www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert - Nationalsozialismus


Nationalsozialismus

Das Mädchen Anne Frank
Margot
Die Geschichte der Familie Frank
Bergen Belsen
Annes Tagebuch
Miep Gies
Kitty
Verhaftung
Deportation
Die Zeit bis zum Untertauchen
Das Hinterhaus
Die Ankunft in Auschwitz
Der Bericht Fritz Franks
Hanneli
Krankheit und Ende

Literatur

Literaturempfehlungen

 

Anne Frank
Ende und Tod
erstellt von Frederike v. Wehrs 15.Januar 2001

zurück - weiter
 
 
 
Auch Janny Brandes-Brilleslijper hat Auschwitz und Bergen Belsen überlebt, zusammen mit ihrer Schwester Lien. Sie sagte, es sei so wichtig gewesen, zu zweit zu sein, die Verantwortung für noch einen Menschen zu haben. Janny und Lien arbeiteten in Bergen-Belsen als Krankenschwester, und Janny erzählt, dass Anne und Margot an Typhus erkrankten. Irgendwann in den letzten Tagen habe Anne, in eine Decke gehüllt, vor ihr gestanden.
 
„Sie hatte keine Tränen mehr, ach, die hatten wir längst nicht mehr, und sie erzählte, es hätte ihr so gegraut vor den Tieren in der Kleidung, dass sie alle ihre Kleider weggeworfen hätte. Es war ein harter Winter, und sie war in eine einzige Decke gehüllt. Ich habe alles was ich finden konnte , zusammengerafft, um es ihr zu geben, so dass sie wieder angezogen war. Zu essen hatten wir selbst auch nicht viel, und Lientje war schrecklich krank, aber ich habe Anne was von unserer Brotration abgegeben."
 
Als Janny drei Tage später nach Anne und Margot schauen wollte, waren beide tot.
 
Beide hatten Typhus. Damit war ihr Schicksal besiegelt. (Nein, nicht Schicksal, sie wurden mit Typhus getötet, ebenso mörderisch, als hätte jemand sie eigenhändig umgebracht.)
 
Von Rachel van Amerongen-Frankfoorder, die in Bergen-Belsen in der selben Baracke wie Anne und Margot war, habe ich folgenden Bericht gefunden:
 
„Die Mädchen Frank waren schon sehr abgemagert und sahen schrecklich aus. Sie zankten sich oft wegen ihrer Krankheit, denn das sie Typhus hatten, war deutlich, das sah man auch, wenn man früher nie etwas damit zutun gehabt hatte. Typhus war das Kennzeichen von Bergen-Belsen. Sie bekamen diese ausgehöhlten Gesichter, Haut über den Knochen. Sie froren schrecklich, weil sie die ungünstigsten Plätze der Baracke hatten, unten an der Tür, die ständig auf und zu ging. Man hörte sie dauernd schreien: „Tür zu, Tür zu„, und diese Rufe wurden jeden Tag etwas schwächer.
 
Man sah sie wirklich sterben, beide, zusammen mit anderen. Aber das Traurige war natürlich, dass diese Kinder noch so jung waren. Ich fand es immer schrecklich, wenn Kinder noch überhaupt nichts vom Leben gehabt hatten. Sie waren die Jüngsten bei uns, wir anderen waren alle etwas älter. Die Erscheinungen von Typhus zeigten sich deutlich bei ihnen: das langsame Wegebben, eine Art Apathie, vermischt mit Aufleben, bis auch sie so krank wurden, dass es keine Hoffnung mehr gab. Ihr Ende kam. Ich weiß nicht wer eher hinausgetragen wurde, Anne oder Margot. Ich sah sie plötzlich nicht mehr, so das ich annehmen mußte, dass sie gestorben waren, besondere Aufmerksamkeit habe ich ihnen nicht geschenkt, weil so viele andere da waren, die auch starben. Als ich sie nicht mehr gesehen habe, habe ich angenommen, dass sie gestorben sind, dort unten auf dem Bett. Eines schönen Tages waren sie nicht mehr da, eines schlechten Tages eigentlich.
 
Die Toten wurden immer hinausgetragen und vor die Baracke gelegt. Wenn man morgens hinausgelassen wurde, um zu Latrine zu gehen, mußte man an ihnen vorbei. Das war immer genauso schrecklich wir der Gang zur Latrine selbst, weil allmählich jeder Typhus hatte. Vor der Baracke stand eine Art Schubkarren, in den man seine Bedürfnis verrichten konnte. Manchmal mußte man diese Schubkarren auch zu Latrine bringen. Das war sehr, sehr schlimm. Vermutlich bin ich auf einem dieser Gänge auch an den Leichen der Schwestern Frank vorbeigegangen, an einer oder an allen beiden, das weiß ich nicht. Ich habe damals angenommen, dass auch die Leichen der Mädchen Frank vor die Baracke gelegt wurden. Und dann wurden die Haufen wieder weggeräumt. Es wurde eine große Grube gegraben, da wurden sie hineingeschmissen, so kann man es wohl sagen. Das muß ihr Schicksal gewesen sein, weil es mit anderen Menschen auch so gelaufen ist. Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass es mit ihnen anders abgelaufen ist als mit allen anderen Frauen, die bei uns in dieser Zeit gestorben sind.„
 
 
„Hier endete Annes Leben"
 
 
Amsterdam den 23. März 1942

 

Liebe Jacque,
„Bleib immer ein Sonnenstrahl,
In der Schule ein braves Kind.
Für mich die liebste Freundin,
Dann wirst du von Allen geliebt.„
 
Dies schrieb Anne in das Poesiealbum ihrer besten Freundin Jacqueline van Maarsen.
 
zurück - weiter