulden (x 63 Gramm in Gold = 226 Tonnen Gold x € 4.000/kg = ca. € 904 Mio) private Schulden zu tilgen. Die Gewinne aus der Säkularisation kamen ihm da gut zupaß. Weil er aber kein Geld für eine weitere Burg hatte, wurde die Ruine Schwangau 1820 für 200 Gulden als Abbruchruine an einen Schwangauer Maurer verkauft, der sie kurz darauf für 25 Gulden mehr an den Füssener Fürsten Ludwig von Oettingen-Wallerstein weiterverkaufte. Der Fürst bekam Geldprobleme und verkaufte die Ruine 1823 ebenfalls. Logischerweise ging das noch ein paarmal so weiter und die Preise stiegen jedes Mal. Der nächste König, Ludwig I. , veränderte in Bayern so ziemlich alles - das wird hier nicht erklärt - aber er ließ zumindest bei der Schwangauer Ruine alles so, wie es war. Dessen Sohn, Maximilian II, verguckte sich bei einem Spaziergang in die Ruine und kaufte sie als König zurück. Ursprünglich hätte er sie für 400 Gulden bekommen, aber als die aktuellen Besitzer herausbekamen, wer sie kaufen wollte, stieg der Preis auf 7.000 Gulden. Max II. kaufte sie 1832 trotzdem und weil er mittlerweile mehr Geld hatte als der Großvater, ließ er sie innerhalb von vier Jahren so umfassend wieder herstellen, daß er ab der Fertigstellung 1836 dort standesgemäß und modern wohnte. Sein Sohn Ludwig II. wurde hier zwar nicht geboren (sondern in Schloß Nymphenburg bei München), verbrachte aber die Kindheit und Jugend hier, bis er - nach dem plötzlichen Tod des Vaters - mit achtzehn Jahren selbst bayrischer König wurde. ![]() Portalinschrift:
Hohenschwangau zum Schwanstein, erbaut von den Edlen von Schwangau im XII <12.> Jahrhundert, wiederhergestellt von dem Kronprinzen Maximilian von Bayern im Jahre des Herrn MDCCCXXXVI <1836> ausgeführt durch Dominick Quaglio Schloß Hohenschwangau - wie es jetzt bezeichnet wurde - ist seit 1836 durchgehend bewohnt und benutzt worden. Deswegen ist das Mobiliar und die Einrichtung original, denn der letzte Bewohner und Herrscher, der legendäre Prinzregent Luitpold starb am 12.12.1812 und wenige Wochen später - anfang 1913 - wurde aus dem Schloß ein Museum, das alle späteren Kriege unbeschädigt überstanden hat. Außer Bergen und Schlössern gab es hier ja auch nichts Anderes. Gemessen an der Funktionsweise vergleichbarer Bauten, ist das Gebäude heute nicht nutzbar. In der Bibliothek gibt es keine Regale, im Speisezimmer stehen keine Anrichten oder Geschirrschränke, in den Ankleidezimmern gibt es keine Schränke, nur im Billadzimmer steht auch eine entspredhender Tisch. Der Grund dafür sind etwa achtzig Wandgemälde (keine Fresken), die aus der Werkstatt Moritz von Schwindt fast alle Wände bedecken, so daß das - damals sehr billige - Personal viel Zeit damit verbracht hat, entsprechenden Dinge wie Kleidung, Wäsche, Bücher und Speisen aus den entsprechenden Küchen oder Lagerräumen zu holen. Entsprechend gibt es viele Tapetentüren, Personalgänge und Heizgänge, durch die man die Kamine heizen konnte, ohne die Rume betreten zu müssen. Durch die dünnen Wände konnte man aber alles hören (der Satz „die Wände haben Ohren“ kommt daher). Fotografieren ist in allen Schlössern verboten, aber man kann im Internet Beispiele für die Räume finden. ![]() Schwanenbrunnen in Nebel nach oben Schloß Neuschwanstein Neuschwanstein ist das bekannteste Schloß, das Ludwig II. (1845-1886) bauen ließ. In Hohenschwangau wuchs Ludwig auf und bekam durch die Wandmalereien dort einen Überblick über die gängigen deutschen Heldensagen. Als er mit achtzehn Jahren selber König geworden war, ließ er ab 1868 die Ruine des alten Schlosses Vordehohenschwangau abreißen und eine neue Burg an ihre Stelle bauen, nach Darstellungen aus Bühnenbildern aus Wagners „Lohengrin“ und Ansichten der Wartburg. Diese Burg sollte sein privater Rückzugsraum werden, den er allerdings nur die letzten Wochen seines Lebens (vom 27. Mai bis zum 12. Juni 1886) bewohnte, bevor er in das Schloß Berg am Starnberger See gebracht wurde, in dem er einen Tag später tot aufgefunden wurde - ob er ertrunken ist oder ermordet wurde, ist nie geklärt worden. ![]() Normaler Touristenandrang vor Neuschwanstein - etwa gegen elf Uhr Neuschwanstein ist sicher das berühmteste Schloß nach Versailles, wobei die meisten Amerikaner eher den bayrischen Bau kennen. Immerhin hat Walt Disney dieses Schloß mal gesehen, er kannte deutsche Märchenbücher des 19. Jahrhunderts, in denen Burgen und Schlösser grundsätzlich mit spitzen Türmen dargestellt wurden und so zeichnete er ab 1940 Schlösser im Neuschwanstein-Stil