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Schloß Stolpe bei Usedom Text und Fotos: Martin Schlu, Stand: 11. Mai 2025 |
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Kurz hinter Usedom geht der Weg in das originale DDR-Pflaster über und man hat das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben. Alles wirkt auf einmal sehr ländlich und man muß langsam fahren, weil das Pflaster sehr grob wird und die Stoßdämpfer extrem beansprucht (wie wäre das erst bei den eisenbeschlagenen Rädern der Kutschen vor zweihundert Jahren gewesen?). ![]() In Stolpe ist die Zeit stehengeblieben Doch am Ende des Dorfes weitet sich die Straße und man steht vor einem Schloß, das unverkennbar älter ist und trotzdem wirkt, als sei es gerade fertig geworden. Man hält an, geht hinein und erlebt eine typische Geschichte von Feudalismus, Barock, DDR und Wiedervereinigung und sehr viel persönlichem Engagement. ![]() Schloß Stolpe war ein Sitz der Stolper Nebenlinie der Familie von Schwerin, die zu den Großfürsten von Mecklenburg gehörten. Die waren mit Gerhard von Schwerin (1389-1423) seit dem 14. Jahrhundert in Stolpe ansässig und hatten damals bereits ein Schloß erbaut und bewohnt. Ein Nachkomme, Otto von Schwerin (1568–1612), ließ sich auf den Grundmauern des mittelalterliches Schlosses 1612 zunächst ein aktuelles Schloß bauen (Renaissancestil), hatte aber nicht lange Freude daran, weil er noch vor Baubeginn starb und seine Erbe es nicht lange nutzen konnte. Im Dreißigjährigen Krieg zogen ja 1632 die Schweden über Usedom Richtung Süddeutschland und es gab dabei gewisse Kollateralschäden, die das Schloß unbewohnbar machten. Die Außenmauern blieben zwar erhalten, der Rest mußte aber neu aufgebaut werden und bis das Geld zusammen war, war die Renaissance vorbei und man baute den Dachstuhl ab 1690 im aktuellen Barockstil auf. Dummerweise hatten die von Schwerins nach dem Tod Erdmann Friedrich von Schwerins (1704-1743) keinen männlichen Erben mehr und verkaufte die Witwe das Schloß. Erst nach knapp 150 Jahren konnte wieder ein Nachfahre der Familie das Schloß 1895 günstig kaufen (Konkursmasse?) und nach seinen Vorstllungen umbauen. Auch im 19. Jahrhundert hatte sich die Baumode geändert und nun bekam das Haus neoromanische Elemente wie Arkarden, Rundbogenfenster und einen weiteren Turm (man nennt das „Historismus“). Zum Glück florierte die Landwirtschaft des Gutes, der Betrieb wuchs, man konnte weiter in das Schloß investieren und die Familie und das Dorf florierten durch den wirtschaftlichen Aufschwung. Dann kam der Erste Weltkrieg und es passierte in Stolpe nichts Besonderes. Auch die NS-Zeit brachte - zumindest in Stolpe - kaum Veränderungen. Erst nach 1945 änderte sich etwas: Die letzte Bewohnerin, Freda Gräfin von Schwerin (geb. von Kleist) mußte das Schloß verlassen. Das Gebäude wurde - als Negativbespiel vergangner feudaler Herrschaft - geplündert, verwüstet und Teile der Bausubstanz wurden abgerissen und für andere Gebäude verwendet. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus irgendwie instand gesetzt und als Ferienlager für Kinder benutzt. 1974 wurden die Türme abgerissen (Feudalsymbole) und nach der Wiedervereinigung 1990 drohte der Schloßverfall, weil die Treuhand auch nicht wußte, was sie mit Hunderten alter Schlösser in den neuen Bundesländern anfangen sollte. ... wird fortgesetzt... nach oben |
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