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Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert - Nationalsozialismus


Nationalsozialismus

Das Mädchen Anne Frank
Margot
Die Geschichte der Familie Frank
Bergen Belsen
Annes Tagebuch
Miep Gies
Kitty
Verhaftung
Deportation
Die Zeit bis zum Untertauchen
Das Hinterhaus
Die Ankunft in Auschwitz
Der Bericht Fritz Franks
Hanneli
Krankheit und Ende

Literatur

Literaturempfehlungen

 

Anne Frank
Die Ankunft in Auschwitz
erstellt von Frederike v. Wehrs 15.Januar 2001

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Bloeme Evers-Emden kannte Margot und Anne noch von der Schule, sie war in Margots Parallelklasse gewesen. Nun traf sie die Franks in Westerbork und war auch im letzten Transport dabei. Sie beschreibt die Ankunft so:
 
„Von den unzählbaren Stunden im Zug von Westerbork nach Auschwitz weiß ich nur sehr wenig. Ich erinnere mich an das Aneinandergedrücksein, keinen Platz zu haben und wegzusacken in den Schlaf, mehr nicht.
 
Aber ich erinnere mich an die Ankunft. Endlich gingen die Türen des Waggons auf, und Männer in blau-weiß gestreiften Anzügen standen vor uns. Sie schrien und schlugen uns aus dem Waggons. Ich erinnere mich auch, dass ich plötzlich eine Frau mit einem dieser Männer sprechen sah, woraus ich schloß, dass sie ebenfalls Häftlinge waren.
 
Wir wurden mit unserem Gepäck zu einem großen Platz geführt, der von unheimlich starken Lampen angestrahlt wurde, so stark, dass ich das Gefühl hatte, sie wären Monde. Ich dachte wir sind auf einem anderen Planeten. Diese verrückte Idee paßte in meine Wahrnehmung; ich glaube, dass diese Fahrt das Bewußtsein sehr getrübt hatte, und dadurch konnten Gedanken auftauchen, die nicht der normalen Wirklichkeit entsprangen. Ich dachte: Wir sind auf einem anderen Planeten angekommen nach dieser Reise, und hier gibt es drei Monde.
 
Der Platz war schlammig. Manche Leute stampften ihre Wertsachen in den Boden.
 
Dann kamen wir in Räume, wo wir uns entkleiden mußten. Das hat mich wahnsinnig geschockt. Ich war achtzehn Jahre, keusch und nach der herrschenden Moral erzogen. Ich genierte mich selbstverständlich und war schamhaft. Ich erinnerte mich an ein hörbares Krachen in meinem Kopf, davon, dass ich buchstäblich bloßgestellt wurde vor den Augen von Männern. Und dann schoß es mir wie ein Blitz durch den Kopf, dass ab jetzt andere Normen und Werte galten, dass ich mich anpassen mußte und das ein vollständiges Leben anfing oder der Tod wartete..."
(Quelle: Gies : S. 311)
 
Mit diesem Transport waren insgesamt 1.019 Menschen nach Auschwitz gekommen. Sofort nach der Ankunft, noch auf der Rampe, fand die Selektion statt. 258 Männer und 212 Frauen wurden ins Lager aufgenommen und bekamen eine Nummer auf den linken Arm tätowiert, die übrigen 549 Personen aus dem Transporter, darunter alle Kinder unter fünfzehn Jahren, wurde sofort vergast.
 
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