und die meisten Amerikaner glauben heute, daß dies typisch deutsch ist, wie die Lederhose und der Schweinebraten (vermutlich wählten sie deshalb Trump, weil der auch so schöne Märchen erzählen kann). Jedenfalls steht man im Innenhof nochmal einige Zeit und hat Zeit die Mauern zu bewundern. ![]() Sieht uneinnehmbar aus, aber wenn man ein Ticket hat, kommt man rein. Irgendwann erscheint auf den Wartedisplays die Gruppennummer, man wird erst durch die Drehkreuze und dann in Schulklassenstärke durch das Schloß gehetzt. Weil zur Hochsaison alle fünf Minuten eine neue Gruppe durchgejagt wird, darf man nicht bummeln und man sollte gut zu Fuß sein, weil es über vier Stockwerke rauf und runter geht. Bilder machen ist strengstens (!) verboten, obwohl es viele Asiaten und Amerikaner trotzdem tun. Wer die Königswinterer Drachenburg kennt, sieht hier alles etwas teurer und goldener und weiß, daß Kitsch und Kunst auch hier dicht nebeneinander liegen. Ludwig hatte die mittelalterlichen Heldensagen mit der Muttermilch aufgesogen, war Fan von Richard Wagner, seit er mit fünfzehn Jahren seine erste Wagner-Oper gehört hatte (Lohengrin) und so wimmeln die Wänder von Gemälden, auf denen Siegfried Drachen tötet, Lohengrin den Schwan besteigt (als Fähre, nicht anders...), die Meistersinger singen und Schwäne, Harfen und Trompeten fast allgegenwärtig sind. Es steht sogar ein Flügel herum, damit Wagner, wenn er denn mal nach Neuschwanstein gekommen wäre, etwas aus den Opern spielen konnte. Dies ist aber nie passiert, denn als Ludwig 1884 seine erste Nacht auf Neuschwanstein verbrachte, war Wagner seit einem Jahr tot. ![]() Schloß Neuschwanstein von Schwangau aus Immerhin war Ludwig sowohl bei Neuschwanstein, im Linderhof und auf Herrenchiemsee ein seriöser Bauherr, denn weil er von seinem Großvater Ludwig I. etliche Millionen Taler geerbt hatte, konnte er aus seinem Privatvermögen gescheite Löhne an die Arbeiter und Handwerker der Region zahlen und der Bau der Schlösser war ein Programm zur Arbeitsbeschaffung für die damals strukturschwache Region. Es gab sogar Lohnfortzahlung bei Krankheit und eine Familienrente im Todesfall, die knapp vierzig Familien auch bekamen. Leider hat Ludwig das Schloß nie länger als ein paar Tage bewohnt und als es 1892 halbwegs fertig war, war er schon sechs Jahren tot. Richtig fertig ist Neuschwanstein bis heute nicht, weil immer noch nicht alle Pläne umgesetzt worden sind. Es ist irgendwie eine Mischung aus dem Kölner Dom (wenn der jemals fertig wird, soll die Welt angeblich untergehen) und der „Sagrada Famila“ in Barcelona, die auch hundert Jahre nach dem Tod des Architekten immer noch nicht vollendet ist. Literatur Gerhard Hojer / Michael Petzet: Schloss Neuschwanstein. Amtlicher Führer, Hrsg.: Bayr. Verw. d. staatlichen Schlösser, erschienen ab 1984 Gerhard Hojer / Hermann Leeb: Schwangau - Hohenschangau , Wanderbrevier, Füssen, erschienen ab 1995 Bayr. Verw. d. staatlichen Schlösser (Hrsg.): Schloss Linderhof. Amtlicher Führer, Hrsg.: Bayr. Verw. d. staatlichen Schlösser, erschienen ab 1984 o.A.: Schlossbeschreibung Neuschwanstein und Hohenschwangau, Verlag Kienberger, Lechbruck, o.a. nach oben Museum der bayrischen Könige Wenn man wenigstens ein Schloß von innen gesehen hat und Maximilian und Ludwig I., II. und III. nicht mehr durcheinander wirft, hat es Sinn das Museum zu besuchen (Eintritt € 15,00, erm. 13,50). Auch hier darf man nicht fotografieren, aber man sieht eben königliche Repräsentationsgegenstände wie den Königsmantel im Eingang, Prunk- und Protzgeschirre hinter Glas, jede Menge Bilder, Zeichnungen und Gemälde und hat im Kopf, daß das Meiste aus bayrischen Steuergeldern bezahlt wurde. Etwas störend ist, daß an den Objekten kaum Erklärungen stehen, sondern nur die nackten Bezeichnungen und eine Nummer, die man in einen Audioguide eingeben muß. Das hat zwar eine gewisse Stille bei den vielen Besuchern zur Folge, aber wer nicht die ganze Zeit dieses Ding am Ohr haben muß, hat nicht wirklich viel davon, wenn man nicht schon in der Materie drin ist. ![]() Das Museum von außen (die Lichter oben schimmern durch eine riesige Glasfront im ersten Stock) Wir waren bei schlechtem Wetter drin und hatten nach einer Stunden das Gefühl, daß wir durch waren. Glücklicherweise gab es eine Sitzbank an der großen Glasscheibe und dann haben wir auf den Alpsee geguckt und alles war wieder gut. ![]() Der Alpsee vom Ufer des Museums aus. nach oben |
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