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    Venedigs Inseln: San Michele, der Friedhof


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Text und Fotos von Martin Schlu, Stand: 10. Oktober 2022

Das alte Portal von San MicheleDas alte Portal von San Michele

San Michele ist die Friedhofsinsel von Venedig. Das hört sich erstmal ziemlich unspektakulär an, doch dahinter steckt mehr. Weil auf Venedig selbst der Untergund ja aus versteinerten Bäumen besteht, konnte man dort nur wenige Gräber anlegen, doch weil man nicht tief genug graben konnte, stank es öfter. Als Napoleon Venedig erobert hatte, verfügte er, draußen in der Lagune auf einer Insel den zentralen Friedhof anzulegen. Zunächst nahm man die Insel San Christoforo, doch die wurde schnell zu klein. Man schüttet den Kanal zur Nachbarinsel San Michele zu, vereinigte beide Inseln und  zog eine große Mauer um das Areal. Die Särge brachte man mit dem Boot bis oben an die Haupttreppe und dann zu den Gräbern.

Hier kamen die Särge früher an, bevor der Seitenangang gebaut wurde.
Hier kamen die Särge früher an, bevor der Seitenangang gebaut wurde.

Die Insel ist sehr planmäßig angelegt - auch das ist Napoleon zu verdanken. Die etwa dreißig Gräberfelder sind systematisch sortiert: Mausoleen, Urnenwände, Sargfelder, französische, deutsche und englische Abteilungen, Kindergräber und Friedwiesen. Am Friedhofseingang kan man einen Lageplan ausleihen um bestimmte Gräber zu finden.

Bis heute werden viele Menschen auf San Michele bestattet, doch irgendwann wurde auch dort der Platz knapp. Seitdem gibt es zwei Möglichkeiten für die Bestattung: Entweder werden die Särge verbrannt und die Urnen mit der Asche in Urnenräumen aufbewahrt oder gleich in regelrechte Urnenwände eingemauert.

Einer der alten Urnenräume
Einer von mehreren Urnenräumen

Außerdem wurden die Liegezeiten von ewig auf etwa fünfzig Jahre verkürzt.

Wer berühmt oder für Venedig wichtig war, darf bleiben. Zu den berühmten Toten gibt es eine Wegekarte und die Gräber von Igor und Vera Strawinsky, Esra Pound, Joseph Brodsky, Serge Diaghilew, Luigi Nono und vielen anderen bleiben natürlich.

Auf Diaghilews Grab legen Tänzer bis heute Ballettschuhe ab.
Auf Diaghilews Grab legen Tänzer bis heute Ballettschuhe ab.

Die Pflege übernehmen die städtischen Friedhofsgärtner und die Restauratoren. Doch irgendwann sind keine Angehörigen mehr da, die die Grabpflege bezahlen. Dann wartet man eine Zeitlang ab, ob sich jemand meldet und erst dann wird das Grab endgültig aufgelöst. Was dann noch übrig ist, wird ausgegraben und auf einer anderen Toteninseln, weit draußen in der Lagune, entsorgt, die Knochen werden aufeinander geschichtet, der Zugang zur Insel ist verboten und in Google Maps ist die Insel ein einziger grüner Fleck, weil die Flora natürlich alles überwuchert. So ähnlich machten die Pariser es auch seit dem 18. Jahrhundert in ihren Katakomben.

Erst wenn ein Grab so verfallen ist und es keine Angehörigen mehr gibt, wird es aufgelöst.
Erst wenn ein Grab so verfallen ist und es keine Angehörigen mehr gibt, wird es aufgelöst.

Das uralte Kloster auf San Michele ist bis heute von Mönchen bewohnt. Diesen Teil kann man natürlich nicht besichtigen, aber man kann in die Kirche. Was man unbedingt mitnehmen sollte, ist ein gutes Mückenmittel, denn die kleinen, blutrünstigen Viecher haben hier alles was sie brauchen: Feuchtigkeit, Wärme und Schatten. Wir habven mit den heimische Mückenmitteln bessere Erfahrungen gemacht als mit den italienischen - vielleicht haben sich die Mücken schon daran gewöhnt.

Wenn man von Fundamentum nuove nach Murano oder weiter fährt, zeigen die Engel in der Lagune den Weg. Die Haltestelle heißt „cimitero“.

Die Engel kennen den Weg.
Die Engel kennen den Weg.

http://www.venedig-venetien.de/san-michele.php

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